Glücksboten
brauchen nicht zu bleiben, wenn es ihnen nicht passt.«
»Enzo hat nie jemanden angeschrien, und er war ein brillanter Koch.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Enzo konnte kochen wie ein Engel, aber er hatte es eher selten bewiesen.
»Er war der miserabelste, unprofessionellste verdammte Idiot, der je auf eine Küche losgelassen wurde!«
»Woher willst du das wissen? Du hast ihn nicht kochen sehen!«
»Doch, habe ich, und ich habe seine Gerichte gegessen. Als ich in Grantly House war, um es mir anzusehen. In meinem ganzen Leben ist mir noch nie etwas so Unprofessionelles unter die Augen gekommen. Es überrascht mich nur, dass die Gesundheitsbehörde ihm nicht schon längst den Laden dichtgemacht hat.«
»Na ja, wie auch immer, wenigstens war er als menschliches Wesen ein Erfolg!«
»Das kommt nun aber wirklich darauf an, wie man ›Erfolg‹ definiert.«
»Zumindest war er glücklich verheiratet!«, bluffte sie ihn an und wünschte einen Augenblick später, sie hätte es nicht getan. Sie wusste nicht, ob Lucas nicht vielleicht wieder verheiratet war. »Obwohl du das ja vielleicht auch bist«, fügte sie leise hinzu.
»Nein, ich bin immer noch geschieden.«
»Dann hat die Frau, wegen der du mich sitzen gelassen hast, dich also ihrerseits verlassen, ja?«
»Nein, um genau zu sein, ich habe sie verlassen.«
»Oh.« Perdita hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, aus der Küche fortzukommen, fort von diesem durchweichten Fußboden, den voll gestellten Arbeitsflächen und den Erinnerungen an den schrecklichen Koch-Stress.
Lucas folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel, während Perdita sich vor den Holzofen kniete und vorsichtig versuchte, das Feuer wieder zum Leben zu erwecken.
»Also, gibt es einen Mann in deinem Leben?«
Perdita hatte einen Holzscheit in der Hand. »Das geht dich absolut nichts an!«
»Dann nehme ich das als ein Nein.«
Perdita fühlte sich ehrlich versucht, ihm den Holzscheit an den Kopf zu werfen, aber sie widerstand der Verlockung und warf das Holz stattdessen in den Ofen, ohne jedoch die notwendige Vorsicht walten zu lassen. »Nein! Du kannst es als gar nichts nehmen! Es geht dich nichts an!«
»Du hast mich gefragt, ob ich verheiratet bin!«
»Nein, habe ich nicht! Du hast die Information freiwillig beigesteuert!«
»Dann tu du es auch freiwillig.«
Perdita seufzte scharf und stand auf, bevor sie sich auf den Windsorstuhl ihm gegenüber fallen ließ. »Wie du bin ich immer noch geschieden.«
»Und nicht verlobt, wie ich sehe.« Sie sah ihn fragend an. »Kein Ring«, fügte er hinzu.
»Ich trage so gut wie nie Schmuck. Ringe schneiden einem in die Finger, wenn man umgräbt und mit Erde arbeitet.«
»Also? Bist du verlobt?«
»Ich habe dir doch schon gesagt, es geht dich nichts an.«
»Du bist also nicht verlobt. Du gehst auf die dreißig zu, und weit und breit ist kein Mann zu sehen. Oje, oje. So ein hübsches Mädchen wie du. Was ist nur los mit den jungen Männern heutzutage?«
Sie sah ihn aus wütenden, schmalen Augen an. »Ich habe einen Freund, wenn du es unbedingt wissen willst. Aber er wohnt ziemlich weit weg, und ich sehe ihn nicht oft.« Das sollte eigentlich genügen, um ihm den Mund zu stopfen.
»Oh, das freut mich.« Er glaubte ihr offensichtlich kein Wort. »Dann könnte ich euch beide mal zum Essen nach Grantly House einladen? Ich würde dir gern zeigen, welche Veränderungen ich auf der Speisekarte vorgenommen habe.«
»Heißt das, dass du mit uns essen würdest? Oder wärst du in der Küche?«
»Ich wäre in der Küche. Ich würde natürlich rauskommen und mit euch reden, da ihr ja meine Gäste wärt, aber ich würde euch euren romantischen Abend schon nicht verderben.«
»Oh, gut.«
»Heißt das, dass du meine Einladung annimmst?«
»Ich kann natürlich keine Verabredungen treffen, ohne das vorher zu besprechen - mit ihm.« Wenn sie einen Namen erfand, konnte das später zu allen möglichen Komplikationen führen.
»Natürlich nicht. Aber im Prinzip würdet ihr gern mal kommen?«
»O ja. Wir würden sehr gern kommen.« Genauso gern wie eine Schneeflocke einen Besuch in der Hölle macht.
»Gut.« Er stand auf. »Na schön, da du mir keinen Tee anbieten wirst ...«
»Nein, werde ich nicht.«
»Dann gehe ich besser mal wieder. Vielen Dank noch mal für das Mittagessen. Es war sehr interessant.«
»Vielen Dank, dass du gekommen bist. Ohne dich hätte es nicht annähernd so viel Spaß gemacht.«
»Kein Grund, sarkastisch zu
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