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Glücksfall

Glücksfall

Titel: Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Aussehen war gewöhnlich, Tendenz gut aussehend. Mir gefiel, wie er aussah. Ich legte den Pass wieder in die Schublade.
    »Was sind das für Leute?« Über dem Schubladenteil war ein kleines Wandregal angebracht, auf dem mehrere Fotos standen.
    Jay ließ rasch seinen Blick darüber wandern. »Seine Mutter und sein Vater, wenn ich mich nicht irre. Das ist Richard, sein Bruder, den kenne ich, und das ist seine Frau, ihren Namen weiß ich nicht mehr, vielleicht Vicky. Die andere Frau, das ist Waynes Schwester Connie. Und die Kinder? Bestimmt seine Nichten und Neffen.«
    »Wahrscheinlich ist Wayne bei ihnen.« Ich war verärgert und erstaunt, dass Jay nicht auf das Offensichtliche gekommen war. »Sieht aus, als würden sie sich nahestehen.«
    »Tun sie auch. So nahe, dass Waynes Mutter heute Abend bei John Joseph angerufen hat, weil Wayne nicht ans Telefon ging und sie sich Sorgen machte.«
    »Warum John Joseph?«
    »Weil er mit den Diffneys dicke ist.«
    »Wo wohnen sie?«
    »Die Eltern wohnen in Clonakilty, County Cork, der Bruder ist in Upstate New York.«
    »Wayne ist bestimmt in Clonakilty«, sagte ich hartnäckig.
    Jay seufzte. »Wayne hat sich abgesetzt, und er ist beileibe nicht dumm. Wenn er bei seiner Familie wäre, könnte man ihn doch viel zu leicht finden.«
    »Vielleicht sollte ich nach Clonakilty fahren und mich mit seiner Mutter unterhalten.«
    »Mir ist egal, was du tust, Hauptsache, Wayne wird gefunden. Mach ruhig die Tour nach Clonakilty und zurück. Dauert acht Stunden.«
    Jetzt, da Jay mir zustimmte, war ich mir nicht mehr so sicher. Clonakilty war wirklich sehr weit weg. Außerdem war die Stadt weltberühmt für ihre Blutwurst, und ich hatte nicht die Nerven, in eine Stadt zu fahren, wo sie Blutwurst machten und damit auch noch prahlten.
    Ich müsste mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen …
    Es gab auch ein Foto von Wayne mit John Joseph Hartley, auf dem sie einen Preis mit einer arabisch anmutenden Aufschrift entgegennahmen, aber keine Fotos mit irgendwelchen Frauen, nicht mal eins von seiner früheren Frau. »Hat Wayne eine Freundin?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Kinder?«
    »Nein.«
    »Wo ist sein Festnetzanschluss?« Ich entdeckte das Telefon auf der anderen Seite des Zimmers. Achtundzwanzig Anrufe waren eingegangen, die ersten vier von Jay, der Wayne aufforderte, umgehend zu den Proben zu kommen.
    »Heute Morgen?«, fragte ich Jay.
    Er nickte.
    Der nächste Anruf war von jemandem, dessen Stimme mir irgendwie bekannt vorkam.
    »Du musst sofort kommen.« Wer immer es war, er klang sehr erregt. »John Joseph ist kurz davor auszurasten.«
    »Und wer ist das …?«, fragte ich.
    »Frankie.«
    Natürlich! Frankie Delapp, der Schwule und jedermanns Liebling.
    Die nächste Nachricht. Wieder Frankie. Es klang, als wäre er in Tränen aufgelöst. »John Joseph bringt dich um.«
    »Ah, Wayne …« Eine andere Stimme, der Ton eine Mischung aus Empörung und Zuneigung.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Roger.«
    Roger St Leger, auch der Sonderling genannt. Niemand verstand, weshalb er bei den Laddz mitmachte, er war einfach eine komplette Leerstelle in einem weißen Anzug und diente lediglich dazu, die Band zu vervollständigen. Er war niemandes Liebling. Aber sein wirkliches Leben war recht ausschweifend: drei geschiedene Ehen und sieben – sieben! – Kinder. Wie konnte so was überhaupt erlaubt sein?
    »Komm schon, Kumpel«, Roger versuchte, aufmunternd zu klingen. »Ich weiß, es ist schwer, aber mach es fürs Team, ja?«
    »Wayne.« Diesmal eine junge Frau. Sie klang exotisch und zugleich enttäuscht.
    »Zeezah«, sagte Jay. »John Josephs neue Frau.«
    »Du musst zu den Proben kommen«, sagte Zeezah. »Du lässt die anderen hängen. Das ist doch gar nicht deine Art.«
    Und so weiter mit den Nachrichten, von Jay, Frankie, Roger. Kein Anruf von John Joseph, aber warum sollte er anrufen, wenn alle anderen es für ihn taten?
    Während ich die Anrufe abhörte, ging ich die Nummern durch, die Wayne zuletzt angerufen hatte. Sein Telefon speicherte nur die letzten zehn Nummern.
    Ich wählte sie, weil ich so vielleicht erfahren würde, was er in den letzten Tagen getrieben hatte. Er hatte Pizza gegessen, wie ich schnell feststellte – die sieben Anrufe, die am längsten her waren, gingen an Pizza-Domino. Die restlichen drei, alle an diesem Morgen zwischen acht und halb neun, waren für Head Candy, einen Friseursalon in der Stadt. Als ich die Nummer gewählt hatte, teilte mir die automatische

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