Glücksgriff
für Humor war nicht ihre Stärke.
Er hatte Leila überredet, heute mit ihm zu kommen, weil ihre häufigen Auslandsreisen ihre gemeinsame Zeit begrenzten.
Aber nicht mehr lange, dachte Fenn traurig, als ihm bewusst wurde, dass noch eine hohle Beziehung bald den Bach runtergehen würde. Warum machte er das? Warum ließ er sich überhaupt mit diesen Mädchen ein?
Doch er kannte bereits die Antwort darauf.
Im Grunde und deprimierenderweise – glich sie der nach dem Grund für die Besteigung des Mount Everest – weil sie da waren.
»Hi«, grüßte Leila und schmiegte ihren Körper an die Holzlehne der Bank neben Fenn. »Können wir jetzt gehen?«
Chloe hatte ihr Huhn aufgegessen. Fenn nahm ihr den leeren Teller ab.
»Ich wollte Chloe gerade noch einen Himbeerkuchen holen. Soll ich dir auch einen bringen?«
Leilas Lider flatterten kurz und ließen erkennen, dass sie den Vorschlag durchaus als Witz auffasste.
»Nein danke. Die Hochzeitssache ist vorbei, oder? Warum können wir nicht gehen?«
»Wir feiern.«
»Ich kenne keinen hier.«
»Du kennst Miranda«, sagte Fenn. »Geh und tanz mit ihr im Brunnen.« Bitte, dachte er und wollte sie per Gedankenübertragung dazu bringen, zu lachen und ihre Schuhe abzustreifen. Ich fände es toll, wenn du das tätest.
Chloe sah den verständnislosen Ausdruck in Leilas ebenmäßigem Gesicht.
»Warum?«
»Vielleicht würde es dir gefallen.«
Leila sah ihn an, als ob er verrückt geworden wäre.
»Ich würde nass werden.«
Das Salinger war berühmt für seinen sonntäglichen Tanztee. Drinnen spielte das Orchester ruhige Nummern aus den Zwanzigern und Dreißigern, und elegant angezogene Paare bewegten sich langsam gleitend über das glatte Parkett. Draußen im Garten tanzte Miranda – weniger elegant – mit Tom Barrett.
»Unseretwegen heben sich einige Augenbrauen«, sagte er zu ihr, als er zu den Fenstern hochschaute. »Monokel fallen heraus.«
»Nur weil ich aussehe wie ein Flittchen und Sie wie ein Pfarrer gekleidet sind.«
»Meine Liebe, jeder Mann in diesem Ballsaal beneidet mich.«
Miranda, die mit dem Walzer etwas Mühe hatte, erwiderte: »O Tom. Sie sind zu nett! Warum kann ich nicht jemanden treffen, der so nett ist wie Sie, nur vierzig Jahre jünger?«
Tom brüllte vor Lachen.
»Gott, tut mir Leid«, murmelte Miranda. »Ich nehme an, ich habe nun meine Frage selbst beantwortet. Ich bin eben eine wandelnde Katastrophe.« Sie trat zurück statt nach vorne und zog ein Gesicht. »Ganz zu schweigen von einer tanzenden.«
»So was sollten Sie nicht sagen«, mahnte Tom. »Sie sind keine Katastrophe.«
»Doch.«
»Vielleicht erfrischend ehrlich.« Belustigt sah Tom zu Florence. »Kann mir nicht vorstellen, woher Sie das haben.«
»Arme Florence. Ich habe Schuldgefühle, weil ich so davonwirble, während sie in ihrem Rollstuhl steckt.«
»Sie würde nicht gerne hören, wie Sie sie arme Florence nennen.« Toms Lächeln war liebevoll. »Gute alte Flo, sie war schon eine zu ihrer Zeit.«
»Das ist sie immer noch«, entgegnete Miranda.« Und ich würde nicht viel für
Sie
geben, wenn sie hörte, dass Sie sie arm nennen.«
Er sah nachdenklich drein.
»Kann sie überhaupt stehen?«
»O ja, mit Unterstützung.«
Sie grinsten sich an.
»Sie trauen sich ja doch nicht«, sagte Miranda.
»Wollen wir wetten?«
Florence sah erschreckt auf, als Tom, mit wehender Pfarrersrobe, zielbewusst auf sie zukam.
»Du gehst doch nicht schon?«
»Nein. Ich wollte um das Vergnügen des nächsten Tanzes bitten.«
Erstaunt sagte Florence: »Mit wem?«
»Mit dir, du Dummchen.«
»Pah! Du bist der Dumme, Tom Barrett«, schnaubte Florence, »ich lass mich doch nicht in diesem Stuhl herumschleudern wie ein Kind, das man mit dem Supermarktwagen losgelassen hat. Lächerlich würden wir aussehen …«
»Nicht im Stuhl.« Tom schüttelte den Kopf. »Du kannst stehen, ich habe mich bei Miranda erkundigt. Und wenn ich ein Golfset um achtzehn Löcher schleppen kann«, er streckte die Arme aus, »dann bin ich sicher, dass ich mit dir auch noch fertig werde.«
»Schöne Ausdrucksweise«, grummelte Florence. »Klingt, als wäre ich ein Sack Rüben.«
Tom lächelte.
»Rüben sind ruhiger. Rüben streiten nicht.«
»Dann geh und tanz mit einer Rübe.«
Verführerische Musik wehte durch die offenen Fenster, als das Orchester drinnen die nächste Melodie anstimmte. Ärgerlicherweise war es eines von Florence’ absoluten Lieblingsliedern.
»Ich möchte lieber mit dir tanzen«, sagte
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