Glücksgriff
genussvoll. »Jede Minute wert, allein seinen Gesichtsausdruck zu sehen.«
Buzz schüttelte bewundernd den Kopf. Greg würde niemals diese Art öffentlicher Demütigung verkraften.
»Und wenn er die Zeremonie hätte über sich ergehen lassen, hättest du …«
»Meinen Auftritt auch gehabt«, ergänzte Chloe, »an einem entscheidenden Punkt.«
Tom Barrett, der Champagnergläser verteilte, sagte: »Schade, dass er es nicht getan hat, ich habe mich so darauf gefreut.« Er räusperte sich und intonierte feierlich: »Wenn irgendjemand der hier Anwesenden einen Grund weiß, weshalb dieser Mann und diese Frau nicht im heiligen Ehestand verbunden werden sollten, dann möge er jetzt sprechen …«
Er machte eine dramatische Pause, und Chloe tat so, als ob sie zur Tür hereinstürmte. Und erklärte fröhlich: »Und da wäre ich hereingekommen.«
»Ist er nicht wundervoll?« Florence klopfte Tom Barrett stolz auf den Arm. »Was für eine Vorstellung!« Neckend zog sie an seinem weiten schwarzen Ärmel. »Diese Kutte steht dir auch. Ich hatte schon immer was für Männer in Uniform übrig.«
Buzz fragte sich, wie sehr sein Boss wohl durchdrehen würde, wenn er ohne eine Geschichte in die Redaktion zurückkehrte. Ach ja, zum Teufel auch. Er kippte ein übervolles Glas Champagner hinunter; er konnte genauso gut das Beste aus dem Gratisalkohol machen.
»Wer zahlt denn die Rechnung für das alles?« Er streckte das Glas aus, um es schnell nachfüllen zu lassen.
Mirandas Mund zuckte.
»Greg«, scherzte sie. »Nun ja, ohne es zu wissen.«
»Verdammt.«
Danny packte hinter ihr die Videokamera zurück in den Koffer. Miranda zeigte darauf.
»Wir haben das Ganze gefilmt. Im Herbst kommt zur besten Sendezeit eine neue TV -Serie heraus:
Süße Rache
. Die Leute schicken Videos ein, und die zahlen fünftausend Pfund …«
»Ich weiß, ich hab davon gehört. Das ist ja super.« Buzz fing an zu lachen. Er wandte sich an Danny und sagte: »Ich hoffe, Sie haben daran gedacht, den Linsenverschluss abzunehmen.«
Die Party erweiterte sich in den eingemauerten Garten hinter dem Hotel. Miranda verursachte bei einigen älteren Gästen beinahe einen Herzinfarkt, als sie oben an der Treppe stehen blieb, ihr geliehenes Brautkleid auszog und darunter eine orangefarbene Weste und einen mauvefarbenen Lycra-Rock enthüllte. In der nächsten Minute planschte sie mit Buzz in dem italienischen Brunnen herum.
Fenn entdeckte Chloe auf einer Bank, wo sie einen Teller Hühnchen aus dem Restaurant aß. Er bemerkte: »Du hast dich auch umgezogen. Habe ich das verpasst?«
Die schwarzweiße Kellnerinnenuniform war durch ein zimtfarbenes, langes, fließendes Baumwollkleid ersetzt worden, und ihre goldenen Haare, die nicht mehr zusammengebunden waren, fielen ihr auf die Schultern.
»Das hätte ihnen den Rest gegeben.« Chloe zog ein Gesicht und nickte den ältlichen Gästen zu, die immer noch verdutzt dreinschauten. Sie hatte die Zurschaustellung ihres eigenen unschönen Körpers auf die Damentoilette beschränkt.
»Schöne Farbe, es steht dir«, bemerkte Fenn.
Das Kleid war alt. Verwirrt durch das Kompliment, versuchte Chloe die Stopfstellen in der abgetragenen Baumwolle zu verdecken, erkannte dann, dass Fenn sie belustigt beobachtete. Sie entspannte sich, lachte und hielt ihren Teller hoch.
»Zumindest passt bei mir alles.«
»Bis du es isst.«
»Also in den nächsten drei Minuten.« Reumütig blickte sie auf ihren Bauch hinab. »Ich kann nicht aufhören zu essen. Es ist schrecklich, so einen Appetit zu haben und auszusehen wie ein Rugbyball.«
Fenn fand es nicht schrecklich. Er war an die Models mit den heiklen Essgewohnheiten gewöhnt, die er in den letzten Jahren flachgelegt hatte. Ihm gefiel, wie Chloe mit solch offensichtlicher Freude aß, das zarte Hühnchen auf die Gabel spießte und die Mayonnaise von den Fingern leckte. So sollte Essen schließlich sein. Man sollte es genießen.
»Hier kommt Leila«, sagte Chloe. »Armes Ding, sie sieht nach Jet-Lag aus.«
Insgeheim dachte Fenn, dass Leila in ihrem fluoreszierenden Etuikleid aussah wie der rosarote Panther. Und was den Jet-Lag anging … nun, das konnte man unmöglich sagen. Die halb geschlossenen Augen und der abwesende Gesichtsausdruck waren eine dauerhafte Pose. Alle Supermodels nahmen sie in dieser Saison ein. Er hatte versucht, Leila deshalb zu necken, doch sie hatte den Witz nicht begriffen. Sie mochte schön sein, dachte Fenn mit einem bedauernden Lächeln, doch Sinn
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