Glücksboten
fortzukommen, folgte ihr prompt in die Küche.
»Das Fleisch muss tranchiert werden«, erklärte Perdita. »Glaubst du, du könntest das übernehmen? Der Tisch ist nicht groß genug, daher müssen wir es hier tun. Macht es dir etwas aus?«
»Perdita, es macht mir nichts aus, es zu versuchen, aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht mehr abgeschnitten als eine Scheibe Käse. Das macht zu Hause immer mein Dad.«
»Oh. Hm, du bist ein kluges Mädchen und eine gute Köchin, und ich bin fest davon überzeugt, dass du es schon richtig machen wirst.«
Janey fuhr mit dem Daumen über das Messer, das Perdita ihr in die Hand gedrückt hatte. »Du hast nicht vielleicht einen Wetzstahl. Etwas, um die Klinge zu schärfen?«
Perdita zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich nicht. Ich habe nur die Dinge, die Kitty mir gegeben hat. Aber vielleicht finde ich irgendwo ein besseres Messer.«
Das zweite Messer war nicht schärfer als das erste, noch dazu war der Griff locker. »Perdita, warum bittest du nicht einfach Lucas darum? Wenn er die Sache verpfuscht«, meinte Janey, die dies offensichtlich für höchst unwahrscheinlich hielt, »kannst du ihm die Schuld in die Schuhe schieben.«
Perdita fand diese Idee sehr verführerisch, wollte sich aber andererseits keine solche Blöße geben. »Nein, ich werde das Fleisch selbst aufschneiden. So schwer kann das doch nicht sein.« Sie nahm Janey das Messer ab und machte sich über die Lammkeule her. Die Oberfläche widerstand der Klinge - sie rutschte ab und drückte sich in ihren Daumen. Glücklicherweise war sie zu stumpf, um sich daran zu schneiden. Als Nächstes stach Perdita mit der Spitze in den Braten und schaffte es, sich ein paar Zentimeter vorzuarbeiten, bis die Klinge auf einen Knochen traf. »Mist!«, murmelte sie.
»Warum überlässt du das nicht mir?«, fragte Lucas von der Tür her.
»Okay«, gab Perdita nach. »Wir bringen die übrigen Schüsseln auf den Tisch, und du tranchierst.«
Während sie und Janey die Teller, die Soße, einige Servierlöffel und das Gemüse ins Wohnzimmer brachten, beobachtete Perdita, dass Lucas das Messer auf der Stufe an der Gartentür schärfte. In der Zeit, die sie benötigte, um alles auf dem Tisch unterzubringen, zerlegte Lucas die Lammkeule in eine säuberliche Reihe rosafarbener Scheiben und richtete sie auf der ein wenig fleckigen und angeschlagenen Servierplatte an, die sie zu diesem Zweck eigens abgestaubt hatte. Er brachte das Fleisch ins Wohnzimmer und hielt es den übrigen Gästen hin. Es sah ausgesprochen appetitlich aus.
»Wow«, rief sie und vergaß dabei einen Augenblick lang, mit wem sie sprach. »Das sieht aber gut aus.«
»Weiß der Himmel, wie es schmecken wird«, erwiderte Lucas. »Also, wo soll ich die Platte hinstellen?«
Am Ende legte Perdita einen Untersatz auf den Holzofen und stellte die Platte mit dem Fleisch darauf.
»So, wo wollt ihr sitzen?«, erkundigte sich Perdita, obwohl das eine rein rhetorische Frage war. »Kitty, du sitzt dort und neben dir William. Und du Janey, du setzt dich neben William, und Lucas nimmt neben Janey Platz. Ich setze mich dann neben Kitty.«
»Und mich«, sagte Lucas. »Soll ich vorlegen?«
»Ja, bitte«, antwortete Perdita, während sie das Gemüse herumreichte.
Als endlich alle Teller gefüllt waren, zwängten Perdita und Lucas sich auf ihre Plätze. Sie mussten die Knie seitlich vom Tisch abspreizen und hatten es grässlich unbequem.
»Fangt doch bitte an«, bat Perdita, die zu müde war, um sich noch für die Frage zu interessieren, ob sie an ihren Teller herankam oder nicht.
»Also, auf unsere Gastgeberin«, meinte Lucas ohne weitere Umschweife; sein Sarkasmus war ebenso verhalten wie offensichtlich.
»Ja, auf Perdita«, stimmte William zu, dem die Unterströmungen der Konversation entgingen, und schließlich prosteten alle einander zu.
Perdita nahm einen großen Schluck Wein und stellte mit Befriedigung fest, dass Kittys lieber, verblichener Ehemann sie nicht im Stich gelassen hatte; der Wein, den Kitty in seinem Keller gefunden hatte, war köstlich.
Dasselbe ließ sich wundersamerweise auch über die Speisen sagen. Das Lamm - nach Kittys Maßstäben nicht gar genug - war perfekt. Die Kartoffeln waren zwar nicht direkt braun, hatten aber doch zumindest genug Farbe angenommen, um appetitlich zu sein, und der Rosmarin, den Perdita in ihrer Verzweiflung darüber gestreut hatte, verlieh dem Ganzen eine gewisse Raffinesse. Das Gemüse war knackig und die Soße
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