Glücksklee
schwanger geworden ist. Da ist es manchmal leichter für die leibliche Mutter, wenn sie sich vorstellt, dass das Baby schon den neuen Eltern gehört. Das hilft ihr, Distanz zu gewinnen.» Maura lächelte freundlich.
Distanz gewinnen, wiederholte Nina in Gedanken Mauras Worte. Sie seufzte. «Ich weiß nicht … ich weiß nicht, ob ich das wirklich fertigbringe.»
«Nina, Ihre Reaktion ist ganz normal. Aber Sie haben eben mehrere gute Gründe dafür genannt, dass Sie das Baby zur Adoption freigeben möchten.»
Nina biss sich auf die Lippe. «Ja, das stimmt wohl.»
«Wie weit sind Sie denn?»
«Bald im achten Monat.» Nina veränderte ihre Sitzhaltung.
«Also, wir möchten natürlich nicht, dass Sie sich in irgendeiner Weise gedrängt fühlen, aber die Tatsache bleibt, dass wir nicht mehr sehr viel Zeit haben, und eine Adoption erfordert ernsthaftes Nachdenken. Dabei gilt es, sowohl Ihr Wohl als auch das Wohl des Kindes zu berücksichtigen.»
«Ich weiß.» Plötzlich stand Nina auf. Ihr war klargeworden, dass die Fahrt hierher ein großer Fehler gewesen war. Sie streckte Maura die Hand hin. «Ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und für die Informationen. Ich habe jetzt viel, worüber ich nachdenken muss, und ich melde mich wieder bei Ihnen.»
«Ich hoffe, dass unser Gespräch hilfreich für Sie war.»
«Ja, sehr.» Aber nicht so, wie Sie denken, fügte Nina im Stillen hinzu.
Sie bedankte sich noch einmal bei Maura, dann verließ sie die Vermittlungsstelle. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie konnte es nicht erklären, aber nachdem Maura gesagt hatte, sie würde ihr Baby niemals sehen, hatte sie nicht weiter zuhören können. Sie hatte keine Ahnung, welche Alternative es gab, aber …
Die Vermittlungsstelle befand sich in einer Nebenstraße, daher musste Nina ein Stück laufen, bis sie an eine größere Straße kam, wo sie ein Taxi ins Stadtzentrum nehmen konnte. Bis ihr Bus nach Lakeview abfuhr, hatte sie noch stundenlang Zeit. Was sollte sie tun? Den ganzen Tag über ihre Situation nachdenken?
Nina sah sich um. Vielleicht gab es hier in der Nähe ein Café, wo sie sich eine Weile hinsetzen und ihre Gedanken ordnen konnte. Ideal wäre es, wenn sie mit jemandem darüber reden könnte, wenn sie die Infos, die sie in der Vermittlungsstelle erhalten hatte, mit jemandem durchsprechen könnte. Das würde ihr vielleicht helfen, die Sache klarer und weniger emotional zu sehen. Plötzlich fiel ihr Jess ein. Wohnte sie nicht hier in der Gegend? Nina kramte nach ihrem Handy. Sie würde Jess anrufen und fragen, ob sie Zeit für eine Tasse Kaffee oder vielleicht für ein frühes Mittagessen hatte.
Doch zu Ninas Enttäuschung ging gleich die Mailbox dran. Schade. Sie trödelte die Hauptstraße entlang und hielt dabei nach einem Taxi Ausschau. Vielleicht konnte sie ja shoppen gehen oder so was, auch wenn sie dafür eigentlich kein Geld hatte …
Doch da hörte sie ihr Handy klingeln. «Nina, hallo», sagte Jess. «Ich habe gerade gesehen, dass ich einen Anruf von dir verpasst habe. Tut mir leid – ich war im Fitness-Studio und komme gerade aus der Umkleide. Was gibt’s denn?»
Im Fitness-Studio? War das denn in der frühen Schwangerschaft nicht gefährlich?
«Macht nichts. Hör mal, ich weiß, dass du wahrscheinlich zu tun hast, aber ich bin gerade in Dublin und dachte, du hast vielleicht Lust, dich mit mir auf eine Tasse Kaffee zu treffen. Wenn nicht, ist das kein Problem –»
«Du bist hier in Dublin? Wie schön! Ja, sehr gerne. Ich mache mich gerade fertig, also sag mir, wo du bist, dann komme ich dahin.»
«Das wäre super. Ich bin ganz bei euch in der Nähe – in Blackrock.»
«Tatsächlich? Was machst du denn da?»
«Ich … ich hatte ein paar Sachen zu erledigen», antwortete Nina rasch.
«Das ist ja noch besser, denn das Fitnessstudio ist gar nicht weit weg. Sollen wir uns nicht einfach in Blackrock treffen? Direkt am Wasser ist ein nettes Café. Da ist es natürlich nicht so schön wie bei Ella, aber wir können in Ruhe ein bisschen quatschen.»
«Klingt gut.» Nina freute sich sehr, dass Jess Zeit hatte. Ihre Freundlichkeit und ihre Begeisterung beruhigten sie unmittelbar.
«Perfekt. Ich brauche noch ein paar Minuten, dann komme ich ins Café, ja?»
Jess hielt Wort. Als Nina das kleine Café erreichte, war sie schon da.
«Und wie geht’s dir so?», fragte Jess, als der Kaffee vor ihnen stand. «Seit unserem Gartenfest habe ich dich nicht mehr gesehen. Dein Bauch ist schon
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