Glückskekse
jung“, grinst er mich an.
Soviel also dazu, dass er nicht mehr gut hören kann!
Summend kommt Gabriel hinter mir die Treppe runter. Als ich mich umdrehe, bleibt mir fast das Herz stehen. Auch wenn er nur ganz normale Klamotten trägt, sieht er doch so aus, als wäre er vom Laufsteg gefallen. Und wenn ich ihm nicht schon längst verfallen wäre, so spätestens jetzt.
„Hallo, mein Engel“, flüstere ich leise und an Opa gewandt meine ich noch, dass es wohl später werden wird.
„Vielleicht bleiben wir auch ganz in Köln, wenn wir was getrunken haben“, meint Gabriel noch und erhält von Opa ein verstehendes Kopfnicken.
„Ist gut. Nur schickt dann ganz kurz eine Nachricht, damit wir Bescheid wissen.“
„Werden wir machen.“ Schnell stecke ich noch den Kopf ins Wohnzimmer und verabschiede mich von den anderen.
Die Fahrt nach Köln verläuft sehr harmonisch. Es ist schön, auf die abendliche Stadt zuzufahren. Schon von weitem kann man den Dom sehen.
„Bist du eigentlich schon einmal im Dom gewesen?“, frage ich meinen Begleiter.
„Nein, ich bin überhaupt zum erstem Mal hier“, gibt Gabriel zurück und ich muss schmunzeln.
„Was gibt es da denn zu grinsen?“
„Ich hab grad daran gedacht, dass wir beide dann hier unser erstes Mal haben. Ich mit dir und du mit der Stadt. Wenn das mal kein gutes Omen ist.“
„Ist es sicherlich. Weißt du, Schatz, eigentlich glaube ich nicht an solche Sachen. Aber kannst du dich noch daran erinnern, als wir mit deinen Eltern beim Chinesen waren, an die Glückskekse?“
„Ja sicher, wieso?“
„Na ja, mein Spruch lautete so in etwa … ein Tag ohne dich ist wie ein Glückskeks ohne Zettel … und es stimmt. Wenn in dem Keks keine Nachricht steckt, dann vermisst man etwas. Und ich habe dich vermisst. Jeden Tag, den ich ohne dich sein musste die letzte Woche über. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde, die ich ohne dich war und bin. Selbst wenn du auf die Toilette gehst, dann fehlt mir etwas. Aber keine Angst. Ich werde nicht wie eine Klette an dir hängen. Denn auch wenn ich dich vermisse, heißt das nicht, dass wir ab sofort immer alles zusammen machen müssen. Jeder hat seinen Freiraum, auch wenn ich hoffe, dass der ziemlich klein ausfallen wird.“
„Du bist süß, Schatz“, flüstere ich ergriffen, „ich kann mich auch noch an meinen Spruch erinnern. „Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer!“ Ich habe ihn für Blödsinn gehalten, weil du mir kurz vorher gesagt hast, dass dieses Wochenende für dich entscheidend sein wird und du hoffst, dass dein Angebeteter sich für dich entscheidet. Ich konnte ja nicht wissen, dass ich das sein soll. Ich war irgendwie einfach nur sauer auf den Zettel und habe ihn weggeschmissen. Jetzt im Nachhinein hätte ich ihn gerne mitgenommen. Aber was soll’s. Ich hab dich ja auch so“, verliebt lächele ich ihn an.
„Also haben unsere beiden Sprüche doch recht behalten.“
„Ja, scheint so. Wenn ich so darüber nachdenke, dann will ich auch keinen weiteren Keks aufmachen. Stell dir mal vor, im Nächsten steht, dass ich mich von meinem Partner trenne. Muss ich das dann auch machen?“
„Nein, Dummchen. Dann würden wir es als das abtun, was es auch eigentlich ist. Ein Aberglaube!“
„Meinst du, wir können in dem Hotel von gestern parken? Wäre das wohl sehr frech?“
„Ach was, soviel ich weiß, ist Michael noch das ganze Wochenende hier. Und er ist ohne Wagen. Also können wir sicher seinen Parkplatz übernehmen. Fahr doch einfach mal ran und sag seinen Namen und die Zimmernummer. Sollte schon klappen.“
Und tatsächlich. Sicher in der Tiefgarage untergebracht, steht Opas Wägelchen und wir machen uns auf den Weg in die Altstadt. Hand in Hand, was hier wirklich niemanden stört, gehen wir erst einmal Richtung Dom. Fasziniert blicken wir auf das imposante Gebäude. Es hat schon etwas Erhabenes. Fast ehrfürchtig betreten wir das alte Gemäuer. Und obwohl hier sehr viele Menschen sind, ist es doch still. Man hört nur ein Summen der Stimmen.
Auch ich bin mal wieder ganz ergriffen von der Stimmung. „Schade, dass wir nicht auf den Turm können, aber der hat nur tagsüber auf“, flüstere ich Gabriel zu und drücke seine Hand ganz fest.
„Nicht so schlimm, Schatz, wir werden sicherlich bald wieder herkommen. Und dann kannst du mir es zeigen. Weißt du, an was ich denken muss?“, flüstert er mir grinsend ins Ohr und lässt mich dabei wohlig
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