Glücksklee
verzweifelt, Charlie möge etwas Ermutigendes sagen, ihr zeigen, dass er sich über ihre Rückkehr freute. Doch sein Gesichtsausdruck blieb unverändert. «Freust du dich denn nicht, dass ich wieder hier bin?»
«Warum sollte ich mich denn freuen?», brummte Charlie. «In ein paar Tagen änderst du deine Pläne ja doch wieder, oder nicht?»
«Nein, diesmal bleibe ich hier. Ich habe allen gesagt, dass es vorbei ist, dass ich mit Hollywood fertig bin, dass ich –»
«Ach ja? Und was ist das hier?» Charlie griff nach einer Zeitung und schleuderte sie Ruth vor die Füße. Die Seiten flatterten auf den Boden, und sie bückte sich danach. Offenbar gab es wieder Ärger, aber sie hatte keine Ahnung, weshalb.
Als Ruth die Zeitung aufschlug, sah sie gleich als Erstes ein riesiges Foto von Troy und sich selbst, wie sie sich vor dem Flughafengebäude in Los Angeles küssten. Die Schlagzeile darüber lautete: «Liebesglück der Stars! Ruth und Troy selig über ihr Baby!»
Ruth seufzte laut. «Ach komm, Schatz, das hat doch nichts zu bedeuten. Du weißt ja inzwischen, wie die Medien ticken.»
«Wie kannst du so was sagen?», rief Charlie mit bebender Stimme. «Wie kannst du … das alles einfach so abtun?»
Seine Reaktion erschreckte Ruth zutiefst. Er musste doch wissen, dass dieses Machwerk hier auf das Konto der Paparazzi ging, dass es sich um ein gestelltes Foto handelte, das den Zeitungsverkauf ankurbeln sollte.
«Nein, Charlie, wirklich, er hat mir aufgelauert», versuchte sie zu erklären. «Ich kam mit Chloe aus dem Flughafengebäude, und plötzlich war er da. Er hat das für die Presse gemacht. Hat mich einfach überrumpelt. Ich war total schockiert.»
«Ja, du siehst wirklich sehr … schockiert aus.»
Ruth betrachtete das Foto genauer und versuchte, es mit Charlies Augen zu sehen. Troy hatte einen Arm um sie gelegt, seine andere Hand ruhte auf ihrem Bauch. Er drückte den Mund auf ihre Lippen, und sie hatte die Augen geschlossen und stützte sich mit einer Hand auf seiner Brust ab. Das Foto drückte Leidenschaft und Zufriedenheit aus, und nur Ruth wusste, dass sie die Augen vor lauter Ekel zugekniffen hatte und dass ihre Hand auf Troys Brust lag, weil sie gerade versuchte, ihn wegzustoßen. Sie gab es höchst ungern zu, aber Charlie hatte recht – auf diesem Foto sah es wirklich so aus, als seien zwei Liebende nach einer langen, schmerzhaften Trennung wieder vereint.
Ruth bemühte sich, die Fassung zu bewahren. «Nein, Schatz, du verstehst das ganz falsch. Wenn du gesehen hättest –»
«Ach, jetzt verstehe ich, welche Rolle du mir zugedacht hast. Ich soll dir wohl hinterherlaufen, als braver kleiner
Niemand,
der neben diesem Idioten immer die zweite Geige spielt? Das klingt ja sehr verlockend.»
«Charlie, bitte, hör mir zu. Ich habe ihn weggestoßen, ehrlich. Ich habe seinen Kuss nicht erwidert. Du meine Güte, ich hatte doch gar nicht mit ihm gerechnet! Er hat das nur inszeniert, um Publicity zu kriegen.»
«Siehst du, Ruth, das ist eben der Unterschied zwischen dir und mir. Was du benutzt, um dich besser zu verkaufen und um vor die Kameras zu kommen, das betrachte ich als unantastbaren Teil meines Privatlebens.» Sein Blick lag auf ihrem Bauch. «Du kannst machen, was du willst, um deine Karriere voranzutreiben, aber erwarte nicht, dass ich da mitspiele.»
«Nein!», rief Ruth. Seine Unterstellung traf sie schmerzhaft. «Ich würde das Baby niemals dazu benutzen! Hör mal, ich weiß, wie das Foto auf dich wirkt, aber bitte glaube mir doch, dass mir alles bewusst geworden ist. Mir ist klar geworden, dass das Leben in Hollywood nichts für mich ist, und ich will dieses Leben auch dem Baby nicht zumuten. Ich war kaum angekommen, da habe ich dem Fahrer schon gesagt, er sollte umkehren und mich wieder zum Flughafen bringen – zurück zu dir. Ich dachte, du wärst stolz auf mich und würdest dich freuen, dass ich alles aufgebe, für uns und für das Baby. Verstehst du das nicht?» Ruth spürte, wie ein Schluchzen in ihrer Kehle aufstieg, fast als würde sie ersticken.
Mit trübem Blick sah Charlie sie an. «Ich glaube dir nicht.»
«Du glaubst mir nicht? Soll ich einen Zeugen anrufen, Charlie? Denn ich hab denen allen gesagt, sie könnten mich kreuzweise! Der Fahrer war auch dabei. Er kann es dir bestätigen.»
«Mich interessiert nicht, was du zu wem gesagt hast, als du diese plötzliche Erleuchtung hattest oder was auch immer das war», sagte Charlie böse. «Ich spreche davon, dass ich dir
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