Glücksklee
mitnehmen?»
Verwundert sah Erik sie an. «Spinnst du? Für so was gibt’s doch Personal! Nee, du hakst noch mit Troy zusammen den Fototermin mit
Vanity Fair
ab und siehst dann zu, dass du wegkommst.»
«Wie bitte? Welchen Fototermin mit
Vanity Fair
?»
Erik grinste. «Den habe ich gerade gestern festgeklopft – eine Million Dollar für die ersten Fotos. Schätzchen, du hast wirklich keine Ahnung, wie geil dieses Baby ist – die ganze Welt will Troy Valentines –»
Mit rotem Kopf sprang Ruth auf. «Du hast einen Termin für Fotos von
meinem
Kind ausgemacht? Und du erwartest, dass ich dieses Kind gefährde, indem ich es vor der Zeit holen lasse, bloß um … einen verdammten Drehtermin einzuhalten? Und außerdem willst du auch noch, dass ich es bei völlig fremden Leuten lasse?»
Erik glotzte sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. «Aber das machen doch alle!»
Ruth spürte, wie es hinter ihren Schläfen pochte. Es war nicht zu fassen. Sie wünschte sich nicht mehr, Charlie könnte das Gespräch mit anhören, sondern sie war froh, dass er viele tausend Meilen weit fort war. Das hier war abstoßend, widerlich, unmoralisch …
Wenn ihre Wünsche und Träume Wirklichkeit werden sollten, wurde Ruth plötzlich klar, dann musste sie einen Pakt mit dem Teufel schließen.
Nein, das kam nicht in Frage.
Diese Leute – Erik, die Studioleute, Troy, Chloe – waren alle korrupt und gemein. Das ganze Leben hier war korrupt und gemein. Vor lauter Glanz und Glamour war ihr diese Wahrheit bisher verborgen geblieben – und anderen Trotteln wie ihr offenbar auch, denn sie zappelten sich weiterhin ab, um an die Spitze zu gelangen. Diese Menschen hier waren nicht ihre Freunde. Im Grund war sie ihnen gleichgültig.
Ruth war kotzübel. Und ihr Baby war ihnen auch ganz egal.
Diese Wahrheit war ernüchternd, aber Ruth fühlte sich wie befreit.
In den letzten Monaten hatte sie glücklicherweise entdeckt, was real war und wem wirklich etwas an ihr und ihrem Baby lag – ihren Eltern, die sie viel zu lange aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte, ihren Freundinnen, wie Nina und Trish, und Jim Kelly, ihrem vertrauenswürdigen Hausarzt daheim in Lakeview. Und Charlie. Immer wieder Charlie. Eigentlich hatte ihm nie jemand den Platz streitig machen können. Warum sie so lange gebraucht hatte, um das zu erkennen, wusste sie nicht.
Aber sie wusste, dass sie keine Minute länger ohne ihn verbringen wollte. Und auch ihr Kind sollte nicht mehr von dem Mann getrennt sein, der sie beide ihr ganzes Leben lang lieben würde.
Ruth lächelte. Wenn Peter Jackson sie wirklich haben wollte, dann mussten er und seine Leute sie eben in Irland kontaktieren.
Ohne ein weiteres Wort an Erik zu verschwenden, schritt sie zur Tür.
«Hey, wo willst du denn hin? Du hast jetzt keine Zeit, dir die Nase zu pudern. Sie kommen gleich, und –»
«Ist mir egal.»
Ungläubig sah Erik sie an. «Was soll das denn heißen?»
«Ich gehe», sagte Ruth. Vor dem Zimmer stieß sie auf Chloe.
«Was? Du bist doch gerade erst angekommen.» Ihre Assistentin schmatzte an ihrem Kaugummi. «Hast du nicht jetzt gleich einen Termin?»
«Nein. Richte ihnen aus, dass ich die Besprechung absagen muss.»
Chloe starrte sie an, als wäre sie verrückt geworden. «Warum das denn?»
«Weil ich hier abhaue. Ich nehme den nächsten Flug zurück nach Dublin.»
«Kommt gar nicht in Frage», sagte eine Stimme hinter ihr.
Ruths Blick wanderte zu Erik, der ihr in den Wartebereich gefolgt war. «Doch, Erik.»
Chloe und der Agent wechselten einen Blick. Sie schienen sich über etwas zu verständigen.
«Gut, dann lasse ich den Wagen kommen», säuselte Chloe, als spräche sie zu einem kleinen Kind. Sie nickte Erik zu, bevor sie mit Ruth den Lift betrat.
Als die Türen sich geschlossen hatten, holte Ruth tief Luft. «Danke, Chloe. Du hast etwas bei mir gut.»
«Kein Problem», erwiderte Chloe abgelenkt, während sie etwas in ihr BlackBerry tippte.
Draußen wartete das Auto, und Ruth stieg rasch ein, erleichtert, dass sie dem Studiogebäude entkommen war.
Im Wagen sah sie, dass niemand anderer als Troy ihr gegenübersaß, mit einem Bourbon aus der Minibar in der Hand.
«Nicht schon wieder», stöhnte Ruth. «Los, steig aus – besorg dir eine andere Mitfahrgelegenheit.»
«Warum?» Troy lächelte.
Ruth überhörte ihn absichtlich. «Fahren Sie mich bitte zurück zum Flughafen», wandte sie sich an den Chauffeur. «Troy, raus aus dem Auto …
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