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Glückskind (German Edition)

Glückskind (German Edition)

Titel: Glückskind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Uhly
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zufrieden vor dem offenen Schrank stehen und sagt: »Na bitte!« Dann winkt sie Hans zu sich: »Kommen Sie her, kommen Sie schon!« Sie weist ihn ein und eilt anschließend in die Küche, um endlich den Frühstückstisch zu decken. Auch diesmal ist sie so schnell, dass Hans nichts beitragen kann. Im Nu sieht der Tisch so einladend aus, wie Hans es in keinem von ihm geführten Haushalt je erlebt hat. Außer vielleicht an Wochenenden, wenn nicht er, sondern Karin das Frühstück machte.
    Hans verjagt diese Erinnerung, er will jetzt hier sein. Als Frau Tarsi fertig ist, zieht sie mit beiden Händen einen Stuhl an der Lehne zurück, beschreibt mit einer Geste eine Bewegung von Hans zur Sitzfläche des Stuhls und schaut ihn auffordernd an. Hans schaut verdutzt zurück. Dann muss er lachen. Frau Tarsi lacht auch. Sie stehen da, zwei Fremde, zwei Nachbarn, ein geschiedener Mann, eine verheiratete Frau, ein Deutscher und eine Perserin, und lachen einander an.
    »Psst!«, macht Frau Tarsi plötzlich und bringt Hans zum Schweigen. Felizia ist wach geworden. Ehe Hans seinen schmerzenden Körper in Bewegung setzen kann, ist Frau Tarsi hinausgeeilt und taucht sogleich mit Felizia im Arm wieder auf. »Setzen Sie sich und frühstücken Sie!«, befiehlt sie. »Ich kümmere mich um Ihre Enkeltochter.«
    Hans gehorcht. Er vertraut dieser Frau und wundert sich nicht einmal darüber. Wie kann es sein, denkt er, dass ich diese Leute nicht früher kennen gelernt habe? Im Handumdrehen hat Frau Tarsi den Wasserkocher gefüllt und angeschaltet und eine Trinkflasche mit Milchpulver bereitgestellt. Währenddessen redet sie auf Persisch mit Felizia. Beim Klang der fremden Sprache hat Felizia aufgehört zu schreien. Aufmerksam beobachtet sie Frau Tarsi.
    Hans beschäftigt sich derweil mit seinem Frühstück. Es sieht sehr seltsam aus. Nein, denkt er dann, nur neu sieht es aus. So wie er selbst neu aussieht mit seiner Glatze und seinem rasierten Gesicht, so wie Felizia neu auf der Welt und in seinem Leben ist und die Tarsis und – er zögert – Herr Wenzel. Vorsichtig probiert er von allem. Es schmeckt ihm, sogar die Karottenmarmelade, von der er das nicht gedacht hätte. In der Zwischenzeit hat Frau Tarsi die Flasche zubereitet und füttert Felizia. Sie setzt sich mit dem Baby Hans gegenüber an den Tisch und lächelt zufrieden über seinen Appetit. Hans fühlt sich selbst wie ein Kind in Frau Tarsis Gegenwart. Was für eine Frau, denkt Hans. Er denkt es nicht, wie ein Mann es denken könnte, und doch denkt er es als Mann. Was für eine Frau. So klein und so … Hans findet die Worte nicht und hört auf, darüber nachzudenken, weil es ihn irgendwie daran hindert, sein Frühstück zu genießen. Frau Tarsi sagt: »Sie müssen zum Arzt gehen.« Sie beugt sich vor und sieht ihm bedeutsam in die Augen und sagt mit Nachdruck: »Heute noch!«
    Hans nickt wie ein artiger Patient. Sie lehnt sich wieder zurück: »Die Kleine kann bei uns bleiben, während Sie weg sind.« Wieder nickt Hans und wundert sich über sich selbst. Aber nein, er weiß, es hat nichts mit ihm zu tun. Nur mit dieser Frau. Er sagt: »Ihr Mann ist ein Glückspilz. Verstehen Sie mich nicht falsch.«
    Frau Tarsi lacht. Sie sagt: »Dann unterhalten Sie sich einmal mit ihm über seine herrschsüchtige Frau, die alles besser weiß und ihm überall reinredet. Sie werden Ihren Spaß haben!« Sie lacht vergnügt. Hans lacht mit, aber er denkt an Karin und hört auf zu lachen und fragt sich, ob nicht Frau Tarsi ein Glückspilz ist, weil sie einen Mann wie Herrn Tarsi hat. Einen Mann, der sich genauso beschwert, wie Hans das damals tat, der aber irgendetwas anders gemacht haben muss, so dass Frau Tarsi heute über ihn lachen kann wie eine Frau, die ihren Mann immer noch liebt. Trotz allem. Aber mit einer solchen Frau ist man vielleicht auch ein anderer Mann, denkt Hans und weiß keine Antwort. Frau Tarsi hat ihn die ganze Zeit über angeschaut. Jetzt sagt sie: »Man bekommt immer das, was man braucht.« Sie reißt die Augen auf und ruft: »Denken Sie nur an Adam! Ohne Eva wäre er nie auf den Gedanken gekommen, sich etwas anzuziehen!« Sie lacht und Hans lacht und denkt wieder: Was für eine Frau.
    Felizia ist satt. Sie lässt das Mundstück der Trinkflasche los und schaut sich mit großen Augen um. Da ist Hans mit seiner Glatze, da ist Frau Tarsi mit ihrem runden Gesicht und dem Dutt im Nacken, Felizia betrachtet ihn interessiert, wann immer Frau Tarsi den Kopf dreht. Da ist die Küche mit

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