Glücksboten
vermaledeiten Piepern anschaffe und du ständig herbeigeflitzt kommen musst, brauchst du einen verlässlichen Wagen.«
»Es braucht aber nicht das Neueste vom Neuen zu sein«, wandte Perdita ein, als sie den Umschlag geöffnet und gesehen hatte, über welche enorme Summe der Scheck ausgestellt war.
»Doch, braucht es. Kauf das Beste, und du hast länger was davon, das hat Lionel immer gesagt. Und er hatte Recht. Und jetzt geh ins Bett. Du musst früh raus, und Veronica hat mir ein Buch geliehen, das ich schon seit Ewigkeiten lesen wollte.«
»Oh?« Kitty war eine unersättliche und kritische Leserin, die die neuesten Biografien und historischen Romane förmlich verschlang. »Ist es das Buch über Byron, von dem du mir erzählt hast?«
»Nein, Kind. Es ist das neue von Patricia Cornwall. Warum hast du mir eigentlich nie von ihr erzählt?«
Sobald Neujahr vorüber war und die Läden wieder regulär geöffnet hatten, benutzte Perdita etwas von dem Geld ihres Vaters, um sich ein Handy zu kaufen. Da sie dem Mann in dem Laden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, tat sie genau, was er ihr sagte, unterschrieb den Vertrag, den er für den besten hielt, und leistete auch sonst keinerlei Widerstand. Ebenso wenig versuchte sie allerdings, die Bedienungsweise des Apparates zu lernen; ihr neuer Wagen war viel aufregender.
Sie musste drei Wochen warten, und als er endlich kam und das Fahren plötzlich eine ganz neue Erfahrung für sie war, kannte sie sich selbst kaum wieder. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie schwergängig und problematisch der alte Wagen gewesen war, bis sie nicht mehr mit ihm fertig zu werden brauchte.
Als sie das erste Mal mit dem neuen Wagen nach Grantly House fuhr, musste Lucas wohl auf sie gewartet haben, denn er erschien, sobald sie die Hintertüren öffnete.
»Dann hast du jetzt also einen neuen Wagen«, stellte er fest.
»Hundert Punkte für scharfe Beobachtung«, erwiderte sie albern. »Kitty hat ihn bezahlt«, fügte sie dann ernsthafter hinzu.
»Also, wie geht es Kitty, jetzt, da sie zu Hause ist?« Lucas nahm Perdita einen Kasten mit Salatköpfen ab.
»Sie scheint wohlauf zu sein. Allerdings erlaubt sie mir nicht, bei ihr zu wohnen. Aber wenigstens hat sie jetzt eine Alarmvorrichtung.«
Sie nahm die nächste Kiste heraus, und Lucas bedeutete ihr, sie auf die andere zu stellen, die er bereits trug. »Außerdem habe ich mir ein Handy gekauft.«
»Willkommen im zwanzigsten Jahrhundert. Und funktioniert das Alarmsystem?«, fragte er.
»Hm, ja. Ich bin ein paarmal gerufen worden und losgestürzt, nur um Kitty im Garten vorzufinden, munter wie ein junges Fohlen. Sie hatte ständig mit dem Pieper gegen irgendwelche Gegenstände gehauen und versehentlich Alarm ausgelöst. Jetzt trägt sie ihn unter ihrer Kleidung.« Perdita hievte die nächste Kiste aus dem Wagen und machte Anstalten, Lucas zu folgen.
»Aber dann trägt sie ihn jedenfalls?«, vergewisserte er sich, als sie in der Küche angekommen waren.
»Sie hat zwar protestiert, als ich sie ein paarmal aus irgendwelchen Büschen >angesprungen< habe, wie sie es ausdrückt. Aber ich habe ihr mit einer Rund-um-die-Uhr-Pflege gedroht, falls sie sich nicht mit dem Ding anfreundet, also hat sie nachgegeben.« Sie beobachtete Lucas, wie er rückwärts in die Kühlkammer ging und ihr die Tür aufhielt, damit sie ihm folgen konnte. »Aber was diese Rund-um-die-Uhr-Pflege betrifft, ich fürchte, dazu wird es ohnehin eines Tages kommen.«
»Nicht unbedingt. Sie könnte auch in der Nacht sterben. Manche Menschen tun das.« Lucas spähte in die erste Kiste und runzelte die Stirn. »Was ist das für ein Abfall, den du mir hier gebracht hast? Wir haben unseren eigenen Komposthaufen, wie du weißt. Wir brauchen keine Beiträge von deinem.«
»An dem Salat ist absolut nichts auszusetzen!«, fauchte sie, nachdem sie besagten Salat kurz und angespannt untersucht hatte. »Du machst immer so ein erbärmliches Theater.« »Ich habe ein gewisses Niveau zu wahren, das ist alles.«
»Also, willst du die anderen Kisten nun haben oder nicht?«
»Hm, irgendwas Genießbares werde ich wohl schon darin finden.«
Als Perdita zu ihrem Lieferwagen zurückstürmte, ging ihr auf, dass Lucas sie wahrscheinlich mit Absicht wütend gemacht hatte, damit sie nicht mehr so niedergeschlagen wegen Kitty war. Wenn ja, hatte sein Plan funktioniert.
Kapitel 10
H allo, Kleines. Wie geht's denn immer?«, fragte Ronnie, als Perdita eine Kiste Ölrauken und gebleichte
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