Glücksboten
schrecklich gern haben, möchte niemand sie als Partnerin. Sie hat die fatale Neigung, laut zu denken, was dem Gegner einen unfairen Vorteil verschafft.«
Lucas grinste, und einen gefährlichen, vibrierenden Augenblick lang fühlte Perdita sich daran erinnert, wie er bei ihrer ersten Begegnung gewesen war: attraktiv, verwegen und mit jenem frechen Grinsen ausgestattet. Es versetzte ihr einen kleinen Stich. Sobald sie ihn zu Hause abgesetzt hatte und auf dem Weg zu Kitty war, wurde ihr eines klar: Wenn sie nicht gut aufpasste, konnte es leicht möglich sein, dass sie sich abermals zu ihm hingezogen fühlte.
Natürlich würde sie nicht darauf reagieren und sich nicht einmal die winzigste Fantasie gestatten, dass sie ihn etwa wieder zurücklocken könnte, aber diese Erkenntnis zwang sie, ihrem Problem endlich Beachtung zu schenken. Sie war allein, ohne ein Ziel für ihre romantischen Bedürfnisse, ohne ein Objekt, auf das sie ihre Liebe richten konnte, ohne selbst die entfernteste Möglichkeit zu einem Flirt. Es war ein gefährlicher Zustand. Sie musste etwas dagegen unternehmen.
Als sie später ein halbes Dutzend schmutziger Becher und ein paar Schüsseln abspülte, war es Perdita unmöglich, nicht an ihre kurze, turbulente Ehe mit Lucas Gillespie zu denken und daran, wie sie sich hinterher mühsam wieder hochgerappelt hatte.
Kitty war wunderbar gewesen. Sie hatte für Perdita Partei ergriffen und ihren Eltern klar gemacht, dass ihre Tochter ihre Leidenschaft für das Reisen nicht teilte und daher keine Lust hatte, mit einem Rucksack auf dem Rücken durch die Welt zu gondeln, um über ihr gebrochenes Herz hinwegzukommen. Sie überzeugte ihre Eltern, dass Perdita etwas ganz anderes brauchte: ein ruhiges Leben mit Kitty, Gartenarbeit, Bücher und nahrhafte Mahlzeiten. Und viel später, nachdem Perdita ihre Gartenbauausbildung abgeschlossen und Kitty Perditas Vater die Mitgift abgeschwatzt hatte, ermutigte Kitty ihre junge Freundin, den ersten Folientunnel anzuschaffen und sich selbstständig zu machen.
Dann trennte Kitty einen Morgen von ihrem eigenen, riesigen Garten ab und schenkte ihn Perdita. »Damit ich kein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich mich nicht darum kümmere.«
Später sah Perdita sich dann in der Lage, das winzige Cottage am Ende der Gasse zu kaufen, das früher einmal der Wildhüter von Grantly House bewohnt hatte. Außerdem konnte sie noch Land für zwei weitere Tunnel kaufen.
Es gab ein paar spektakuläre Auseinandersetzungen um das Thema Geld; Kitty wollte die ganze Angelegenheit finanzieren. Sie hatte etwas gegen Hypotheken, da sie selbst niemals eine benötigt hatte, und sie fand, dass Perdita ihr erlauben sollte, ihr das Cottage und das Land zu kaufen, und zwar mit dem Argument, dass Perdita ohnehin eines Tages Kittys ganzes Geld erben würde.
Mit einer Halsstarrigkeit, die sie beide überrascht hatte, hatte Perdita abgelehnt. Sie veranlasste alles Notwendige für eine Hypothek und ein Bankdarlehen. »Damit ich mehr zu erben habe«, erklärte sie Kitty.
Perdita war von Anfang an klar gewesen, dass sie mit dem Anbau von Möhren und Kartoffeln unmöglich ihren Lebensunterhalt verdienen konnte. Sie musste besondere Gemüsesorten für besondere Köche anbauen. Also ging sie zu der nahe gelegenen Schönheitsfarm und überzeugte Ronnies Vorgänger davon, dass er Gemüse frisch aus der Erde auf den Tisch bringen müsse - er brauche ihr nur zu sagen, was er benötige, dann würde sie es anbauen und liefern.
Das gleiche Angebot machte sie Enzo in Grantly House. Seine Bedürfnisse waren esoterischer gewesen und schlossen spezielle Kräuter ein, glattblättrige Petersilie, Kerbel, Koriander, jede Art von Basilikum und Estragon, Thymian, Rosmarin, Salbei und Dill. Er wollte Babylauch von der Größe ihres kleinen Fingers, Gemüse, das zu jung zum Sterben war - Luzerne, Sprossen von Bockshornklee und süßen spanischen Pfeffer aus Samen, der aus der Karibik kam. Ihr Geschäft florierte.
Jetzt, fünf Jahre später und in dem festen Glauben, dass all ihre von der Ehe geschlagenen Wunden verheilt waren, galt Perditas erste Sorge Janey. Lucas war offensichtlich die Art Chef, die glaubte, dass man das Personal durch Demütigung zu Höchstleistungen anspornen konnte. Selbst ohne ihr persönliches Wissen, wie grausam Lucas sein konnte, hätte Perdita sich Sorgen um Janey gemacht, vor allem, nachdem ein paar Telefongespräche mit ihr offenbart hatten, dass sie drauf und dran war, sich in Lucas zu
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