Glücksklee
geworden.
«Na, das ist ja eine Überraschung!», sagte sie fröhlich, als sie in die Küche trat, wo er schon das Essen machte. «Ich dachte, dein Flieger würde nicht vor sechs landen.»
Mit ausdruckslosem Gesicht sah Brian sie an. «Ich habe einen früheren Flug genommen.»
Jess schloss ihn in die Arme, doch er erwiderte ihre Umarmung nicht mit der gleichen Begeisterung wie früher, sondern ging mit ihr um, als wäre sie zerbrechlich. In letzter Zeit behandelte er sie tatsächlich wie ein rohes Ei, und bisher hatte Jess das als Distanziertheit gedeutet, aber konnte es nicht auch sein, dass er einfach um ihre Gesundheit besorgt war? Es war doch selbstverständlich, dass er sich Gedanken um den körperlichen Aspekt ihrer Schwangerschaft machte, zumal sie sich selbst so wegen ihres Alters sorgte.
Vielleicht war sie wegen nichts und wieder nichts beunruhigt gewesen?
«Das ist ja toll», sagte Jess eingedenk ihres Vorsatzes, optimistisch zu sein. «Du hast in letzter Zeit so hart gearbeitet. Und du brauchst nicht zu kochen, das hätte ich doch machen können.»
«Kein Problem.» Mit einem Achselzucken trat Brian wieder an den Herd, auf dem Nudeln brodelten. «Die sind fast fertig – legst du schon mal das Besteck raus?»
«Klar.» Jess ging zur Schublade, froh, dass er auf gleicher Wellenlänge zu sein schien wie sie. Offenbar hatte Brian auch genug davon, auf Zehenspitzen umeinander herumzuschleichen, so wie sie es in den letzten Wochen getan hatten. Er war früher nach Hause gekommen, war umgänglich, wenn auch nicht direkt freundlich, und außerdem machte er das Essen.
«Soll ich eine Flasche Wein aufmachen?», fragte Jess. «Ich weiß, es ist noch früh, aber was soll’s – schließlich ist Wochenende, und ich glaube, wir haben uns beide ein Gläschen verdient.»
Brian sah sie mit zusammengezogenen Brauen an. Zu spät wurde Jess klar, was er jetzt denken musste.
«Ach, ein einziges Glas ist bestimmt kein Problem», sagte sie rasch, wobei sie sich im Stillen verfluchte. «Ich weiß, dass Deirdre auch ab und zu mal eine Ausnahme gemacht hat, als sie mit ihren Jungs schwanger war.»
«Schön.» Wieder war Brians Miene undurchdringlich. «Was immer du für richtig hältst.»
Besorgt, was ihr Mann wohl darüber denken mochte, wenn sie sich ein Glas Wein genehmigte, entschied Jess sich für einen Rückzieher. «Aber eigentlich hast du recht. Wenn du Wein möchtest, trink ruhig. Ich bleibe bei Saft.»
Brian stellte das Essen auf den Tisch, und sie setzten sich einander gegenüber. Jess plauderte über ihre Arbeit und berichtete, dass sie Nina getroffen hatte. Von Dave erzählte sie nichts, denn das hatte sie Emer versprochen. Aber insgeheim fragte sie sich, ob Brian es vielleicht schon wusste.
«Ach, und wie geht es Nina?»
«Gut. Sie war heute in Dublin, deswegen haben wir zusammen Mittag gegessen.»
«Das ist schön.» Lustlos stocherte Brian in seiner Pasta herum.
«Ja, sie hatte hier ein paar Dinge zu erledigen. In Lakeview konnte sie das nicht.»
«Ich denke mir, dass es so einiges gibt, was man in Lakeview nicht erledigen kann», war Brians Kommentar.
Jess bemühte sich, die Unterhaltung weiter in ihrem Sinne zu gestalten, nämlich auf das Thema ihrer eigenen Situation hinzusteuern. «Ja, die Möglichkeiten dort sind wohl etwas begrenzt. Deswegen war sie hier, denn sie kriegt ja bald ihr Kind und so.»
«Ach, überlegt sie, in die Nähe zu ziehen?», fragte Brian. Er wirkte immer noch zerstreut, fiel Jess auf, aber wenigstens bewegte ihr Gespräch sich in den richtigen Bahnen.
«Möglicherweise.» Jess wollte Ninas Vertrauen nicht missbrauchen und ihre Idee mit der Adoption ausplaudern, daher versuchte sie es aus einer anderen Richtung.
«Sie tut mir so leid, weil sie ihr Kind allein großziehen muss – ich habe dir ja erzählt, dass sie sich von dem Vater getrennt hat.»
Brian nickte unbestimmt.
«Und uns geht es im Vergleich zu ihr so gut. Ich meine, wir haben solche Probleme nicht. Was das Geld angeht, sind wir gut versorgt, wir haben hier viel Platz und –»
«Jess», sagte Brian mit einem leisen Seufzer. «Wir kennen uns doch schon lange, oder?»
Verwirrt sah sie ihn an. «Wie bitte?»
«Du und ich – wir kennen uns schon lange Zeit, und ich habe immer geglaubt, dass wir uns nicht nur lange, sondern auch in- und auswendig kennen.»
Jess mochte seine sanfte, ein wenig neckende Art, das zu sagen. So hatte der Brian von früher gesprochen. «Ja, natürlich, das stimmt.»
«Und
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