Glücksboten
Menschen auch?«
»Weil ich Spülschüsseln hasse! Ein Eimer ist viel praktischer. Zum einen kann man das ganze Zeug eintauchen. Ich habe einen Eimer zum Waschen und einen anderen zum Abspülen. Dann kann das Geschirr auf der Spüle trocknen. Nachdem ich alles rausgenommen habe natürlich.«
Lucas schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt. Warum kannst du nichts so wie alle anderen Menschen machen?«
»Warum kannst du nicht begreifen, wann du unerwünscht bist? Ich bin ganz glücklich mit meinem Abwasch. Es geht dich nichts an, wie ich ihn erledige. Ich habe dich nicht gebeten, noch mal zurückzukommen und mir zu helfen!«
Lucas sah sich um. »Nein, ich weiß. Aber du musst zugeben, dass du allein Stunden beschäftigt wärst. Und warum machst du eigentlich kein Licht? Es ist stockfinster hier drin.«
»Das Licht ist an«, seufzte Perdita. »Siehst du es nicht?«
Lucas entdeckte die eine nackte Birne, die von der Decke baumelte. »Um Himmels willen! Kein Wunder, dass du nicht gern kochst, wenn du versuchst, es in diesem schwarzen Loch zu tun!«
»Ich versuche nicht, es in diesem schwarzen Loch zu tun! Ich versuche, es gar nicht zu tun, Punkt! Heute war eine Ausnahme, eine einmalige, nie wiederkehrende Erfahrung.«
»Nun, ich sehe warum.«
»Und ich bin froh, dass du irgendetwas siehst, denn nachdem die Sonne untergegangen ist, kann ich nichts mehr sehen! Aber ich schaffe es trotzdem, den Abwasch zu erledigen, indem ich mich auf meinen Tastsinn verlasse. Also, wenn es dir nichts ausmachen würde, dich zu verziehen, könnte ich es endlich hinter mich bringen.«
»Warum zur Hölle lässt du hier keine Lampen einbauen?«, rief Lucas aus dem Wohnzimmer. Er kam mit einer Tischlampe zurück. »Wo kann ich sie einstöpseln?«
Perdita seufzte. »Zieh den Stecker von der Mikrowelle raus.«
Lucas kehrte den großen Stapel Post, Wurfsendungen und wichtige Briefe, die auf der Mikrowelle lagen, zusammen und stapelte sie auf einen Stuhl.
»Leg sie nicht da hin! Da find ich sie nie wieder!«
»Es sind sowieso nur Reklamesendungen«, erwiderte Lucas voller Abscheu.
»Das stimmt nicht, und außerdem mag ich Reklamesendungen.«
Lucas hielt mitten in der Bewegung inne. »Du bist wirklich verrückt. Wie kann irgendjemand Reklamesendungen mögen?«
Perdita zuckte die Schultern. »Ich kann sie beim Frühstück lesen, und ich brauche nichts deswegen zu unternehmen. Und die Plastiktaschen, in denen sie verschickt werden, sind sehr nützlich«, fügte sie hinzu, eine Spur beschämt über ihre umweltfeindlichen Vorlieben.
Lucas schnalzte laut mit der Zunge. »Um Gottes willen, Frau, nimm doch Vernunft an!«
Perdita holte tief Luft, um ihm klipp und klar zu sagen, dass sie schon vor langer Zeit Vernunft angenommen hatte und dass das nicht sein Verdienst gewesen war, als sie bemerkte, dass er sich mit einer Geschwindigkeit und Effizienz über den Abwasch hermachte, die ihre Küche noch nie erlebt hatte. Sie beobachtete ihn einen Augenblick lang und kam dann zu dem Schluss, dass es ihr Abwasch war und nicht seiner. »Du spritzt Wasser auf den Boden. Lass mich das erledigen.« Sie stieß ihn mit dem Ellbogen aus dem Weg und ließ sich auf die Knie nieder. »Setz den Kessel auf, wenn du dich nützlich machen willst. Dieses Wasser hier ist schon kalt.«
Mit einem verärgerten Knurren füllte Lucas den Elektrokessel und schaltete ihn ein. »Ich muss wegen des Herdes mit dir reden. Für die Sendung können wir ihn unmöglich benutzen. Und die Beleuchtung reicht auch nicht.«
»Die Fernsehleute werden ihre Beleuchtung mitbringen. So viel weiß sogar ich.« Sie schrubbte eine Schüssel, die sie normalerweise ein paar Tage eingeweicht hätte. »Und was den Herd betrifft, ich habe von Anfang an allen gesagt, dass die ganze Küche absolut ungeeignet ist.« Sie rutschte unbehaglich auf den Knien hin und her und bedauerte dabei, dass ihre Eimer-Idee, so hervorragend sie in vieler Hinsicht auch war, es erforderlich machte, in ihrer besten Jeans auf einem nassen Küchenboden zu knien. Auch die Tatsache, dass Lucas von oben spöttisch auf sie herabblickte, machte die Dinge nicht besser.
»Die Küche ist in Ordnung oder wäre es jedenfalls, wenn sie nicht so ein gottverdammter Schweinestall wäre, aber das Licht und der Herd sind ein Desaster.«
»Nun, das mit dem Herd tut mir Leid, er ist der einzige, den ich habe, und selbst wenn ich es mir leisten könnte, würde ich nicht im Traum daran denken, einen neuen zu kaufen, nur um dir und
Weitere Kostenlose Bücher