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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Und es ist eine Tatsache, dass Wayne Ihr Bild in seinem Gästezimmer stehen hat. Das Zimmer, ich schwöre es Ihnen, Birdie, ist so traurig. Wirklich sehr traurig. Er war kein glücklicher Betrüger, oder?«
    »Warum sprechen Sie von ihm in der Vergangenheit?«
    Ich überlegte. »Ich weiß es nicht. Darf ich Sie fragen, wann Sie das letzte Mal mit Wayne gesprochen haben? Wenn es noch nicht lange her ist, vielleicht in den letzten Tagen, möchte ich Sie bitten, mir das zu sagen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe seit März nicht mehr mit ihm gesprochen. Nicht seit das mit Zeezah und John Joseph und der überraschenden Hochzeit bekannt wurde.«
    Ich sah sie unverwandt an. Von Frau zu Frau.
    »Hören Sie auf damit«, sagte sie. »Ich sage Ihnen die Wahr heit. Ich hatte ihn angerufen, und er war völlig durch den Wind, und ich dachte, wenn ich ihm Zeit gebe … ich weiß, das klingt lächerlich, aber Wayne und ich waren wirklich verliebt. Ich habe geglaubt, das mit Zeezah sei einfach nur eine wilde Eskapade, und das, was wir hatten, sei echt und gut gewesen, und früher oder später würde er Vernunft annehmen. Dann kamen Sie daher und haben von einer Gloria geredet, und ich wollte einfach wissen, was das mit ihr auf sich hat.«
    »Tatsache ist«, sagte ich, »dass ich keine Ahnung habe. Ich weiß nur, dass sie die Letzte war, die auf dem Festnetzanschluss eine Nachricht hinterlassen hat, bevor er verschwunden ist. Aber vielleicht ist sie ganz ohne Bedeutung.«
    »Sie muss eine Bedeutung haben.«
    Vielleicht aber nicht. Vielleicht war sie eine Telefonverkäuferin und wollte Wayne bewegen, den Stromlieferanten zu wechseln. Diese munteren Sprüche von wegen: »Ich habe gute Nachrichten!« So reden die doch alle.
    Aber dann hatte sie gesagt, sie würde Wayne auf seinem Handy anrufen, und eine Telefonverkäuferin hätte die Num mer nicht. Ich kam nicht vor und nicht zurück. Ich wusste wirklich nicht, was ich denken sollte.
    »Erzählen Sie mir doch, wo Sie gestern waren«, sagte ich. »Ich wollte Sie besuchen, aber Sie waren nicht zu Hause.«
    »Gott, Sie sind eine echte Schnüfflerin.« Aber sie sagte es freundlich. »Ich war bei meinem Freund in Wexford. Aber das geht Sie …«
    »… gar nichts an, ich weiß. Entschuldigung.« Dann sagte ich: »Noch eins, Birdie. Mir ist aufgefallen, dass Sie noch ein wenig bitter wegen der Sache mit Wayne sind. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Wie?« Sie sah so hoffnungsvoll und hübsch aus, dass mir richtig auffiel, wie angestrengt sie den Rest der Zeit gewesen war.
    »Ich mache etwas, das ich Tonnenliste nenne.«
    »Tonnenliste?« Sie wirkte interessiert.
    »Es ist eine Liste von Dingen, die ich nicht leiden kann und deshalb am liebsten in die Tonne hauen würde. Ich behalte sie im Kopf, aber man kann es natürlich auch aufschreiben, wenn man das besser findet. Sie könnten sich ein hübsches Moleskin-Notizbuch und einen guten Kugelschrei ber zulegen. Oder Sie könnten Karteikarten benutzen und die Reihenfolge immer wieder ändern. Natürlich steht Wayne an oberster Stelle. Oder eher Zeezah. Aber auch andere Personen oder Dinge, gegen die Sie einen Groll haben, können auf die Liste kommen. Zum Beispiel kann ich das Klicken, mit dem Leute ihren Aktenkoffer aufmachen, nicht ertragen. Oder den Geruch von Salatgurken. Oder David Camerons Stimme. Die kommen dann manchmal ganz nach oben.«
    »Ah, vielen Dank für den Tipp.« Sie schien tatsächlich dankbar, wenn auch leicht verwirrt. Und ich hatte einer leidenden Seele Hilfe angeboten, sodass wir beide etwas von der Begegnung hatten.

57
    E s ließ sich nicht länger aufschieben, ich musste unbedingt zum MusicDrome, ich hatte alles andere getan, und Jay Parker hatte mir ungefähr neununddreißig Mails geschickt.
    Als ich das Gebäude betrat, sandte ich ein Stoßgebet zum Himmel, Wayne möge auf der Bühne sein, mit rasiertem Kopf und Speckrolle am Bauch, und mit den anderen Laddz die Tanzschritte ausführen. Dass er wieder da und alles wieder in Ordnung wäre, außer dass er vielleicht ein bisschen zusätzlich proben müsste.
    Doch von Wayne keine Spur. Unter den grellen Scheinwerfern konnte ich Frankie und Roger und Zeezah sehen … und dann packte mich jemand wie ein Leopard, der vom Baum runterspringt. »Wo ist er?«, zischte eine Stimme. »Wo ist er, verdammt noch mal?«
    John Joseph.
    Jay ging dazwischen, und nach kurzem Gerangel schob er John Joseph von mir weg. »Herrgott, jetzt mal mit der Ruhe«, sagte er offensichtlich

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