Glücksboten
werden, Perdita. Immerhin habe ich dir beim Abwasch geholfen.«
»Das war das Schlimmste daran.«
»Dann will ich mal sehen, ob ich diesbezüglich deine Meinung ändern kann.« Bevor sie erraten konnte, was er vorhatte, nahm er den Scheck aus seiner Tasche und stopfte ihn erneut in den Ausschnitt ihres Pullovers. Und bevor sie reagieren konnte, hatte er einen Arm um ihre Schultern gelegt und küsste sie, so fordernd und so lange, dass ihre Beine unter ihr nachgegeben hätten und sie gefallen wäre, hätte er sie nicht festgehalten.
»Du Mistkerl! Wie kannst du es wagen?«, schimpfte sie, sobald sie wieder sprechen konnte.
Er drehte sich um, als er schon halb bei seinem Wagen war. »Es hat auch Vorteile, der verruchte Exehemann zu sein: Man hat keinen Ruf mehr zu verlieren. Nichts, was ich tun könnte, könnte deine Meinung von mir noch verschlechtern. Auf Wiedersehen, Perdita. Bis bald.«
Sie war so empört über den Kuss und seine anschließende Bemerkung, dass der Scheck ihr erst wieder einfiel, als sie ein Knistern hörte, während sie durch den Flur zurück ins Haus stürmte. Zu diesem Zeitpunkt war Lucas' Wagen bereits davongebraust.
Sie stand in ihrem Wohnzimmer, wütete still vor sich hin und ließ sich dann in den Sessel sinken, um in die Flammen zu starren, die hinter den gläsernen Türen flackerten.
»Ich schaffe diesen verdammten Scheck zu Lucas zurück, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Dann muss ich mir einen Freund suchen. Einen großen. Der so aussieht, als haute er ihm eins auf die Nase, wenn er auch nur daran denkt, mich anzurühren«, sagte sie laut. »Zum Teufel mit ihm, zum Teufel mit ihm, zum Teufel mit ihm!«
Ihre Entrüstung galt, wie sie sehr wohl wusste, nicht seinem gestohlenen Kuss, sondern ihrer Reaktion darauf. Nicht dass ihre Knie zu Pudding geworden wären, dass sie den Wunsch verspürt hätte, der Kuss möge ewig dauern oder irgendetwas auch nur annähernd Romantisches. Aber sie hatte sich nicht abgestoßen gefühlt, hatte nicht das Gefühl, dass ihr Gewalt angetan wurde, und überhaupt hatte sie keins der anständigen, politisch korrekten Gefühle verspürt, die Frauen nun mal zu verspüren haben, wenn ein Mann sich ihnen aufzwingt. Tatsächlich hatte sie auf das Gefühl von starken Männerarmen reagiert, die sie umfangen hielten.
»Es sind meine Hormone, die mich im Stich lassen«, murmelte sie. »Ich muss mir einen Freund suchen - nicht nur um Lucas eins auf die Nase zu geben, sondern um meinetwillen! Weil ich einen Mann brauche, der mich umarmt. Weil man, wie sehr man sie auch lieben mag, mit Salatköpfen nicht schmusen kann!«
Es war ein paar Tage nach dem Mittagessen, als Perdita Kitty dabei überraschte, wie sie über Katalogen brütete.
»Hallo, was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Perdita. »Ich dachte, du hasst Bestellungen per Post?«
»Tu ich auch. Es ist ökologisch unhaltbar, aber mir ist gerade klar geworden, dass ich nur diese Dinger durchzublättern brauche, um meine gesamten Weihnachtseinkäufe zu erledigen, ohne einen Fuß aus dem Haus zu setzen.«
»Fühlst du dich nicht wohl genug, um aus dem Haus zu gehen?«
»Ich fühle mich durchaus wohl genug, um aus dem Haus zu gehen«, erklärte Kitty, verärgert über die Sorge in Perditas Stimme, »aber nicht geneigt, mich durch Menschenmassen zu kämpfen.«
Da es Perdita häufig ganz genauso ging, hörte sie auf, sich Sorgen zu machen, und betrachtete die Auswahl der Kataloge, die Kitty durchblätterte. »Das sind größtenteils Pflanzen. Wollen deine Freunde und Verwandten Pflanzen geschenkt haben?«
»Natürlich. Jeder liebt Pflanzen.«
»Aber fünfhundert fleißige Lieschen und fünfhundert Stiefmütterchen? Denk nur an all die Arbeit, die das Auspflanzen macht! Und Weihnachten haben die meisten Leute ohnehin viel zu tun.«
»Nicht jeder zieht Pflanzen, um davon zu leben, so wie du«, entgegnete Kitty. »Außerdem werden sie nicht vor März geliefert.«
»Nun, schenk mir ja nichts in einem Topf, womit ich kein Geld verdienen kann.«
»Hm, was hättest du denn gern?«
Perdita seufzte. »Einen Mann. Oder, noch besser, eine Tischlampe. Ich habe jetzt eine Lampe in der Küche, was die Dinge ein wenig verbessert, aber das bedeutet, dass ich keine Lampe mehr im Wohnzimmer habe.«
»Das ist einfach. Ich bin davon überzeugt, hier muss irgendwo ein Katalog mit Lampen sein. Such dir selbst eine aus.«
Perdita kicherte und blätterte die Bekleidungskataloge mit ihren attraktiven männlichen
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