Glückskekse
nicht. Irgendetwas muss oben bei Torben passiert sein, denn seit wir das Krankenhaus verlassen haben, benimmt er sich so komisch.
„Hab ich dir irgendetwas getan oder was gesagt, dass dich verletzt hat, Gabriel?“
„Hast du nicht.“ Verlegen schüttelt er den Kopf und vergräbt seine Hände tief in die Manteltaschen.
„Und warum bist du dann so merkwürdig?“, langsam werde ich sauer. Auf solche Spielchen habe ich so gar keine Lust. Entschieden stelle ich mich vor ihn, hebe mit dem Zeigefinger sein Kinn an, sodass er fast gezwungen ist, mir in die Augen zu gucken. „Was ist los?“
„Nichts. Oder nicht wirklich. Ich benehme mich kindisch. Alles ist okay. Lass uns fahren“, antwortet er leise und will sich von mir abwenden. Aber nicht mit mir!
„So nicht, Freundchen“, fahre ich ihn laut an und drehe ihn wieder zu mir, „nichts ist in Ordnung. Und wir fahren erst los, wenn du mir gesagt hast, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist. Auch wenn mir saukalt ist und ich mir den Arsch abfriere. Ganz zu Schweigen von meinem Arm. Der ist solche Temperaturen mich mehr gewohnt. Also rede!“
Seufzend streicht er sich durchs Gesicht.
„Du willst wissen, was los ist?“, herrscht er mich an, „also gut. Da oben … du hast den Arzt und die Schwester umarmt.“ Als er nicht weiter redet, schüttele ich verständnislos den Kopf. „Ja und? Das sind meine Freunde.“
„Weiß ich doch. Ich hatte nur gehofft … na ja, ich hatte mir gewünscht, dass ich der Erste bin, den du mit beiden Armen … na ja, umarmst, halt“, flüstert er leise und versucht abermals, sich von mir abzuwenden.
„Das ist der einzige Grund?“ Als er zustimmend nickt, kann ich nur lächelnd mit dem Kopf schütteln.
„Mein kleiner dummer Gabriel“, necke ich ihn, schiebe meine kalten Hände unter seinen Mantel und drücke ihn fest an mich, „du bist der Erste, den ich ganz fest in den Arm nehmen will und den ich am Liebsten gar nicht wieder loslassen möchte. Das weißt du doch.“
„Natürlich weiß ich das“, haucht er und erwidert meine Umarmung mit einer Vehemenz, dass ich Angst um meine Rippen habe. „Ich hab doch gesagt, dass ich mich wie ein Kind benehme.“
„Ist mir egal“, murmele ich an seinen Hals, „ich mag das Kleinkind.“
Wir bleiben noch eine Weile so eng umschlungen stehen, bis die Kälte langsam unsere Beine hoch schleicht.
„Wir sollten fahren, Gabriel. Ich will mir nämlich nicht noch eine Erkältung einfangen. Macht sich nämlich ganz schlecht auf dem Catwalk, wenn ich da ständig ein Taschentuch ziehen muss. Also bring uns nach Hause, ja?“
„Okay“, haucht er mir einen kleinen Kuss auf die Nase, „willst du nicht selber fahren?“
„Ich glaub nicht, dass ich mit meiner Hand die Gänge einlegen kann. Wird wohl noch ein bisschen dauern, bis ich wieder soweit bin.“
Auf dem Rückweg kommt Gabriel prima mit dem Wagen zurecht.
„So mein Lieber, dann wollen wir mal mit deinen Übungen anfangen. Aber erst solltest du dir die ganzen Reste von deinem Gips abwaschen. Soll ich uns in der Zwischenzeit einen Tee kochen?“
„Gerne, du kennst dich hier ja schon bestens aus. Willst du mich nachher hier unten oder lieber oben quälen?“, frage ich grinsend.
„Komm runter, dann brauch ich mit dem ganzen Kram nicht erst rauf.“
Als ich wieder in der Küche ankomme, steht Gabriel an der Arbeitsplatte und füllt heißes Wasser in die Tassen. Wippend bewegt er seine Hüften zur Musik. Verdammt sexy. Sogar eine Schale Kekse hat er bereitgestellt. Leise trete ich hinter ihn.
„Hey“, flüstere ich, um ihn nicht zu erschrecken.
Trotzdem fährt er leicht zusammen und dreht sich dann zu mir um. Unsere Nasen berühren sich fast und ich muss schlucken. Ihn so dicht vor mir stehen zu haben, ist wirklich nicht gut für meine Nerven und es kostet mich eine große Portion Selbstbeherrschung, ihn nicht einfach zu küssen.
„Wie weit bist du mit dem Tee?“, frage ich und muss mich dabei kräftig räuspern.
„Ehm … fast fertig.“ Hastig tritt Gabriel ein paar Schritte zur Seite. „Und dein Arm?“
„Alles blitze blank“, grinse ich und strecke ihm die gewaschene Hand entgegen. „Ich habe gar nicht gewusst, dass man sich so über Wasser und Seife freuen kann.“
„Glaub ich dir aufs Wort. Komm, setz dich“, fordert er mich auf und stellt die Tassen Tee vor uns.
Gedankenverloren rühre ich in meinem Becher.
„Wenn du so weiter machst, hast du bald den Boden durchgescheuert. Trink
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