Glücksgriff
Blues-Brothers-Brille ab – Camden Market, ein Pfund fünfzig –, bevor er sich umdrehte und die Videokamera abschaltete, die in dem Blumenarrangement hinter ihm versteckt war. Dann ging er auf die Treppe zu. Wollte nicht den ganzen Spaß verpassen.
Die doppelten Türen waren verschlossen. Fenn Lomax ging davor wie ein nervöser werdender Vater auf und ab.
»Hi. Greg Malone.« Als er seine vor Aufregung schwitzende Hand ausstreckte, fragte sich Greg, wie viel Fenns Anzug gekostet hatte. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Mirandas Verlobter. Schön, Sie endlich kennen zu lernen.« Fenn nickte und lächelte und schüttelte die ausgestreckte Hand. »Ich muss Ihnen auch gratulieren.«
»Sind alle da drin?« Greg zeigte mit dem Kopf in Richtung der doppelten Türen.
»O ja, alle warten schon. Außer der Braut natürlich. Also«, sagte Fenn und atmete tief durch. »Wir gehen besser rein.«
Im ersten Moment, als sich die schweren Türen hinter ihnen schlossen und er sich von Fenn den Mittelgang entlang führen ließ, dachte Greg, er wäre im falschen Raum.
Er wusste, das konnte nicht sein, da Fenn bei ihm war. Aber wo waren denn dann all die Promis?
Keine Kylie, keine Daisy Schofield, keine Stars von Bühne und Film … und mehr noch, kein Mick in Sicht.
Verwirrt fragte sich Greg, warum Fenn nicht zu bemerken schien, dass etwas ernsthaft nicht stimmte. Seine Verwirrung wuchs, als er Leila Monzani in der dritten Reihe sitzen sah. Sie trug ein pinkfarbenes Etuikleid und Doc Marten’s.
Und dort in ihrem Rollstuhl saß die alte Hexe Florence.
Gregs Nackenmuskeln hatten inzwischen ein Eigenleben angenommen; sein Kopf fuhr von einer Seite zur anderen, als er zuerst Bev mit einem Hut in Küchentischgröße und dann Buzz wahrnahm, der genauso verwirrt aussah wie er selbst. Hinten im Raum entdeckte er Danny Delancey, doch die ungefähr ein Dutzend anderen Gäste waren völlig Fremde.
Um Himmels willen, wo war Miranda?
»Hierher bitte.« Der Pfarrer zeigte Fenn und Greg, wo sie stehen sollten.
»Sie haben doch nichts dagegen, oder?«, murmelte Fenn.
Wie in einem Nebel schüttelte Greg den Kopf. Die Micks hatten Fenn offenbar im Stich gelassen. Er brauchte einen Trauzeugen. Himmel, was fiel Leila Monzani ein, in Doc Marten’s zu heiraten?
Musik durchflutete den Raum und ließ Greg zusammenfahren. Aus versteckten Lautsprechern ertönten die ersten Takte des Hochzeitsmarsches. Neben ihm zuckte ein Muskel in Fenns Kiefer, als er sich als Reaktion auf das Geräusch der sich öffnenden Doppeltüren umdrehte.
Greg drehte sich ebenfalls um.
Miranda stand ganz in Weiß in der Tür.
Hinter dem Schleier leuchteten ihre dunklen Augen. Sie lächelte breit und kam den Mittelgang entlang auf ihn zu.
Die Musik hörte auf.
Miranda warf die Arme hoch, schlang sie um Greg, bevor er reagieren konnte, und schrie: »Überraschung!«
Eis durchrieselte Gregs Adern. Um ihn herum brach der Saal in Gelächter und Beifall aus. Er fühlte, wie sein Herz in der Brust wummerte wie ein Tom-Tom. Es war der ultimative Albtraum, und er konnte kaum atmen.
»Ich … ich verstehe nicht.«
Endlich stammelte Greg die Worte, obwohl er nur zu gut verstand, jedoch verzweifelt auf Zeit spielte.
»Ich liebe dich. Du liebst mich.« Mirandas Wangen waren vor Glück gerötet. »Das wollen wir doch beide, oder? Ich habe noch nie den Sinn langer Verlobungen eingesehen. O Liebling, wir heiraten … heute! Gleich hier, jetzt gleich!«
Greg konnte sie nicht ansehen. Wo auch immer er sich hinwandte, sah er etwas, was er nicht sehen wollte … das gütige, lächelnde Gesicht des Pfarrers … Danny Delancey mit einer Videokamera, der jeden Augenblick auf Film bannte … Fenn Lomax, der in seiner Tasche wühlte und zwei Eheringe hervorzauberte …
Konnte es etwas Schrecklicheres geben?
Miranda, die nach seinen Händen griff, lachte und sagte: »Liebling, du zitterst ja. Keine Sorge, ich habe an alles gedacht.« Sie beugte sich näher zu ihm und fügte triumphierend hinzu: »Ich habe letzte Woche deine Geburtsurkunde aus der Wohnung geschmuggelt.«
Die Ironie war, dass er sie geheiratet hätte. Auf der Stelle. Aber was war die Durchschnittsstrafe für Bigamie? Er mochte Miranda lieben, doch er konnte es nicht ertragen, ins Gefängnis zu wandern.
»Könnten wir etwas Ruhe haben, bitte?« Der Pfarrer hob die Hände vor der aufgewühlten Versammlung und nickte Greg aufmunternd zu. »Wenn Sie bereit sind, können wir voranschreiten.«
Gregs Mund öffnete
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