Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Glückskekse

Titel: Glückskekse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
Vom Netzwerk:
zurück lächele, wird sein Gesicht zu einer undurchdringlichen Maske und er wendet sich von mir ab.
    „Siehst du“, meint Tim, der uns beide beobachtet hat, „das meine ich. Er ist seit einiger Zeit recht merkwürdig. Tanzt wie immer, lässt sich dafür bezahlen, aber mehr nicht.“
    „Hm?“, so ganz kann ich dem Guten nicht folgen.
    „Was Tim damit sagen will, ist“, mischt Tom sich in unsere Unterhaltung ein, „dass der gute Junge sich wirklich wie ein Engel benimmt. Er verausgabt sich beim Tanzen, trinkt nur Wasser, aber was nicht nur mich sondern auch alle anderen, die du fragen würdest, wundert, ist, dass er sich in seinen immer seltener werdenden Tanzpausen, niemanden für einen kleinen Fick nebenbei holt. Er ist mit seinem Bruder zusammen immer der letzte, der den Laden hier verlässt. Ich möchte nicht wissen, was er dann macht. Auf jeden Fall nicht essen und schlafen.“
    Automatisch richtet sich mein Blick wieder auf ihn. Und Tom hat recht. Was mir vorher nicht aufgefallen ist, weil ich ihm gleich ins Gesicht gesehen habe, fällt mir jetzt, bei näherer Betrachtung, direkt ins Auge. Er ist dünn geworden. Nicht dass er vorher dick gewesen ist. Eben einfach perfekt. Jetzt kann man die Hüftknochen spitz hervor blitzen sehen und sein Blick scheint irgendwie ins Weite zu gehen. Nicht so wie sonst, immer auf der Suche.
    Auch wenn es mir einen heftigen Stich versetzt, ihn so zu sehen, zucke ich nur mit den Schultern. „Scheint wohl ein Problem zu haben. Interessiert mich aber nicht“, meine ich und tanze weiter. Doch nicht mehr mit demselben Schwung wie eben.
    Nach zwei weiteren Liedern greift eine Hand nach meiner. Erschrocken drehe ich mich um.
    „Lass uns mal ne kurze Pause machen, Leo“, meint Torben. „Du siehst aus, als könntest du eine gebrauchen.“
    Gemeinsam gehen wir in eine der Ecken, in der man ungestört sein kann. Schweigen uns an. Ich bin froh, dass Torben neben mir sitzt und ihm dankbar, dass er mich nicht zum Reden drängt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich von alleine beginne zu erzählen. Woher ich Michael kenne, die Sache mit Gabriel. Den ganzen Kram eben, der mich die letzte Zeit doch ziemlich beschäftigt und belastet.
    Torben hört mir geduldig zu, unterbricht mich nicht. Als ich fertig bin, sehe ich zu ihm rüber. „Was sagst du denn dazu?“
    „Was soll ich schon groß dazu sagen, Leo? Das scheint für dich alles nicht so ganz einfach zu sein. Deshalb denke ich, die eine Woche wird dir ein wenig Abstand zu dem Ganzen bringen. Vielleicht wirst du dann alles etwas klarer sehen.“
    Überlegend betrachte ich ihn.
    „Du hast sicher recht. Obwohl mir die letzte Woche auch nichts gebracht hat. Ich meine immer, es geht, doch wenn ich ihn sehe … wahrscheinlich bin ich ein Fall für den Psychodoc. Kennst du nicht einen Guten?“
    „Du brauchst keinen Seelenklempner, Hase. Was du brauchst, ist ein anderer Mann. Jemanden zum lieb haben und lieben“, meint Torben und streicht mit seiner Hand über meine Wange. Ergeben schließe ich meine Augen und wünsche mir, es wäre nicht Torbens Hand, die mich berührt.
    Sanft lege ich meine Hand auf seine und ziehe sie aus meinem Gesicht. „Warum kannst du nicht einfach schwul sein, Doc? Dann wäre alles nicht so kompliziert.“
    „Schwul werde ich nicht. Ganz bestimmt nicht. Aber ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst“, verspricht er mir und sieht mich dabei offen und ehrlich an.
    Mehr als ein leises „Danke“ bringe ich nicht zustande, weil seine Worte mir die Kehle zuschnürt.
    „Wie lange willst du noch bleiben, Leo?“
    Schulterzuckend sehe ich Torben an. „Weiß nicht? Sag du, wann du los willst. Ich richte mich ganz nach dir.“
    „Gut, dann würde ich sagen, dass wir langsam aufbrechen. Dir scheint die Lust vergangen zu sein und mir reicht der Ausflug fürs Erste.“
    „Okay, ich sag den anderen Bescheid und geh noch mal für kleine Königstiger.“
    „Ich werde hier auf dich warten.“
    Schnell bahne ich mir den Weg durch die tanzenden Körper, werde nebenbei lüstern angesehen. Doch ich will eigentlich nur noch raus hier.
    Nachdem ich mir Erleichterung verschafft habe, steh ich am Becken und wasche mir die Hände. Fasziniert sehe ich dabei zu, wie Wasser und Seifenschaum ihren Weg durch den Abfluss finden.
    „Hallo, Leo.“
    Augenblicklich setzt mein Herz für ein paar Schläge aus und als ich in den Spiegel sehe, schaue ich direkt in Gabriels Gesicht. Langsam drehe ich mich um, stehe

Weitere Kostenlose Bücher