Glücksboten
Modellen durch. Der Tierarzt in Segelhosen gefiel ihr immer noch. »Was wohl passieren würde, wenn ich diese Leute anrufen und darum bitten würde, mich mit ihm bekannt zu machen?« Sie zeigte Kitty das Bild.
Kitty warf einen kurzen Blick darauf. »Sie würden sagen, du musst reif für die Klapsmühle sein, und sich weigern, dir etwas über den Mann zu erzählen. Und damit hätten sie sogar Recht. Seine Augen stehen viel zu nah beieinander.«
»Das liegt nur daran, dass er in die Sonne sieht! Aber was die Klapsmühle betrifft, liegst du sicher richtig. Die geben bestimmt niemals nähere Angaben zu ihren Modellen heraus, sonst würde niemand den Job machen. Ich muss mir was anderes einfallen lassen.«
»Steckt da etwa Lucas dahinter? Ich muss zugeben, er ist auf seine alten Tage sehr attraktiv geworden, nicht wahr? Als junger Mann hat er mir nicht besonders gefallen, aber die paar Jahre haben eine enorme Verbesserung bewirkt.«
»Meinst du? Was wünschst du dir denn eigentlich zu Weihnachten?«
»Oh, keine Ahnung, doch ich möchte mit dir darüber reden.«
»Dann mal raus mit der Sprache! Aber du musst dir schon etwas ausdenken. Sonst bestelle ich dir ein paar Surfinia-Petunien oder wie immer man die nennt.«
»Die Ledham-Golds haben mich zu Weihnachten eingeladen«, bemerkte Kitty. »Ich wollte erst Ja oder Nein sagen, wenn ich mit dir darüber gesprochen habe.«
Perdita fühlte sich ein wenig zurückgesetzt. Kitty und sie verbrachten die Weihnachtstage normalerweise zusammen, und auch wenn keine von ihnen diese Zeit im Jahr besonders liebte, war es doch zumindest ein Stück Vertrautheit. »Hm, ich finde, du solltest zu ihnen fahren. Es wäre mal eine nette Abwechslung für dich.«
»Ich könnte sie fragen, ob du auch kommen darfst. Sie hätten sicher nichts dagegen, einen gesunden, kräftigen Menschen bei sich zu haben, aber sie sind alle furchtbar alt.« Damit meinte sie, dass sie ein gutes Stück über siebzig waren, also immer noch mindestens zehn Jahre jünger als sie selbst. »Du würdest nicht viel Spaß daran haben, aber ich möchte dich nicht allein lassen.«
»Das würde mir nichts ausmachen, ehrlich. Ich glaube, es würde mir sogar mal ganz gut gefallen, Weihnachten allein zu sein - das heißt natürlich, wenn ich nicht mit dir zusammen sein kann. Sag den Ledham-Golds, dass du kommen wirst. Sie brauchen wahrscheinlich eine Aufmunterung. Wohnt nicht Bernards Schwester bei ihnen oder so etwas?«
»Das ist richtig. Sie kümmert sich um den Garten, und Veronica versorgt den Haushalt. Bernard löst die Kreuzworträtsel und sieht sich Countdown an.«
»Ich sehe Countdown selbst ganz gern. Es ist eine richtige Kultsendung.«
»Hmhm«, machte Kitty missbilligend. »Was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass Studenten sie sich ansehen.«
»In der Zeit, in der sie eigentlich studieren sollten, schätze ich.«
»Wahrscheinlich. Wie wär es mit einer Riesenlilie? Sieh mal, sie wird über einen Meter achtzig hoch!«
Kitty schnaubte, offensichtlich entsetzt von dem bloßen Gedanken. »Da hätte ich lieber eine gestrickte Bettjacke vom Kirchenbasar.«
»Es ist immer so schwierig, dir etwas zu schenken. Na ja, kauf mir einfach etwas Seife, Liebes. Also noch einmal: Bist du dir wirklich sicher, dass es dir nichts ausmacht, Weihnachten allein zu verbringen?«
Der Gedanke, Weihnachten allein zu sein, bereitete Perdita wirklich kein Kopfzerbrechen, aber sie wusste, dass Kitty sich nicht so ohne weiteres damit abfinden würde. Sie würde die Einladung der Ledham-Golds auf keinen Fall annehmen, wenn sie das Gefühl hatte, dass Perdita sich an den Weihnachtstagen einsam fühlen würde.
Wie sehr Perdita auch auf sie einreden mochte, es würde ihr nicht gelingen, Kitty davon zu überzeugen, dass es für sie selbst eine sehr verlockende Aussicht war, einen Tag einfach zu Hause herumzulungern und sich durch die verschiedenen Weihnachtssendungen zu zappen. Sie arbeitete hart und hatte sehr wenig Zeit, mal auszuspannen und ihre Batterien aufzuladen. Ein freier Tag, an dem sie mit Fug und Recht faul sein durfte, wurde umso verlockender, je länger sie darüber nachdachte. Aber sie konnte Kitty nicht davon überzeugen.
Das Problem löste sich ein paar Tage später von selbst, als Perdita eine Karte von Lucy bekam, einer alten Schulfreundin, die kurz nach Perdita geheiratet hatte und anschließend in Richtung Karibik entschwunden war. Im Gegensatz zu Perditas hatte ihre Ehe gehalten, selbst als aus der Insel in der
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