Glücksfall
mich – rückblickend vielleicht ein Fehler – für die schnellere Variante entschied.
Sie war sofort am Apparat. »Hallo.« Sie klang ungeduldig, ziemlich stachelig.
»›Sie kann sich zwischen den beiden nicht entscheiden‹?«, war mein Eröffnungszug.
»Wie bitte?«
»Bitte entschuldigen Sie, Connie. Helen Walsh hier. Wir sind uns heute Vormittag begegnet, und Sie haben mir freundlicherweise Ihr Haus gezeigt. Ich stelle die Frage noch einmal, diesmal anders. Ich frage nach Zeezah, ja? Sie konnte sich nicht zwischen Ihrem Bruder Wayne und John Joseph Hartley entscheiden? Hatte mit beiden gleichzeitig was? Auch nachdem sie geheiratet hatte? Sagen Sie einfach Ja oder Nein.«
Nach einer Pause sagte sie – viel schuldbewusster, als ich es von ihr erwartet hätte –: »Ich hätte nichts sagen sollen. Aber mir ist es unerträglich, was diese kleine manipulative Schlampe mit meinem Bruder gemacht hat. Mir war richtig schlecht von der Show, die sie bei Maurice McNice abgezogen hat. Ich weiß gar nicht, warum ich mir das angesehen habe. Ich sehe die Sendung sonst nie.«
»Sie und Wayne stehen sich sehr nahe?«
»Wir sind seine Familie. Wir lieben ihn. Er vertraut uns – mir und seinem Bruder. Was haben Sie inzwischen herausgefunden?«
»Ich habe etwas gehört, was Sie auf dem Video vom fünfundsechzigsten Geburtstag Ihrer Mutter gesagt haben. Sie sprachen mit Ihrer Schwägerin. Sie sprachen über eine Frau und haben gesagt, ich zitiere: ›Konnte sich zwischen den beiden nicht entscheiden.‹ Mir ist gerade klar geworden, dass Sie von Zeezah sprachen und dass die beiden Männer, zwischen denen sie sich nicht entscheiden konnte, Wayne und John Joseph waren.«
»Okay …«
»Und jetzt ist Zeezah schwanger, und gerade hat sie im Radio verkündet, ihr Baby sei in Rom gezeugt worden …«
»Wie kann sie das mit Sicherheit wissen?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass ich am Don nerstagabend Waynes Haus durchsucht und in seinem Nacht tisch ein Feuerzeug mit dem Kolosseum drauf gefunden habe. Natürlich, es ist gut möglich, dass Zeezah ihm das als Souvenir mitgebracht hat – bitte, fallen Sie nicht gleich über mich her. War nur ein Scherz. Oder dass Wayne in die Flitterwochen reingeplatzt ist …«
»Er ist nicht ›reingeplatzt‹«, sagte Connie erbost. »Sie hat ihn gequält. Hat ihn Tag und Nacht angerufen. Hat erzählt, sie hätte John Joseph nicht heiraten sollen, das sei ein schrecklicher Fehler gewesen und sie müsse Wayne unbe dingt sehen. Daraufhin ist er nach Rom geflogen. Aber dann konnte sie sich immer noch nicht entscheiden. Und hat sich bis jetzt nicht entschieden, soweit ich weiß.«
»Wayne könnte also der Vater ihres Babys sein?«
»Könnte.«
»Und das weiß er auch?«
»Natürlich weiß er das. Wie würde ich es sonst wissen? Aber John Joseph könnte auch der Vater sein. Zumindest hat Zeezah Wayne gegenüber niemals behauptet, sie und John Joseph würden es nicht tun. Wayne weiß seit Langem, dass Zeezah zwischen ihm und John Joseph hin- und herpendelt.«
»Weiß John Joseph das auch?«
Ein schwerer Seufzer. »Ich glaube schon.«
Großer Gott. Was bedeutete das? John Joseph kam mir nicht vor wie jemand, der sich leichten Herzens damit ab fand, dass seine Frau von einem Mann, der für ihn arbeitete, schwanger war. Aber glaubte ich wirklich, dass John Joseph imstande war … also … dass er Wayne umbringen würde?
Andererseits, jemand hatte mich überfallen. Jemand hatte keine Angst, Gewalt anzuwenden.
Dann fiel mir John Josephs völlig unbeherrschter Angstanfall früher am Nachmittag ein. Wie passte das zusammen mit der Vorstellung, dass er Wayne Gewalt angetan hatte? Oder hatte er nur so getan als ob? Möglich war es, denn normalerweise war er ziemlich beherrscht.
»Es tut mir leid, dass ich Ihre Andeutungen heute Morgen nicht verstanden habe, als Sie über die Nachrichten in den Zeitungen von gestern sprachen und über Zeezahs Schwangerschaft, mit der das Glück der beiden komplett sei«, sagte ich. »Ich bin normalerweise nicht so schwer von Begriff. Schade, dass Sie es mir nicht klar und deutlich gesagt haben, dann hätten wir viel Zeit gespart.«
Es trat eine Pause ein, dann sagte Connie: »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas hätte sagen sollen. Aber es hat mich so wütend gemacht.« Nach einer weiteren Pause sagte sie: »Natürlich weiß ich nicht mit Sicherheit, wer der Vater ist. Aber ich dachte, da Sie Privatdetektivin sind, könnten Sie Dinge aufdecken,
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