Glücksklee
was ich mache, solange ich nur schön brav die Rechnungen bezahle!»
Ach, die arme Emer, dachte Jess kopfschüttelnd, während sie aus der Tür huschte und sie hinter sich zuzog.
Dave hatte also eine Affäre. Ja, die Spannungen zwischen den beiden waren offensichtlich gewesen, aber sie hatte gedacht, es ginge bloß um Geldsorgen, um die Veränderungen wegen des zweiten Babys oder um den Umzug aus Dublin …
Mit so etwas hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Wie konnte Dave so grausam sein, Emer gerade jetzt zu betrügen, wo sie ihr Bestes tat, um ihr gemeinsames Kind großzuziehen … und dann schlief er auch noch gleichzeitig mit ihr und mit seiner Geliebten! Nein, auch Emers Leben war offenbar alles andere als perfekt.
Die Freundin tat ihr so leid. Auch wenn sie Jess schonungslos zur Mutterschaft gedrängt hatte – niemand verdiente es, so betrogen, so gründlich verraten zu werden. Und dabei war Emer noch vor wenigen Wochen überglücklich über ihre neue Schwangerschaft gewesen.
Genauso glücklich wie sie selbst, überlegte Jess sorgenvoll, als sie sich an ihre großartige Ankündigung erinnerte.
Sie dachte daran, dass Brian sich in letzter Zeit zurückzog und dass Dave seine Frau betrogen hatte, und sie begann, einige sehr schmerzhafte Parallelen zu ziehen.
Am nächsten Morgen machte Nina sich fertig, um den Bus nach Dublin zu nehmen. Sie hatte wieder etwas zu erledigen.
Diesmal konnte sie ihrem Vater nicht aus dem Weg gehen, denn es war acht Uhr, und er stand in der Küche und briet sich wie immer Eier und Speck.
«Morgen», begrüßte sie ihn zaghaft.
«Guten Morgen, Nina», murmelte er als Antwort.
Nina ging zum Schrank, um den Toaster herauszuholen. Doch sie war sich gar nicht sicher, ob sie hier frühstücken oder sich lieber im Städtchen etwas besorgen sollte.
«Äh … ich mache mir Toast. Möchtest du auch welchen?»
Patrick sah auf die Uhr. «In ein paar Minuten, wenn das andere alles fertig ist.»
Nina nickte. Natürlich. «Ich esse einfach schnell eine Scheibe. Ich fahre heute Vormittag nach Dublin.»
«Für immer?», fragte Patrick. Nina war gekränkt. Hatte er es wirklich so eilig, sie loszuwerden? Sie wusste, dass ihr Vater die Situation nicht guthieß, aber musste er das denn so deutlich sagen?
«Nein, nicht für immer, nur heute.»
«Hmm», knurrte er zur Antwort. Typisch.
«Wenn Mum zurückkommt, verschwinde ich hier sofort, das verspreche ich dir. Hoffentlich kommt sie bald. Als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe, war sie in Russland, aber ich glaube, inzwischen ist sie schon in Frankreich.» Nina versuchte, ein freundliches Gespräch in Gang zu bringen.
Doch das war, wie immer, vergebliche Liebesmüh.
«Hmm», sagte Patrick nur.
«Ja, und ich fahre jetzt gleich nach Dublin. Kann ich dir irgendwas mitbringen?»
«Aus Dublin?»
Nee, vom Mars, hätte Nina am liebsten gesagt, aber das hätte keinen Sinn gehabt. Und schließlich hatte sie auch so schon genug Sorgen, ohne dass sie einen Streit mit ihrem Vater vom Zaun brach.
Sie betrachtete das Gespräch als beendet und frühstückte schweigend. Dann verließ sie das Haus und machte sich auf den Weg zur Bushaltestelle.
Die Fahrt nach Dublin dauerte nicht lange, nur etwa eine Stunde, aber Nina erschien diese Zeit zehnmal so lang.
Sie war entnervt und erschöpft vom Nachdenken über ihre Möglichkeiten, auch wenn es nicht viele waren. Der Gedanke, allein für ein kleines Baby verantwortlich zu sein, jagte ihr maßlose Angst ein. Sie war sicher, dass sie das nicht schaffen würde, aber da ihre Schwangerschaft immer weiter voranschritt, musste sie sich allmählich entscheiden und Pläne machen.
Daher hatte sie heute einen Termin mit einer Adoptionsagentur vereinbart. Sie hatte sich für diese spezielle Agentur entschieden, weil sie am Samstagvormittag Sprechstunden anbot. Vom Busbahnhof aus nahm sie ein Taxi zur Vermittlungsstelle, die im Süden von Dublin lag. Der Fahrer beäugte sie skeptisch, als sie die Adresse nannte, und Nina starrte ihn trotzig an. Der alte Bock – wahrscheinlich hielt er sie für eine Versagerin.
Nina zuckte die Achseln, als sie über diese Beschreibung nachdachte – eine alleinstehende Mutter ohne richtigen Job und ohne Zuhause –, in gewisser Weise war sie wirklich eine Versagerin.
Als sie die Agentur erreicht hatte, stieg sie langsam die Vordertreppe hoch. Die Tragweite dessen, was sie vorhatte, bedrückte sie. Es wäre ein Leichtes gewesen, umzukehren und zurückzufahren und
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