Glücksklee
Jahre lang in Hollywood abgekämpft hatte, um an die Spitze zu gelangen – und jetzt war sie bereit, alles hinzuschmeißen, um eine ledige Mama Nobody zu werden.
Ihr Herz klopfte wie rasend. Charlie hatte recht – was hatte sie sich dabei bloß gedacht?
In diesem Moment summte ihr BlackBerry. Ruth schaute auf das Display. Eine E-Mail von Erik.
Vielleicht gab es doch noch Hoffnung, dachte sie. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Da sie jetzt mit Sicherheit wusste, dass die Beziehung zu Charlie vorbei war, konnte sie ebenso gut wieder nach LA zurückfliegen und versuchen, die Verträge doch noch unter Dach und Fach zu bringen. Sie konnte ins Studio fahren und dort besprechen, ob man die Drehtermine für
The Soldier’s Daughter
nicht so legen konnte, dass die Zeit um ihren Entbindungstermin herum frei blieb.
Das Baby …
All das zu bewältigen, war ihr möglich erschienen, als Charlie noch hinter ihr gestanden hatte. Aber im tiefsten Innern wusste Ruth, dass Los Angeles keine Stadt für eine alleinerziehende Mutter war.
Eriks E-Mail war kurz und bündig.
Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich hoffe, dass es einfach die Hormone sind. Wir haben 48 Stunden, bis das Studio uns die Anwälte auf den Hals schickt, deswegen rate ich dir, schleunigst zurückzukommen. Ach so, und Peter Jackson hat gerade angerufen. Er hat noch Interesse, im Moment jedenfalls.
Ruth blickte auf ihren Bauch hinunter. Ihr wurde klar, dass sie schon wieder eine große Entscheidung zu treffen hatte.
Filmkarriere oder Mutterschaft?
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Kapitel 33
Ninas Entbindungstermin rückte näher, und sie wusste, dass sie Nägel mit Köpfen machen musste, bevor es zu spät war. Seitdem sie Steve zufällig in Dublin getroffen hatte, war sie noch mehr davon überzeugt, dass Jess recht hatte – vielleicht gab es tatsächlich eine bessere Lösung als die Adoption, eine, die für alle stimmig war.
Sie folgte Trish in den Raum, in dem sie, wie ihr schien, monatelang gelebt hatten. Trishs Recherchen näherten sich dem Ende, und Nina war froh darüber, denn sie hatte es satt, bei diesem schönen Sommerwetter stundenlang in einem fensterlosen Kämmerchen zu sitzen.
«Ich sage dir, ich bin froh, wenn ich die ganze Sache ein für alle Mal vom Hals habe», erklärte auch Trish und verdrehte die Augen. «Das Problem ist nur, dass unsere Fundstücke alle ein bisschen, na ja … langweilig sind.»
Nina schaute ihre Freundin an. «Aber was soll denn an einer Fotogeschichte von Lakeview schon spannend sein?»
«Du hast ja recht, aber ich hatte gedacht, mit den Geschichten von den alten Leuten und den Artikeln aus dem Archiv könnten wir etwas Lebendiges und Spannendes auf die Beine stellen. Stattdessen wirkt das Buch wie ein altmodischer Prospekt für Touristen.»
«Ja, aber alle werden es kaufen, weil es für einen guten Zweck ist. Und erst recht, wenn sie Fotos von sich selbst darin finden.»
«Hm. Ich kann nur eine begrenzte Anzahl von alten Gebäuden in Schwarzweiß im Buch unterbringen. Ich brauche irgendwas, um alles zu verbinden, ein Thema, aber im Moment fällt mir nur so was ein wie: ‹Lakeview – eine Stadt, in der nicht viel passiert.›»
«Ich dachte, Lakeviews Geschichte wäre das Thema», warf Nina ein. Sie verstand nicht richtig, was ihre Freundin sich erhoffte. Schließlich war es ein Buch für die Einwohner von Lakeview und sollte wohltätigen Zwecken dienen, aber keinen Pulitzerpreis gewinnen. «Und was ist mit Ruth? Ihre Geschichte ist doch interessant, oder?», fragte sie. Im Abschnitt «Berühmtheiten aus Lakeview» wurde Ruth als Einzige vorgestellt.
«Ja, bloß hatte ich gehofft, dass ich dafür noch ein richtiges Interview mit ihr machen könnte. Aber jetzt ist sie wieder nach LA zurück, da klappt das wohl nicht mehr.»
«Nein, Ruth ist schon wieder hier.»
Mit einem Ruck hob Trish den Kopf. «Was?»
«Sie ist wieder da – wegen Charlie, vermute ich mal. Ich habe sie gestern gesehen. Warum?» Nina zog die Stirn kraus, weil Trish sie so beunruhigt ansah.
«Ach, nur so. Hast du die Fotos gesehen?»
«Ja. Sie tut mir wirklich leid. In letzter Zeit hatte sie hier so schön ihre Ruhe. Schrecklich, dass die Presse sie so aufgespürt hat.»
«Ich meine nicht die Fotos von ihr und Charlie vor dem Laden», sagte Trish. Sie griff in ihre Handtasche und zog ein Zeitungsblatt hervor. «Ich meine das hier.»
Nina faltete das Blatt auseinander. Ein Schnappschuss von Ruth und Troy Valentine in
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