Glückskekse
… ich kann auch stur sein. „Ich werde ganz bestimmt nicht nach Köln fahren und ganz alleine in irgendwelche Schwulenclubs gehen.“
„Dann“, überlegt Opa, verzieht kurz das Gesicht und meint dann allen ernstes, „dann komme ich eben mit.“
Bei dem Gedanken, mit meinem Opa in die Schwulendisco zu gehen, starre ich ihn erst ungläubig an und breche dann in schallendes Gelächter aus. Es dauert, bis ich mich wieder beruhigt habe.
„Sorry Opa, aber alleine der Gedanke, du in engen Lederhosen und einem knappen Netzshirt auf der Tanzfläche … das geht ja mal gar nicht.“
„Wenn ich dich also nicht blamieren soll, musst du wohl alleine gehen … oder aber, du rufst einer der Nummern von den Visitenkarten aus deiner Manteltasche an.“
Fragend blicke ich ihn an. Woher weiß er davon?
„Nicht dass du jetzt denkst, wir schnüffeln dir hinterher. Ganz bestimmt nicht. Aber der Mantel war nach deinem ersten Spaziergang mit Bobby so voll Matsch, da wollte Oma ihn sauber machen. Und dabei ist ihr der Inhalt entgegen gekommen. War bestimmt keine Absicht“, versucht Opa zu erklären.
„Das glaube ich euch. Und vielleicht habt ihr auch recht. Ich habe gar nicht mehr an die Karten gedacht, weil ich ja nachher immer eine deiner Jacken zum Laufen anhatte.“ Ich überlege kurz, nicke dann zustimmend. „Würdest du mich nachher kurz zur S-Bahn fahren?“
„Aber klar. Wenn du willst, kannst du auch das Auto nehmen“, meint Opa.
„Das ist nett gemeint, aber lass mal lieber. Ich bin mit der Bahn viel besser unterwegs. Bis ich mit dem Wagen über die Brücke bin und einen Parkplatz gefunden habe … in der Zeit bin ich schon mit dem Einkauf fertig.“ Zufrieden widme ich mich wieder meinem Brötchen und gehe danach in mein Zimmer, um mich abfahrbereit zu machen.
Es ist kalt.
Für meine Begriffe sogar zu kalt, als ich durch die Altstadt Kölns schlendere.
Eigentlich wollte ich mir ja nur Hemd und Hose kaufen. Aber hier gibt es so viele Läden, teils mit recht ausgefallenen Sachen, dass ich jetzt doch ziemlich bepackt bin. Auch an Handschuhe, Schal und Mütze habe ich gedacht. Und die neuen, warmen Winterboots habe ich gleich angelassen.
Mein Weg führt mich in ein von außen ansprechendes Café. Und auch drinnen werde ich nicht enttäuscht. Es ist gemütlich hier und vor allen Dingen, kuschelig warm. Ich suche mir eine urige Ecke aus, stelle meine ganzen Taschen ab und befreie mich von den Winterklamotten.
Erleichtert atme ich auf, bevor ich nach der Speisekarte greife. Ein kurzer Blick darauf lässt sie mich gleich wieder zuklappen. Es dauert nicht lange und die Kellnerin steht vor mir.
„Hallo, was kann ich dir bringen?“, fragt sie mich mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Eine heiße Schokolade mit Sahne und einen warmen Apfelstrudel mit allem drum und dran … viel Sahne“, bestelle ich mit einem Augenzwinkern bei ihr.
„Hmm … so viel Süßes? Aber es passt zu dir“, kommentiert sie meine Wünsche und wirft mir einen verführerischen Blick zu, „bring ich dir gleich.“
Ein paar Minuten später ist sie auch schon wieder da. Mit einer großen Tasse auf dem Tablett.
„Hier bitte, deine Schokolade. Damit du dir deinen kalten Fingerchen aufwärmen kannst“, grinst sie mich an. Wäre ich nicht schwul, würde ich sicher auf ihre Flirtversuche eingehen. Trotz allem schäkere ich ein wenig mit ihr rum. Da ich im Augenblick der einzige Gast hier bin, kann sie sich anscheinend auch eingehend mit mir beschäftigen.
So unterhalten wir uns, sie versucht weiterhin, mich anzugraben und ich genieße nebenbei mein Getränk und den köstlichen Strudel mit Eis und Sahne.
„Schade, dass du schwul bist“, meint sie, als ich bezahle und ich sehe sie erstaunt an.
„Wie kommst du denn darauf?“
„Na, ich bitte dich. Du siehst mehr als heiß aus, flirtest mit mir, ohne auf den Punkt zu kommen. Bist dabei aber mehr als freundlich. Du trägst einen Ring, was mich vermuten lässt, dass du vergeben bist. Allerdings nicht an eine Frau, sonst hättest du die Zeit über anders reagiert. Und außerdem sind wir hier in Köln“, lacht sie und schiebt mich, angezogen und wieder mit meinen Taschen bepackt, aus dem Café. „Ich wünsch dir noch einen schönen Tag.“
„Ich dir auch, danke.“
Beladen wie ich bin, bummele ich noch ein wenig am Rhein entlang. Doch lange halte ich es nicht mehr aus. Dafür sind die Temperaturen einfach zu frostig. So beschließe ich, noch schnell eine gute Flasche Wein für
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