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Glücksgriff

Glücksgriff

Titel: Glücksgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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irgend so etwas …
    »Ach, hast du nicht gehört? Schalt den Fernseher ein«, sagte Chloe. »Sie werden darüber reden. Nachdem er heute Abend Silverstone verlassen hat, ist er nach London zurückgefahren, und ein Laster ist auf der M1 in seinen Wagen gekracht.« Sie sah Miranda an, und ihre Stirn legte sich in besorgte Falten. »Ach ja, du hast ihn ja mal getroffen, oder? Bev hat dich deshalb geneckt an dem Tag, als du mein Zimmer gestrichen hast.«
    Alles passierte wie in Zeitlupe. Miranda sah sich dabei zu, wie sie sich bückte und das Bündel mit Babysachen vorsichtig auf den Boden legte. Okay, Miles war nicht gekommen, weil er in einen Unfall verwickelt gewesen war, das war fair, das war eine ausgezeichnete Ausrede, dass er nicht aufgetaucht war. Und der Grund, weshalb er nicht angerufen hatte, um sie zu verständigen, dass er sich verspätete, war der, dass er sich hatte röntgen lassen, um sicher zu sein. Miranda nickte beruhigt. Jeder wusste, dass man in Röntgenabteilungen keine Handys benutzen durfte, weil sie die medizinischen Geräte durcheinander brachten.
    Sonst würde er mich natürlich anrufen, um mich wissen zu lassen, dass es ihm gut geht.
    »Ihm geht es gut.« Sie sah zu Chloe auf und suchte nach Bestätigung. »Ich meine, vielleicht ein paar Schnitte und blaue Flecken, aber das ist alles. Er ist ein ausgezeichneter Fahrer, weißt du, er hätte sich nicht einfach von einem Laster zusammenfahren lassen.«
    »Es tut mir Leid.« Chloe zögerte, erschüttert von Mirandas Reaktion. Sie war weiß wie ein Laken und zitterte. »In den Nachrichten sagten sie, dass der Laster frontal durchbrach – es gab nichts, was irgendjemand hätte tun können, um es zu vermeiden.«
    »Aber Miles geht es gut. Ihm geht es gut.« Miranda fühlte sich wie ein Papagei, doch sie konnte einfach nicht aufhören. Sie wünschte, ihre Zähne würden aufhören zu klappern, und sie wünschte, Chloe würde aufhören, sie so furchtbar entsetzt anzustarren. »Okay, er ist im Krankenhaus, das ist mir klar, aber es wird ihm wirklich gut gehen.«
    Der kochende Kessel war vergessen, und Chloe kam auf sie zu. Sie führte Miranda ins Wohnzimmer und ließ sie sich setzen.
    »Miranda, es tut mir wirklich Leid. Er ist tot.«
    »O nein, das ist ein Irrtum! Er kann nicht tot sein.« Entschlossen schüttelte Miranda den Kopf.
    Chloe dachte, dass hier eindeutig etwas vor sich ging, was sie nicht begriff. Sie legte die Arme um Miranda.
    »Liebes, leider ist er tot. Er war auf der Stelle tot.«

50
    Die nächsten zwölf Stunden verschwammen im Nebel. Nachdem sie Chloe die ganze Geschichte erzählt hatte, kauerte sich Miranda auf Florence’ Sofa zusammen und sah sich jede Nachrichtensendung auf jedem Kanal an. Die Nation war gefesselt von der Tragödie – und dem Zeitpunkt – von Miles Harpers Tod. Fernsehjournalisten sendeten live von der Brücke über der M 1 am Unfallort. Am Montagmittag war die Autobahnböschung unter einem Blumenmeer verschwunden. Fotos von Miles flatterten im warmen Wind. Menschen, die meilenweit gefahren waren, um in Zellophan eingehüllte Sträuße niederzulegen, vergossen Tränen, umarmten sich und erzählten den Reportern, dass es so traurig sei, so unfair, so ein schrecklicher Verlust.
    Der Fahrer des Lasters – so wurde schnell klar – hatte einen Herzanfall gehabt und war Sekunden vor dem Zusammenprall gestorben. Niemand, nicht einmal ein Fahrer von Miles Harpers Kaliber, hätte dem Aufprall eines Zwanzigtonners entgehen können, der plötzlich über drei Spuren und auf die Fahrbahn Richtung Süden schoss. Miles war sofort tot und sein Auto zur Unkenntlichkeit zerquetscht gewesen.
    Es war, als ob sie den Tod ihrer Eltern wieder erlebte. Nur dass man deren Unfall lediglich ein paar Absätze in der örtlichen Zeitung gewidmet hatte. Nicht so einen Medienzirkus.
    Während sie auf den Fernseher starrte, staunte Miranda über die überbordenden Klischees. Miles Harpers Familie und Freunde waren natürlich am Boden zerstört. Das ganze Land, betonte der besonders zu Klischees neigende Sprecher der Mittagsnachrichten, sei am Boden zerstört. Vor allem jedoch, so informierte er eine trauernde Nation mit Grabesstimme, sei Miles’ Freundin … völlig am Boden zerstört.
    »Wir schalten nun live zum Ort des tragischen Unfalls von gestern«, verkündete der Sprecher, »wo die Schauspielerin Daisy Schofield, die Freundin von Miles Harper, eingetroffen ist, um einen Kranz niederzulegen. Dermot, ich gebe an dich ab.«
    »Nun,

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