Glückskekse
etwas, damit wir anfangen können.“
Ergeben nehme ich ein paar Schlucke zu mir.
„Ich bin ja kein Krankengymnast, aber ich denke, wir sollten ganz langsam beginnen. Streck mal deine Hand aus. Gut so … und jetzt drück meine. Ja … etwas fester … noch fester. Gut, und jetzt lass wieder locker.“
So geht es eine Viertelstunde. Gabriel gibt Anweisungen und ich folge. Nach kurzer Zeit steht mir schon der Schweiß auf der Stirn. Niemals wäre mir der Gedanke gekommen, dass das so anstrengend wird. Gabriel scheint meine missliche Lage zu erkennen.
„Wir machen jetzt eine kleine Pause und danach dasselbe noch einmal, okay?“
„Pause hört sich gut an. Lass uns hoch und ein wenig Musik hören.“
Mit einer Flasche Saft, zwei Gläsern und den Keksen gehen wir rauf in mein Zimmer. Wie selbstverständlich mache ich meine geschenkte CD des Geigenvirtuosen an. Auch wenn ich sie ja eigentlich gar nicht behalten wollte, läuft sie bei mir hoch und runter. Gabriel scheint die Musik auch zu kennen.
„Ah, der smarte David … nicht schlecht.“
„Find ich auch. So, was machen wir jetzt? Ich wäre für ein chillen und fernsehen. Und wie ist deine werte Meinung?“
„Mir egal. Ich muss heute eh früher los. Hab noch eine Verabredung. Und ich weiß nicht, wie lange sie dauert“, informiert Gabriel mich.
„Oh“, meine gute Laune ist wie weggeblasen. „Wann musst du denn los?“
„Schon um halb sechs. Muss noch duschen und mich umziehen. Tut mir leid, aber es ging nicht anders.“
„Schon okay, bist ja ein freier Mensch.“
NEIN … nichts ist okay. Ich will nicht, dass er geht. Schon gar nicht zu einem anderen Mann. Und dass er das will, ist ja wohl mehr als augenscheinlich. Sonst müsste er sich ja nicht neu einkleiden. Meinen ganzen Frust lasse ich an der Fernbedienung aus und schalte wie wild die Kanäle rauf und runter.
„Leo“, behutsam nimmt Gabriel mir die Tastatur aus der Hand und knipst einen Musiksender an. „Die Bedienung kann nichts dafür, dass du sauer auf mich bist. Es geht nicht anders. Von diesem Termin hängt so vieles ab. Versteh mich doch, wenigstens ein bisschen.“
Wie denn? Eigentlich hab ich ja versprochen, ihm bei seinem Glück nicht im Wege zu stehen. Und normalerweise halte ich meine Versprechen. Aber ich kann hier nicht auf fröhlich machen, wenn ich innerlich daran kaputt gehe. Also belasse ich es lieber bei einer Teilnahmslosigkeit.
„Ist gut, Gabriel. Du kannst tun und lassen, was du willst. Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich komm schon alleine klar.“
Seufzend greift er nach meiner Hand und beginnt sie leicht zu massieren. „Du machst es mir wirklich nicht leicht, Leo.“
„Du mir aber auch nicht“, murmele ich ganz leise und lehn mich an seine Schulter. Und während er mich weiter mehr streichelt als knetet, schlafe ich ein.
Als ich wieder aufwache, ist es bereits dunkel und ich liege auf meinem Bett, einen leichte Decke über mir ausgebreitet und sogar die Schuhe fehlen. Und nicht nur die. Von Gabriel ist auch nichts mehr zu sehen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es gleich Zeit zum Essen ist. Also wird er schon zu seinem Termin los sein. Suchend blicke ich mich um. Kein Brief oder ein sonstiges Lebenszeichen von ihm. Na ja, dann werde ich mich ab jetzt an die Leere überall in mich und um mich herum gewöhnen müssen.
„Leo, schön dich zu sehen. Vor allen Dingen so ganz ohne Gips. Wie geht es dir?“, werde ich fröhlich plappernd von meiner Ma begrüßt, während sich Pa mit einem Klaps auf meine Schulter begnügt.
„Gut geht’s mir. Warum auch nicht? Die Hand und der Arm sind zwar noch ziemlich schlapp, aber das wird laut Torben bald wieder. Ab Montag hat er mir Krankengymnastik verschrieben und ich hoffe, dass ich dann auch bald wieder richtig arbeiten kann.“
„Wird sicher. Bist du schon aufgeregt wegen der Show?“
„Geht so … nö, eigentlich noch nicht. Wird sicherlich, wenn wir da sind. Was ist denn jetzt eigentlich mit deinem gewünschten Laufpartner für mich? Hat er zugesagt?“
„Noch nicht 100%-ig. Wenn er es nicht schaffen sollte, dann muss Norman eben seinen geplanten Part übernehmen. Schaun wir mal“, meint Pa und hilft beim Tischdecken. Ich nehme mir den Brotkorb und klemme mir die Brettchen unter den rechten Arm. Merkwürdig finde ich schon, dass Pa mit jemanden zusammenarbeitet, der sich so unschlüssig ist. Normalerweise weiß er doch schon Wochen, ach was sag ich, Monate vorher, wer dabei ist. Scheint ja
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