Glücksboten
nicht wirklich?«
»Hm, nein, das ›Nenn mich‹ lassen wir weg.«
»Oje. Dann macht die Zusammenarbeit mit ihm also nicht viel Spaß?«
Janey seufzte. »Ich bin bloß froh, dass ich keine Fernsehsendung mit ihm machen muss.«
»Oh, das ist ja so unfair!«, rief Perdita, der die Enttäuschung in Janeys Stimme nicht entgangen war. »Wen nehmen sie denn dafür?«
»Nun, dich natürlich«, antwortete Janey. »Ich dachte, du wüsstest es.«
»O nein! Ich dachte, das wäre bloß eine Laune von diesem Mann gewesen, kein ernsthafter Vorschlag. Ich mache da nicht mit.«
»Aber du musst!«, versicherte Janey. »Denk nur, was für eine wunderbare Chance das ist! Denk an die Publicity!«
»Ich brauche keine Publicity, Janey. Ich kann ohnehin kaum alle meine Kunden beliefern. Ich brauche keine neuen.«
»Aber du bist immer pleite!«, meinte Greg.
»Na ja, aber ich arbeite rund um die Uhr, jeden Tag, den Gott werden lässt. Mehr Kunden könnte ich unmöglich beliefern.«
»Du könntest dein Geschäft erweitern.«
»Das will ich nicht. Harte Arbeit macht mir nichts aus, und ich habe gern alles selbst unter Kontrolle. Wenn ein Geschäft zu groß wird, verliert der Besitzer den Überblick, und die Dinge geraten leicht außer Kontrolle. Und schwups - bist du pleite.« Das war die fast wörtliche Wiedergabe einer Aussage, die sie im Radio aufgeschnappt hatte.
»Trotzdem musst du diese Fernsehsache machen«, beteuerte Janey, die sich keinen Deut für effiziente Geschäftspraktiken interessierte. »Sonst wäre das Lucas gegenüber nicht fair.«
»Schätzchen, wenn ich mich nicht dazu bereit erkläre, besorgen sie sich jemand anderes«, entgegnete Perdita. »Es würde nicht bedeuten, dass die ganze Sendung gekippt wird. Es würde vielleicht sogar bedeuten, dass sie die Sendung hier aufzeichnen, was schließlich das ist, was Lucas will. Du würdest vielleicht sogar ins Fernsehen kommen, Janey.«
»Nein, Mr Grantly hat uns gesagt, dass sie die Sendung hier nicht aufzeichnen werden. Sie sind von deinem Cottage nicht abzubringen.«
»Um Gottes willen! Du kennst meine Küche, Janey. Würdest du da eine Kochsendung machen?«
»Ich habe keine Ahnung vom Fernsehen«, gab Janey wenig hilfreich zurück. »Wenn diese Leute deine Küche für passend halten, ist sie es wahrscheinlich auch.«
»Unsinn. Ich finde, sie sollten sich einen anderen Koch und einen anderen Drehort suchen und uns mit unserer Arbeit in Frieden lassen.« Perdita trank ihren Tee aus. »Und wenn Lucas ein feiges Arschloch ist, solltest du es Mr Grantly sagen. Er hat wahrscheinlich gar keine Ahnung, was für ein Schwein der Mann ist.«
»Wie auch?«, meinte Greg. »Mr Grantly denkt doch, die Sonne scheint aus Lucas' ...«
»Aus meinem was?«, begehrte der infrage stehende Mann zu wissen, der wie eine dunkle Wolke an einem sonnigen Tag in der Tür aufgetaucht war.
Perdita sprang von der Theke und stieß sich in ihrer Hast das Schienbein. »Das willst du gar nicht wissen, Lucas«, erklärte sie. »Ich habe dein Gemüse gebracht.«
»Nun, ich hatte auch nicht angenommen, dass du eigens zu dem Zweck gekommen bist, mein Personal von der Arbeit abzuhalten.«
»Solltest du nicht besser in den Kühlraum gehen und die Lieferung überprüfen?«, fragte Perdita, die fuchsteufelswild geworden wäre, hätte er eine derartige Maßnahme als notwendig erachtet.
Lucas brummte etwas und verschwand im Kühlraum.
Perdita nutzte seine Abwesenheit und raunte Janey noch eine letzte Warnung zu: »Er ist ein Bastard, also arbeite nicht für ihn.«
Janey, der schmerzlich bewusst war, dass sie ihrem Zeitplan hinterherhinkte, machte sich verzweifelt über eine Kartoffel her. »Ich weiß, das sollte ich wirklich nicht, aber er ist so göttlich! Ich lasse mich lieber von Lucas beschimpfen, als ... als ... von einem anderen mit Lob überhäufen.«
»Du hast sie nicht mehr alle! Du willst doch für so einen Mann nicht arbeiten?«
»Doch, will ich wohl! Ich freue mich jeden Morgen auf die Arbeit, nur weil ich weiß, dass er hier sein wird, und wenn er noch so grässlich zu mir ist.«
Perdita wusste, dass sie Janey mit Logik nicht beikommen würde. Es war sinnlos, ihr ihren Wahnsinn ausreden zu wollen - das wusste sie aus persönlicher Erfahrung. Was Janey brauchte, war nicht nur ein anderer Job, sondern auch ein anderer Mann, in den sie sich verlieben konnte. Und in diesem Augenblick fiel ihr genau der Richtige ein.
»Janey, sonntags arbeitest du doch nicht, oder? Komm dieses
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