Glücksfall
beunruhigt.
John Joseph war völlig außer sich. Er war schweißüberströmt, die Haare standen ihm zu Berge. »Hast du ihn gefunden? Ist er wieder da?«
»Noch nicht«, sagte ich schwach.
»Du musst ihn finden. Du musst ihn einfach finden.« Ich hatte nie jemanden so verzweifelt gesehen.
»Geh bitte etwas zurück«, sagte ich. Ich musste ihm die negative Nachricht mit den Kreditkarten erzählen und hatte keine Lust auf einen weiteren Angriff.
So knapp wie möglich berichtete ich, was ich wusste, und beobachtete, wie John Joseph die Information aufnahm.
»Das kann nicht stimmen«, sagte er. Dann fing er plötzlich an zu brüllen: »Das kann so nicht stimmen! «
»Beruhige dich, um Himmels willen«, sagte ich. »Es stimmt. Aber wir warten noch auf die Telefondaten. Außerdem ver folge ich noch andere Spuren. Und außerdem hast du Walter Wolcott beauftragt.«
» Wann kommen die Telefondaten?«
»Wahrscheinlich morgen.«
»Wir brauchen sie heute. Wir brauchen sie jetzt .«
So ging das nicht, aber ich glaubte nicht, dass John Joseph eine Erklärung verstehen würde, deshalb sagte ich: »Ich habe meine Kontaktperson informiert, aber ich schicke eine weitere Mail, damit sie weiß, wie dringend es ist.«
»Wir bezahlen extra.«
»Gut, bestens, ich gebe das weiter.«
Ich musste hier weg. Ich wusste nicht, wohin ich wollte oder was ich tun würde, aber hier konnte ich nicht bleiben.
Ich warf einen Blick zu Zeezah hinüber. Sie biss sich auf die volle Unterlippe und sah ziemlich unglücklich aus – das konnte man verstehen. Allein die Vorstellung, man wäre mit diesem wutschnaubenden John Joseph verheiratet! Sie hätte bei Wayne bleiben sollen. Gerade stahl sie sich seitlich davon, hinter die Bühne, und ich beschloss, ihr zu folgen. Wo immer sie hinwollte musste es besser sein als hier.
Ich schlich hinter ihr her. Sie ging jetzt schneller, eilte den kahlen Flur entlang und kam zu einer Art offenem Bürobereich, wo ein paar Schreibtische und Stühle standen. Plötzlich griff sie nach einem Papierkorb, beugte sich darüber und übergab sich. Vermutlich hatte sie die Damentoilette gesucht und es nicht mehr geschafft. Und sie glaubte sich unbeobachtet.
Sie würgte drei- oder viermal und spuckte dann schwach. Ich ließ ihr Zeit, ein Taschentuch zu finden und sich den Mund abzuwischen, bevor ich mich bemerkbar machte.
»Zeezah?«
»H-Helen!«
»Du bist also doch schwanger!«
»Ja.« Sie richtete sich auf und sah mir in die Augen.
»Warum hat der Sprecher der Laddz es geleugnet?«
»Weil man das gegenüber den Medien so macht. Man lässt sie im Ungewissen.«
»Keiner von uns hat geglaubt, dass du wirklich schwan ger bist. Wir dachten alle, es sei eine PR-Aktion. Meine Mum sagt, in Wirklichkeit bist du ein Mann.«
»Ah«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. »Aber du hast selbst gesehen, dass ich kein Mann bin. Hast du ein Pfefferminz?«
»Ich weiß was Besseres. Ich kann dir eine nagelneue Zahn bürste und Zahnpasta geben.« Ich fing an, in meiner Handtasche zu kramen.
»Danke.« Sie nahm mein spontanes Geschenk entgegen. »Aber selbst beim Zähneputzen habe ich den Wunsch, mich zu übergeben.«
»Mein Beileid. Es muss schwer sein, diesen ganzen Mist hier auszuhalten, wenn einem so übel ist. Deshalb hast du bei dem Grillfest nichts getrunken? Ich dachte, das hätte damit zu tun, dass du Muslimin bist.«
»Du hast dich gefragt, warum ich nichts getrunken habe? Ha!« Sie hatte sich erholt. »Ich habe nichts getrunken, weil ich nie trinke.« Sie fuhr mit der Hand an ihrem bemer kenswerten kleinen Körper auf und ab. »Glaubst du, ich sehe so gut aus, weil ich einen guten Stoffwechsel habe und einundzwanzig Jahre alt bin? Vierundzwanzig, um ehrlich zu sein, aber das bleibt unser Geheimnis. Nein, Helen Walsh, ich sehe so aus, weil ich mir nie gestatte, mehr als neunhundert Kalorien am Tag zu mir zu nehmen. Und von den neunhundert Kalorien bin ich nicht bereit, auch nur eine für Bier zu verschwenden.«
»Neunhundert Kalorien am Tag?« Das reichte kaum für einen Apfel, oder? »Auch jetzt, in der Schwangerschaft? Soll test du da nicht für zwei essen?«
Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Kalziumzusatz, das muss ausreichen. Ich muss eine halbe Stunde nach der Geburt wieder in meine gelben Jeans Größe vierunddreißig passen und zu einem Fototermin gehen. Ich bin ein Star. Ich habe Verantwortung.«
Eigentlich war sie furchtbar komisch.
»Wie weit bist du denn?«, fragte ich.
»Dreizehnte
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