Glücksgriff
BMW vor dem Haus und setzte geschickt in eine Parklücke zurück, die Bruce vorher in Betracht gezogen, jedoch als zu klein verworfen hatte. Neidisch auf die besseren Parkfähigkeiten des anderen Fahrers, spähte er hinüber, um sicherzugehen, dass es keine Frau war.
Es war keine.
Es war der Gigolo seiner Mutter, Orlando.
Bruce’ erster Instinkt war es, auf seinem Sitz zusammenzusinken. Wenn das dort auf dem Beifahrersitz Florence war, wollte er nicht, dass sie ihn entdeckte. Die Aussicht, ins Haus gezerrt und Zeuge zu werden, wie seine Mutter den Gigolo anhimmelte, war mehr, als er ertragen konnte.
Doch es war nicht Florence, erkannte er kurz darauf, als ein gebräunter Ellbogen – ein junger Ellbogen – erschien, der im offenen Fenster auf der Beifahrerseite lehnte.
Bruce setzte sich blitzschnell auf. Das war ja viel versprechend. Ganz ehrlich, er hätte nicht gedacht, dass das in Chloe steckte.
Dann bewegte sich der Ellbogen, und der Unterarm wurde sichtbar, zu dünn, um zu Chloe zu gehören. Bruce, der genauer hinschaute, erblickte eine Ansammlung von vage vertrauten Silberarmbändern und dann ein Aufblitzen von verräterischem blau-grünem Haar.
Nicht Chloe, die andere – wie hieß sie noch?
Miranda.
Etwas Komisches hatte sich auf dem Rückweg vom Salinger entwickelt. Jedes Mal, wenn Danny an einer Kreuzung oder Ampel anhielt, fand ihn Miranda noch einmal etwas attraktiver.
Es beschränkte sich nicht mehr auf seine Ohren. Jeder heimliche Blick – natürlich wenn er sie nicht ansah – enthüllte einen anderen bewundernswerten Zug. Seine gerade Nase, diese völlig unfairen Wimpern, ganz zu schweigen von der Art, wie sich sein Haar über dem Kragen lockte …
Es war mehr als komisch, wunderte sich Miranda, es war verblüffend. Als wenn man eine hässliche alte Jacke aus dem Schrank zerrte und erkannte, dass man einen Fehler gemacht hatte, dass es tatsächlich die Traumjacke war, rosafarben und perfekt geschnitten und hundert Prozent Kaschmir.
Danny brach in ihre – ach so köstlichen – Gedanken ein und sagte abrupt: »Wir sind da.«
»Du warst wirklich sehr nett«, sagte Miranda zu ihm. »Wirklich nett.«
»Ich weiß. Und du bist wirklich sehr betrunken. Wann hast du zuletzt etwas gegessen?«
Sie zuckte die Achseln und dachte nach. »Dienstag?«
»Du solltest essen.« Er verstummte. »Was?«
»Was was?«
»Warum schaust du mich so an?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Miranda mit deutlich leichtem Hirn. Ihr Ellbogen rutschte dumpf vom Fensterrahmen. »Warum schaust
du
so aus?«
»Wie denn?«
Sie zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.
»So toll und, du weißt schon, sexy und so.«
Um seinen Mund zuckte es. Sexy.
»Siehst du?«, sagte Miranda sofort. »Du machst es schon wieder.«
»Jetzt hör mir zu, du hast …«
»Kann ich dich küssen?«
Ha, das ließ ihn innehalten! Sie sah seine Augen flackern. Sexy.
»Miranda.«
Sogar, wie er ihren Namen sagte, war sexy.
»Oder wenn du die Oberhand behalten willst«, bot sie an, »kannst du auch mich küssen.«
»Ich glaube nicht, dass ich das sollte.«
Miranda achtete nicht auf ihn. Er sah sie bedauernd, nicht mit Abscheu an – Bedauern zählte nicht.
»Ich will es.« Sie packte seine Arme. Tolle sexy Arme. »Wenn du es nicht tust, mache ich es.«
Danny sagte nichts.
Also küsste sie ihn. Sexy und mit aller Kraft.
Bruce, der sein Auto gerne sauber hielt, war von Veritys Schlamperei angewidert. Ständig warf sie Mäntel über den Rücksitz. Diesmal, als er sich umdrehte, sandte er ein Dankgebet für schlampige Leute nach überall. Er würde nie wieder über Verity stöhnen.
Miranda verfehlte ihn zuerst, verlor das Gleichgewicht und schaffte es nur, Kontakt mit – uff – dem stoppligen Rand seines Kiefers aufzunehmen. Ungerührt richtete sie sich auf und zielte noch einmal. Diesmal landete ihr Mund auf Dannys, und sie schloss erleichtert die Augen. Bingo, das war schon besser! O ja, das ist Meilen besser, als gemeinsam in eine Toilettenkabine gequetscht zu sein, während die Knie taub werden und ich mir die dummen Augen ausheule.
Selbst wenn der Mitstreiter nicht alles zu geben schien.
Sie machte sich eine Sekunde los, um ihn wissen zu lassen, dass sie das wusste.
»Sieben von zehn. Muss sich stärker bemühen, kann es besser.« Miranda hob eine Augenbraue. »Ich glaube, du musst dich einfach ein bisschen mehr anstrengen.«
38
Danny blickte zur Seite, als ein Mann mit einem türkisfarbenen Anorak
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