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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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dem Häuschen. Im November bin ich zu ihm nach Istanbul geflogen und habe sie kennengelernt, und Wayne konnte es nicht verbergen, obwohl sie angeblich nur Kollegen waren.«
    »Und dann … was ist dann passiert? Sie haben mit ihm Schluss gemacht? Oder er mit Ihnen?«
    »Er hat Schluss gemacht«, sagte sie mit beträchtlicher Bitter keit in der Stimme. »Ich hatte gehofft, wir würden wieder zu sammenfinden. Wir haben richtig gut zusammengepasst. Aber er war … wie soll ich sagen? … ja, einfach verrückt nach ihr.«
    »Aber das war erst letzten Oktober oder November? Wie ist es dann möglich«, ich zählte an meinen Fingern nach, »dass John Joseph Hartley sie vier Monate später, im März, nach Irland importiert und geheiratet hat?«
    »Als Wayne mit John Joseph seine Pläne für Zeezah besprach, hat der ihm alles gestohlen: die Idee, den Protegé, wenn man es so nennen will, und die Frau.«
    »Himmel«, sagte ich und musste einen Moment warten, um diese gewichtigen Nachrichten einsinken zu lassen. »Himmel«, sagte ich noch einmal. »Und das ganze Theater – dass John Joseph keine Ahnung hatte, wen er vor sich hatte, als er Zeezah kennenlernte, nämlich einen Weltstar? Und dass er sie bei der Geburtstagsfeier einer Freundin singen gehört hat?« Kein Wunder, dass Roger St Leger so sarkastisch gewesen war. »Das ist alles erfunden?«
    » Genau. Haben Sie am Samstag ihren Auftritt bei Maurice McNice gesehen? Ich weiß nicht, warum ich mir das angetan habe, ich würde mir normalerweise lieber die Augäpfel ausstechen, als diesen Quatsch anzusehen, aber ich habe ein bisschen rumgeschaltet, und plötzlich saßen sie da. Ich hätte kotzen können. Alles gelogen .«
    Mir fiel plötzlich ein, welches Theater John Joseph gemacht hatte, als ich ihn um Birdies Telefonnummer gebeten hatte, und wie er so tat, als wüsste er nicht, wo Birdie wohnte oder arbeitete.
    »Kein Wunder, dass John Joseph nicht wollte, dass wir miteinander reden«, sagte ich.
    »Kein Wunder, das stimmt. Schätzchen.«
    »Schätzchen?«, sagte ich. Dann verstand ich. »Ach so, Schätzchen. Hat er Sie also auch Schätzchen genannt?«
    »Natürlich hat er das, Schätzchen. Ist John Joseph nicht ein arrogantes Arschloch erster Güte, Schätzchen?«
    »Doch, das ist er, Schätzchen. Er hat mir gesagt, er wüsste nicht, wo Sie wohnen, Schätzchen.«
    »Wirklich, Schätzchen, er lügt wie gedruckt! Er ist ganz oft bei mir gewesen.«
    »Er hat gesagt, er wüsste nicht, wo Sie arbeiten, Schätzchen.«
    »Natürlich weiß er, wo ich arbeite.«
    »Schätzchen. Sie haben vergessen, Schätzchen zu sagen.«
    »Natürlich weiß er, wo ich arbeite, Schätzchen.«
    Wir sagten bestimmt noch zwanzigmal »Schätzchen« und lächelten uns plötzlich an.
    Nachdem die Entente cordiale zwischen uns geschlossen war, sagte ich: »Ich verstehe, warum John Joseph und Zeezah die Geschichte, dass Zeezah vorher mit Wayne zusammen war, nicht öffentlich machen wollten.«
    »Genau. Sie lässt sich in Irland sowieso nur schwer vermarkten, wo alle Mütter John Joseph lieben, und sie ist Muslimin. Obwohl es heißt, sie will konvertieren .«
    »Aber warum hat Zeezah Wayne gegen John Joseph eingetauscht? Für mich hört es sich so an, dass Wayne der wesentlich Nettere von beiden ist. Liegt es daran, dass John Joseph mehr Geld und lauter Aston Martins hatte?«
    »Wahrscheinlich. Ich weiß nicht, ob sie Wayne etwas vorgemacht hat, aber sie hat gesagt, sie sei hin- und hergerissen, sie hätte sich zwischen den beiden nicht entscheiden können.«
    Sie konnte sich zwischen den beiden nicht entscheiden.
    Wo hatte ich das erst kürzlich gehört?
    Vielleicht würde es mir wieder einfallen.
    »Aber anscheinend hat sie sich am Ende doch entschieden, denn sie hat John Joseph geheiratet«, sagte ich. »Allerdings ziemlich überstürzt.«
    »Zeezah brauchte einen irischen Pass, um hier arbeiten zu können, deshalb haben die beiden geheiratet. Aber vielleicht lieben sie sich auch.«
    »Es sieht ganz so aus«, sagte ich, »wenn man sie zusammen sieht. Wissen Sie was?« Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ihr etwas Tröstliches zu sagen. »Sie sind Wayne immer noch wichtig. Er hat richtige Schuldgefühle gehabt.«
    »Warum sagen Sie das?«, fragte sie.
    »Ich konnte es spüren«, sagte ich zu meiner eigenen Über raschung. »Wirklich. Manche Leute sagen zwar, ich habe keine Empathie. Aber vielleicht stimmt das gar nicht. Ich gebe zu, dass ich nur wenig Mitgefühl habe, aber das ist reiner Selbstschutz.

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