Glücksboten
sich einen neuen Job suchen.«
Janey und ein neues Mädchen, das Perdita nicht kannte, erbebten unter Lucas' Zorn. Er war offensichtlich ganz besonders schlechter Laune. Perdita beschloss, ihn noch einmal zu fragen, wenn seine Stimmung sich gebessert hatte. In der Zwischenzeit nahm sie sich vor, eine Lokalzeitung zu kaufen, um festzustellen, ob irgendwelche Jobs für Janey darin standen. Sie war fest entschlossen, Janey zum Besuch dieses Balles zu verhelfen. Der Dämonenkönig würde sie nicht daran hindern können.
»Am Ende der Schicht hab ich versucht, ihn noch mal zu fragen«, erzählte Janey am Telefon, »aber er hat es rundheraus abgelehnt. Er sagte, er könne keinen Ersatz für mich bekommen, und wollte wissen, warum er eine Agentur für schlechteres Personal bezahlen solle.« Sie hielt inne. »Ich nehme an, es ist ziemlich schmeichelhaft, dass er so von mir denkt.«
»Aber wolltest du denn nicht auf den Ball gehen?«
»Doch, schon, aber nicht, wenn ich deswegen meinen Job verliere.«
»Janey, erklär mir doch noch mal, was genau du eigentlich machst?«
»Ich bin Beiköchin. Das weißt du doch.«
»Aber was macht eine Beiköchin? Für Lucas?«
»Vor allen Dingen Puddings. Jede Menge Vorbereitungen. Manchmal koche ich auch das Gemüse.«
»Hm, ich bin davon überzeugt, das könnte ich auch.«
»Was soll denn das heißen? Du könntest nicht einmal kochen, um dein Leben zu retten.«
»Brauche ich ja auch gar nicht. Ich brauche lediglich am Abend des Balls für dich einzuspringen. Wenn ich von Anfang an klarstelle, dass es meine Schuld ist, dass ich an dieser Stelle dort bin, wird Lucas dir keine Vorwürfe machen.«
»Er wird dich umbringen! Und mich wahrscheinlich auch.«
Perdita konnte nicht sagen, was Janey mit größerem Entsetzen erfüllte: der Gedanke, dass Perdita versuchen könnte, ihren Job zu machen, oder die Vorstellung, welches Schicksal sie selbst erwartete, wenn sie nach dem Besuch des Balls Lucas wieder unter die Augen treten würde.
»Ehrlich, Janey, ich verstehe nicht, warum du so einen Wirbel machst. Ich nehme deinen Platz ein, und wenn Lucas ein paar Teller zerdeppert, zerdeppert er eben ein paar Teller. Es ist doch nur ein einziger Abend, und so wichtig kann es schon nicht sein.«
»Ich kann das nicht tun, Perdita. Es wäre Lucas gegenüber nicht fair. Und ich habe schließlich auch meine Berufsehre.«
»Ach, Quatsch! Es ist doch nur ein einziger Abend! Du hast noch ein ganzes Leben Zeit, dir einen Ruf aufzubauen. Und wenn Lucas so ein Ass ist, wie alle behaupten, dann wird er auch mit mir zurechtkommen statt mit dir.«
»Ich denke darüber nach«, antwortete Janey.
»Hast du schon entschieden, was du anziehen willst?«
»Ich habe mir ein himmlisches Kleid von einer Freundin geliehen. Hellgraue Seide mit Samtaufsätzen. Es ist sehr schlicht, und ich sehe darin aus wie ein Star.« In Janeys Stimme schwang ein Anflug von Bedauern mit.
Perdita griff sofort zu. »Dann musst du zu dem Ball gehen! Unbedingt! Wie oft bekommt ein Mädchen die Gelegenheit, ein solches Kleid zu tragen? Selbst ich käme da in Versuchung!«
»Warum gehst du dann nicht hin? Wenn meine Freundin mir das Kleid leihen würde, leiht sie es dir bestimmt auch. Du würdest wunderbar darin aussehen. Besser als ich.«
»O nein. Ich gehe nicht mit William auf einen Ball. Kommt nicht infrage. Ich fürchte, wenn du ihn nicht begleitest, wird William überhaupt nicht zu dem College-Treffen gehen. Und ich weiß, dass er sich wirklich darauf gefreut hat.«
»Lucas wird mich in hohem Bogen rauswerfen.«
»Nein, wird er nicht, denn wenn er das tut, muss er bei seiner Fernsehsendung auf mich verzichten.«
»Das ist Erpressung!«
»Weiß ich.« Tatsächlich wäre es Schlimmeres als Erpressung, da Perdita bereits versprochen hatte, die Sendung zu machen. Sie würde sich auf Lucas' Fairness verlassen müssen - sofern vorhanden -, um zu verhindern, dass er Janey nicht die Verantwortung für etwas in die Schuhe schob, woran sie nicht die geringste Schuld trug.
»Okay«, seufzte Janey, immer noch zweifelnd. »Aber wenn ich meinen Job verliere ...«
»Wirst du schon nicht! Außerdem gibt es jede Menge Jobs.«
»Ich möchte nicht in einem Pub arbeiten, Perdita, und in einem Korb Hühnchen und Pommes frites brutzeln.«
»In Pubs werden heutzutage auch sehr viel interessantere Gerichte serviert.« Perditas Studium der Stellenanzeigen hatte ihr offenbart, dass Jobs in Pubs die einzigen Arbeitsmöglichkeiten waren, die einem
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