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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte. Da sieht man es wieder – manchmal hat es doch sein Gutes, wenn man jemanden nicht in Ruhe lässt.
    Ich blieb an einer Bushaltestelle stehen. Sollte ein Bus kommen, müsste der eben woanders halten.
    »Reden Sie, Birdie«, sagte ich fast atemlos vor Aufregung. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Nein, nicht am Telefon. Kommen Sie in mein Büro.«
    Ich fädelte mich wieder in den Verkehr und fuhr direkt zu Birdies Büro. Ich hielt vor der Tür, rannte am Empfangstisch vorbei, winkte der mürrischen Mutter kurz zu, sagte im Vorbeigehen: »Birdie erwartet mich«, und eilte in Birdies Büro.
    Birdie trug ein Nachmittagskleid im Fünzigerjahre-Stil, das mit schwarzen Kirschen bedruckt war. Außer einem dicken Strang, den sie oben auf dem Kopf zu einer »Victory Roll« gedreht hatte, trug sie ihr langes Haar offen. Außerdem hatte sie leuchtend roten Lippenstift aufgetragen. Man muss schon sagen, sie sah sehr, sehr schick aus.
    Sie hob den Blick. Dass sie mich mit Freundlichkeit überschüttet hätte, konnte man wahrlich nicht sagen.
    »Bitte. Setzen Sie sich.« Sie zeigte mit ihrem Kugelschreiber auf den Stuhl gegenüber ihrem Schreibtisch, und ich ließ mich darauf nieder.
    »Was ist mit Ihrer Stirn passiert?«, fragte sie.
    »Ah.« Ich betastete die Wunde mit der Hand. »Jemand hat mich überfallen.«
    »Wer? Walter Wolcott, der Trottel?«
    »Eh … kann sein. Sie kennen ihn also?«
    »Er stand heute Morgen um halb acht vor meiner Haustür und wollte sich mit mir unterhalten. Aufdringlich ist kaum das richtige Wort.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber ich möchte mit Ihnen nicht über ihn sprechen. Ich möchte über Gloria sprechen. Also, wer ist sie?«
    Ziemlich verblüfft sagte ich: »Warum fragen Sie mich das?«
    »Es sollte mir gleichgültig sein«, sagte sie, »aber es macht mich ganz verrückt, und ich will wissen, wer sie ist.«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie haben gesagt, Sie würden sie kennen. Sie haben mich angerufen.«
    Sie sah mich verärgert an. »Ich habe nicht gesagt, dass ich sie kenne. Ich hatte nie von ihr gehört, bis Sie letzten Freitag hier aufgekreuzt sind und gefragt haben, wo sie zu finden sei. Ich dachte, sie ist Waynes Neue.«
    Zögernd sagte ich: »Ist sie nicht die Frau, für die Wayne sich von Ihnen getrennt hat?«
    »Nein.« Sie klang empört und verwirrt. »Wayne hatte sich wegen Zeezah von mir getrennt.«
    » Wie bitte? Wayne und Zeezah? Zeezah? Und Wayne? «
    »Ich dachte, das wüssten Sie.«
    »Woher sollte ich das wissen? Ich hatte keine Ahnung«, sagte ich schwach. »Und wann war das? Vor Kurzem erst?«
    »Ich weiß nicht das genaue Datum , ab dem er mich betrogen hat.« Sie klang ein bisschen bitter. »Aber ich vermute, dass er und sie sich letzten Oktober oder November zusammengetan haben.«
    »Was genau ist passiert?« Ich war erstaunt. Wie vor den Kopf geschlagen. Brannte darauf, mehr zu erfahren. »Erzählen Sie es mir?«
    Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Wayne und ich waren richtig glücklich zusammen.«
    »Ich weiß. Das konnte ich auf dem Foto sehen.«
    »Das hätten Sie sich nicht ansehen dürfen. Es ist privat.«
    »Ich weiß, und es tut mir sehr, sehr leid.« Ich durfte sie nicht noch mehr gegen mich aufbringen, als ich es schon getan hatte. »Aber er ist verschwunden, er ist seit letztem Donnerstag verschwunden, und ich tue alles, um ihn zu finden, und es tut mir leid, dass ich Ihnen zu nahe getreten bin, aber gerade wollten Sie mir von sich und Wayne erzählen, und wie verliebt Sie waren …«
    Ungeduldig wischte sie sich die Tränen weg. »Wir waren seit ungefähr anderthalb Jahren zusammen. Er war viel unterwegs – in der Türkei, in Ägypten und im Libanon – aus beruflichen Gründen, aber wir kamen damit gut klar. Dann hat er Zeezah getroffen. Und gegen ihren Arsch hatte ich keine Chance.«
    »Aber Ihr Po sieht auch ganz niedlich aus«, sagte ich.
    »Nein.« Sie schüttelte düster den Kopf. »Zeezahs Arsch ist Weltklasse. Was den anging, konnte ich nicht mithalten. Und in jeder anderen Hinsicht auch nicht«, fuhr sie fort. »Wayne sah ihr Talent, ihr Potenzial, alles. Er hat sich so heftig in sie verliebt, dass er plötzlich auf die Idee kam, ihre Karriere außerhalb des Nahen Osten fördern zu wollen.«
    »Das war John Josephs Idee.«
    »Zuerst war es Waynes Idee.«
    »Wirklich? Meinen Sie das ernst? Wann war denn das alles?«
    »Ich glaube, es fing letzten Oktober an. Jedes Mal wenn er mich anrief, redete er davon, er war ganz aus

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