Glückskekssommer: Roman (German Edition)
wie zwei Teenager mit ihr am Getränketisch. Vicki lächelt, redet und gestikuliert. Sie scheint sich wohlzufühlen.
Lila und Rob sitzen knutschend auf der Hollywoodschaukel.
Omas Nachbar spielt auf dem Schifferklavier.
Die Sonne scheint. Wohin ich auch schaue … Es sieht einfach perfekt aus.
Weshalb bin ich noch mal hergekommen?
Ach ja! Ich will die Gartenparty kaputtmachen und allen die Laune verderben.
Will ich! Will ich! Will ich!
Aber kann ich nicht.
Es geht einfach nicht und dafür gibt es zwei handfeste Gründe.
Erstens: Ich bin Rosa, und ich kann nicht aus meiner Haut. Ich bin als Sonnenschein auf die Welt gekommen. Wie sehr ich mich auch bemühe – die Rolle des donnernden Gewittergottes, die liegt mir nicht. Und ich mag sie auch gar nicht. Gewitter zerstören mehr, als sie nützen.
Will ich wirklich meine Familie zerschlagen, die mich mein ganzes bisheriges Leben gehalten und getragen hat?
Der zweite Grund ist der Glückskeks. Er hat natürlich wieder mal recht.
Warum soll ich sie vor allen bloßstellen, wenn wir später allein darüber sprechen können? Ob ich auch mal wieder ohne Glückskekse den Durchblick kriege?
Meine Wut verraucht und mein Verstand gewinnt die Oberhand.
Basti tritt hinter mich und schlingt seine Arme um meinen Bauch. »Na, schon Dampf abgelassen?«
Ich drehe mich zu ihm um, schüttele den Kopf und drücke mich ganz fest an ihn. »Meine Familie ist irre, oder?«
Er lacht und küsst mich auf die Stirn. »Mal ehrlich, wessen Familie denn nicht?«
»Na deine.«
Er lacht. »Warte mal, bis du sie kennenlernst.«
Wohl oder übel muss ich auch lachen. Es wird noch ein paar Stunden dauern, bis ich mit meinen Eltern reden kann. Aber ich bin erwachsen. Da muss ich durch. Und so lange kann ich das Leben doch durchaus mal genießen.
Meine Großmutter, die gerade mit den Flaschen aus dem Keller kommt, schaut mich unsicher an.
»Ist schon gut«, sage ich.
Sie nickt mir zu und lächelt mich dankbar an.
*
Es ist ein Uhr nachts und die meisten Gäste sind gegangen.
Ganz so entspannt, wie ich gehofft hatte, konnte ich nicht feiern. Ja, ich habe gelacht, gegessen, getrunken und geplaudert. Aber das, was ich heute über meine Familie erfahren habe, ist mir dennoch nicht aus dem Kopf gegangen.
Basti hat mir geraten, erst ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, bis ich mit meinen Eltern und Lila über alles rede. Ob er recht hat? Soll ich warten, bis die stärksten Emotionen abgeklungen sind? Na ja, meine Wut ist weg, aber die unglaubliche Verwirrung – wird die jemals abklingen?
Im hinteren Teil des Gartens gibt es einen kleinen Kinderspielplatz. Dahin hat sich Lila verzogen, nachdem Rob gegangen ist. Sie sitzt auf der Schaukel und träumt vor sich hin. Ich werde den Gedanken nicht los, dass sie darauf wartet, dass ich zu ihr komme. Basti muss jetzt auch los. Er hat Frühschicht und will noch ein paar Stunden Schlaf bekommen, bevor er ins Krankenhaus fährt.
»Soll ich dich lieber mitnehmen?«, fragt er, als ich ihn zur Gartenpforte bringe.
Ich schüttele den Kopf.
»Sicher?«
»Ich werde schon nichts Unüberlegtes machen«, beteuere ich.
Wir geben uns zum Abschied einen langen Kuss. Nachdem Basti weg ist, mache ich mich direkt auf den Weg zu Lila.
»Schön, dass du kommst«, sagt sie unkompliziert, als ich mich zu ihr auf die Schaukel hocke. »Was hast du mit deinem Bein gemacht?«
»Nur umgeknickt«, wiegele ich ab. Ich habe Wichtigeres zu besprechen.
»Du wohnst jetzt wirklich bei Vicki?«, fragt Lila.
»Ja.«
»Ich hätte es lieber von dir als von ihr erfahren.«
Ich finde, dass sie auf einmal richtig traurig aussieht. Nicht immer, aber manchmal ist Lila viel ehrlicher als ich. Ich möchte es gern wieder gutmachen.
»Lila, hör mal«, beginne ich.
Aber leider hört sie nicht, sondern redet.
»Aber, es ist Vicki«, ruft sie beinahe verzweifelt. »Ich meine, du hast sie doch auch gehasst, damals. Sie war unsere Feindin und jetzt? Ich kann nicht glauben, dass du ihr wirklich den Vorzug vor mir gibst.«
»Lila, wir sind doch keine Kinder mehr«, sage ich. Ihre impulsive Attacke gegen Vicki verwirrt mich. »Hast du wirklich noch nicht gemerkt, was für eine tolle Frau sie ist?«
»Du bist doch nur angezogen von dieser blöden Promiwelt«, platzt Lila heraus. »Der Doktor, seine Mutter, jetzt Vicki … Auf einmal bin ich dir nicht mehr gut genug.«
Mir bleibt die Luft weg. Einmal, wegen Lilas idiotischer Überlegungen und zum anderen, weil sie
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