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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Über Edith Piaf. Ach, das war so traurig, Helen. Sie hatte einen Buckel, und deswegen hat sie lauter Drogen genommen.«
    »Ist das wahr?« Ich war mir nicht sicher, ob Bella die Tatsachen nicht ein bisschen verdrehte, aber sie war schließlich auch erst neun.
    »Als sie ein kleines Mädchen war, ist ihre Mutter weggelaufen, und sie musste in einem – wie heißt noch mal das Haus, wo Prostituierte wohnen?«
    »Bordell.«
    »Stimmt, in einem Bordell wohnen. Aber sie ist nicht Prostituierte geworden, obwohl sie es gekonnt hätte. Sie hat nur einen Mann geliebt, und am Tag nach ihrer Hochzeit ist er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.«
    Sollte das wirklich wahr sein? Am nächsten Tag? Wenn das stimmte, war es in der Tat ein schreckliches Unglück.
    »Sie war eine tragische Figur.« Wessen Worte waren das? Sie klangen nach Vonnie. War Vonnie dabei gewesen, als sie den Film gesehen hatten?
    »Das hat Mum gesagt.«
    Da hatte ich ja meine Antwort. »Ich muss jetzt gehen, Bella.«
    »Ach, wirklich? Das ist aber traurig.« Sie sah ganz niedergeschlagen aus. »Ich habe ein Quiz, das möchte ich mit dir spielen. Ich habe es selbst gemacht und dabei speziell an dich gedacht, es hat mit Lieblingsfarben und allen Lieblingsdingen zu tun. Aber du kommst später, oder? Denk dran, es gibt selbst gemachtes Gingerale!«

35
    S elbst gemachtes Gingerale! Wer hätte je gedacht, ich würde mich in einen Mann verlieben, der solche Dinge schätzte? Oder der Kinder hatte, die solche Dinge schätzten? Seltsam, diese Sache mit dem Verlieben und wie dadurch die unterschiedlichsten Menschen zueinanderfanden.
    Bronagh und Blake zum Beispiel – niemals hätte man gedacht, dass aus ihnen ein Paar werden könnte. Als sie sich vor vier Jahren zusammentaten, war ich richtig schockiert, nicht nur, weil ich irgendwie gedacht hatte, es würde immer nur Bronagh und mich geben, sondern vielmehr, weil Blake ein rugbybegeisterter, geldbesessener Alphamann mit dröhnender Stimme war, von dem Typ, der automatisch auf geschmeidige, langgliedrige Blondinen reinfiel, auch wenn sie medizinisch für hirntot erklärt worden waren. Nie und nimmer hätte man gedacht, dass Bronagh sein Typ sein könnte.
    Und ich hätte Haus und Hof verwettet, dass auch er nicht Bronaghs Typ war, aber da sieht man es wieder, plötzlich waren sie verrückt nacheinander.
    Damals war Blake Immobilienmakler, versicherte aber jedem sofort, dass dies nur ein vorübergehender Job war. Blake war ein Mann, der einen Plan hatte: Er wollte Bauunternehmer werden, er wollte sehr erfolgreich sein, Autos mit aufheulenden Motoren fahren, ein Haus in Kildare und ein Anwesen in Holland Park besitzen.
    Klar, ich war nicht gerade begeistert von ihm, aber seinen Geschmack musste ich bewundern: Er hatte Bronagh klar erkannt. Er akzeptierte sie in ihrer ganzen Verrücktheit. Bronagh würde nie die Vorzeigefrau an seiner Seite sein – um es mal vorsichtig auszudrücken –, und nie würde sie die perfekte Dinnerparty geben. Trotzdem nahm Blake sie zu all seinen Kundenumwerbungsterminen mit.
    Einmal hatte Blake für einige seiner betuchten potenziellen Kunden Karten für ein Theaterstück in der Abbey besorgt, und ich weiß nicht, warum, aber ich war auch eingeladen. Alles fing ganz normal und zivilisiert an, mit Rosé Champagner in der Bar, Händeschütteln reihum und einem vielfachen »Sehr erfreut!«. Aber kaum hatten wir uns gesetzt und das Licht war ausgegangen, fing Bronagh an, sich über die schlechten Dialoge zu mokieren. Ich wartete darauf, dass Blake sie anstoßen und ihr zuzischen würde: »Psst, nicht vor den betuchten potenziellen Kunden«, aber er sagte kein Wort.
    An einer besonders schrecklichen Stelle sagte Bronagh ganz laut: »O nein, das darf doch wohl nicht wahr sein!«, und als ich zu Blake hinübersah, bebte er vor Lachen.
    In der Pause – für die armen Schauspieler auf der Bühne konnte sie bestimmt nicht früh genug kommen – führte Bronagh uns in die Bar, scharte uns eng um sich und verkündete: »Ich organisiere den Ausbruch. Wir pfeifen auf diesen Mist und genehmigen uns einen Drink in jedem Pub zwischen hier und Rathmines. Wer ist dabei?« Und die betuchten potenziellen Kunden stampften auf den Boden und johlten wie ein Rudel Wölfe bei Vollmond, und wir zogen los zur Mutter aller Kneipentouren, auf der Schuhe verloren gingen und ein Organspendeausweis liegen blieb, der viele Monate später auf den Philippinen wieder auftauchte; drei aus der Gruppe wachten am

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