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Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Glückskekssommer: Roman (German Edition)

Titel: Glückskekssommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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das kann überhaupt nicht sein, denn Lila und ich sind gleich alt. Wir sind am gleichen Tag zur Welt gekommen. Deshalb kann meine Mutter nicht hochschwanger gewesen sein, während Tante Susanne so schlank wie eine Gerte war.
    Da stimmt was nicht! Mein Herz galoppiert aufgeregt. Aber mein Verstand steht auf Stand-by. Ich kapiere nichts, gar nichts.
    »Rosa! Hier steckst du!«
    Bastis Stimme holt mich zurück. Zumindest so weit, dass ich fähig bin, auf das Bild zu tippen. »Basti. Kannst du mir das erklären?«
    Er lacht. »Da gibt es nicht so viel zu erklären. Wenn ich nicht ganz schiefliege, ist das eine Bilderbuch-Zwillingsschwangerschaft im schätzungsweise achten Monat. Das ist deine Mutter, nicht wahr?«
    »Kannst du mich bitte kneifen oder hauen oder treten?«
    Er kennt mich ja schon ganz gut, deshalb guckt er trotz meines seltsamen Ansinnens nicht allzu verwirrt. »Kann ich machen, aber küssen wäre mir ehrlich gesagt lieber.«
    Mir auch. Aber ich fürchte, davon wache ich nicht aus meinem völlig krassen Albtraum auf.
    Logisch! Es ist ein Traum.
    Ich bin den Hunden in den Keller nachgegangen und irgendwann beim Anschauen der Bilder eingeschlafen. Schließlich war ich schon den ganzen Tag so müde.
    »Du zitterst ja«, sagt Basti. Er greift nach meiner Hand. Das fühlt sich allerdings ganz real an.
    Aber ich muss doch träumen!
    »Das … kann keine … Zwillingsschwangerschaft sein«, sage ich stockend und tippe auf das Bild. »Denn das würde bedeuten, dass Lila und ich Zwillinge sind. Aber das sind wir nicht, denn wir sind Cousinen. Lila ist Tante Susannes Tochter.«
    »Soll ich ehrlich sein?«
    Basti schaut mich unsicher an. Wahrscheinlich überlegt er, was er mir jetzt zumuten kann. Ich nicke. Natürlich soll er ehrlich sein!
    »Ich meine …«, beginnt er zögerlich. »Deshalb habe ich dich überhaupt wiedergefunden. Weil Lila genauso aussieht wie du… Und ich ihr im Krankenhaus hinterhergelaufen bin. Kriegt ihr das nicht laufend gesagt? Ihr müsst einfach Zwillinge sein und wie es scheint, seid ihr es ja auch wirklich.«
    Er klingt auch ein bisschen verwirrt und starrt immer wieder ungläubig auf das Foto. Aber er hat recht.
    Jens hat es neulich gesagt und tausend andere Leute auch. Lila und ich fanden es lustig. Klar, wir haben uns immer wie Zwillinge angezogen und verhalten. Aber das war doch nur gespielt!
    »Feiert ihr zwei etwa im Keller?«
    Oma steht, die Hände in die Hüften gestemmt, in der Tür und zwinkert uns zu. Sie trägt einen Flaschenkorb und geht zielstrebig zum Weinregal. Doch dann sieht sie mein verschrecktes Gesicht, die offene Kiste und das Foto in meiner Hand. Für einen Moment sieht sie so fertig aus, dass ich fürchte, sie trifft jetzt der Schlag.
    »Basti, schnell!«
    Er läuft zu ihr und stützt sie.
    »Jetzt weißt du endlich Bescheid«, bringt meine Großmutter mühsam und mit brüchiger Stimme hervor. »Sie hätten es euch schon längst sagen müssen.«
     
    *
     
    Ein paar Minuten vergehen, in denen keiner von uns ein Wort herauskriegt.
    Ich hoffe immer noch, dass Oma gleich loslacht und sagt, das alles sei ein Riesenwitz. Aber nichts geschieht. So langsam sickert die Wahrheit, so unglaublich sie auch ist, in mein Gehirn.
    Lila ist meine Zwillingsschwester.
    Meine Eltern haben sie nach unserer Geburt Tante Susanne und Onkel Thorsten gegeben, damit sie bei ihnen aufwächst. Na klar, die beiden Paare teilen schließlich alles. Warum dann nicht auch die Kinder? Es gibt keinen Grund, so etwas nicht zu tun.
    Außer dass es völlig irre und bescheuert ist!!!
    Konnten Onkel und Tante nicht gefälligst selbst Kinder kriegen?
    »Wir sollten wieder hochgehen«, sagt Oma. Sie sieht blass, aber gefasst aus. »Meine Gäste warten auf den Wein. Sonst kommen sie nach und nach alle in den Keller. Pack bitte schnell die Fotos weg. Wir reden später darüber.«
    »Ich kann Getränke hochbringen«, bietet Basti an. »Dann könnt ihr jetzt noch reden.«
    »Weiß Lila es?«, frage ich. Ich stelle mir einen Moment lang vor, wie schrecklich es für sie sein muss, wenn sie erfährt, dass die eigenen Eltern überhaupt nicht ihre eigenen Eltern sind. Großmutter schüttelt den Kopf. Plötzlich werde ich wütend.
    »Ihr spinnt doch«, schreie ich. »Was habt ihr uns nur angetan? Und du, Oma? Wenigstens du hättest es uns sagen können!«
    Ich will sie zur Rede stellen, jetzt sofort. Diese vier Verrückten, die behaupten, unsere Eltern zu sein. Ha, vielleicht sind sie es ja gar nicht! Was kommt

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