Glückskekse
dort mal wirklich Halt zu machen. Also länger als eine halbe Stunde. Soll aber schön dort sein.“
„Oh ja, ist es. Ich kann mir eigentlich keinen besseren Ort zum Leben vorstellen als dort. Obwohl Köln natürlich auch was hat. Aber dort habe ich meine Freunde, meine Arbeit und ich habe das Meer. Und auch wenn hier der Rhein ist, so fehlt mir das Wasser doch ganz schön. Was haltet ihr beiden denn davon, wenn ihr mich einfach mal besuchen kommt? Am besten im Juni zur Kieler Woche. Dann ist bei uns der Bär los. Das würde euch sicherlich gefallen.“
„Von der Kieler Woche habe ich schon viel gehört. Das ist doch so ein großes Segelevent, oder nicht?“, fragt Piet interessiert und auch Jo guckt mich neugierig an.
„Genau. Wobei bei den meisten das Segeln in den Hintergrund getreten ist. Das kannst du ein bisschen mit eurem Karneval vergleichen. Nur ohne Verkleidung. Jeden Tag gibt es diverse Konzerte und so manch eine Band ist dadurch schon berühmt geworden. Ich kann mich noch an vorletztes Jahr erinnern. Da waren sogar „de Höhner“ da. Mein Gott, was war das Klasse. Ansonsten geht da einfach nur die Post ab. Also, ich würde mich gerne für eure Gastfreundschaft revanchieren.“
Jo sieht seinen Mann an und beide nicken zustimmend. „Wir kommen gerne!“
Gegen elf machen wir uns auf und die beiden zeigen mir die besten Schwulenclubs hier in Köln.
„Ach Leo, noch einen kleinen Tipp von mir“, meint Piet und zieht mich leicht zur Seite. „Lass dich nicht von jedem hier anquatschen und vor allen Dingen pass auf, dass du nicht soviel trinkst. Nicht dass ich dir das nicht gönne, aber du gehst als Frischfleisch durch und da sind manche Leute hier echt skrupellos. Wenn du verstehst, was ich meine.“
„Ich versteh dich, danke. Ist bei uns doch nicht besser. Aber keine Angst. Ich trinke eh nichts. Außer vielleicht ein Alster, wenn es hier so was gibt. Ansonsten beschränke ich mich auf Wasser und Cola.“
„Dann ist ja gut. Also, auf ins Vergnügen.“
Sanft schubst er mich in den Club und wir geben erst einmal unsere Jacken ab. Drinnen kommt es mir vor, als wäre ich zu Hause im „Fake“. Die laute Musik, die tanzenden, halbnackten Kerle. Wenn jetzt noch Gabriel auf einer der Plattformen erscheinen würde, würde ich schreiend raus laufen.
Doch zum Glück ist niemand hier, der ihm auch nur annähernd ähnlich sieht.
Kurz wende ich mich an mein Schmusepärchen und teile ihnen mit, dass ich erst einmal tanzen gehe.
Es tut gut, sich mal wieder richtig gehen zu lassen. Die Musik dringt sofort in mein Blut und lässt mich ziemlich unbeschwert meinen Körper dazu bewegen.
Die Blicke der anderen beachte ich nicht. Ich habe ja auch nicht vor, mir hier jemanden für die Nacht zu suchen. Trotzdem werde ich von so manchen angetanzt. Da ich allerdings nicht darauf reagiere, lassen mich die meisten schnell wieder in Ruhe. Nur einer scheint besonders hartnäckig zu sein.
Immer wieder streicht seine Hand über meinen Arm oder aber auch über meinen Hintern und es dauert nicht lange, da legt er seine Hände auf meine Hüften. Da er hinter mir steht, habe ich ihn auch noch nicht gesehen. Doch die Worte, mit denen er mich anspricht, lassen mich sofort an Michael denken.
„Na meine Schönheit, bist du ganz alleine hier heute Nacht?“, raunt er mir ins Ohr.
Erschrocken fahre ich rum und betrachte ihn genau. Etwas kleiner als ich, älter, kräftiger.
„Nein“, schüttele ich meinen Kopf, „ich bin mit Freunden hier.“
„Mit Freunden oder deinem Freund?“
„Mit Freunden. Mein Freund kommt später nach. Ist noch arbeiten.“ Ich hoffe, ihn mit dieser Information verschreckt zu haben.
Aber weit gefehlt.
Er wird immer zutraulicher.
„Na, dann können wir ja noch ein bisschen das Tanzbein schwingen und vielleicht was zusammen trinken, bis er da ist.“
Okay, damit kann ich leben. Und dass er mich jetzt an sich zieht, finde ich auch nicht so schlimm. Ist bei uns doch auch nicht anders. Als er dann allerdings anfängt, an meinem Hals zu knabbern, lässt mich doch etwas unsicher werden. Vielleicht hat er mich vorhin nicht richtig verstanden. Ich meine das, dass mein Freund nachher kommt.
Sachte schiebe ich ihn von mir.
„Wollen wir nicht mal was trinken?“, frage ich ihn und als er zustimmend nickt, atme ich erleichtert auf.
Zusammen gehen wir an den Tresen im hinteren Bereich. Dort ist es nicht so voll.
„Was möchtest du denn haben?“, fragt er mich und nach kurzem Überlegen
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