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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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nicht abnehme, dass du wirklich diese Entscheidung getroffen hast. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis du es dir wieder anders überlegst und mich ablehnst und das Baby ablehnst, und ehrlich gesagt, das halte ich nicht aus. Du hast mich jetzt zweimal sitzenlassen, Ruth. Ein drittes Mal überstehe ich nicht.»
    «Ich habe dich diesmal nicht sitzenlassen! Ich habe versprochen, dass ich wiederkomme, und jetzt bin ich hier! Genauso, wie ich es dir gesagt habe.»
    «Ja, aber es geht immer nur um deine Bedürfnisse. Es geht um dich und um deine Wünsche und deine Entscheidungen! Du trittst die Menschen, die dich lieben, mit Füßen, weil du meinst, du kannst dir das leisten – aber nicht mit mir, Ruth, damit ist jetzt Schluss. Ich kann nicht mehr bloß ein netter Zeitvertreib für dich sein, gerade mal so lange, bis dir was Besseres über den Weg läuft.»
    «Nein, nein, Charlie, du musst mir zuhören! Ich will mein Leben hier verbringen. Mit dir und dem Baby.» Jetzt weinte Ruth, sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie war kurz davor, sich Charlie zu Füßen zu werfen und ihn anzuflehen, und hätte das auch getan, wenn sie sicher gewesen wäre, dass er ihr dann zugehört hätte.
    «Vielleicht glaubst du ja selbst, dass du hier leben willst, jedenfalls im Moment. Aber du bist unstet, Ruth, das weißt du doch. Sobald dir langweilig ist, sobald das Leben dir zu eintönig erscheint, zu normal, werde ich eines Morgens aufwachen und feststellen, dass ich wieder allein bin. Wir sind zu verschieden. Es kann nicht funktionieren, und ich versuche, uns beide vor viel Elend zu bewahren, indem ich jetzt einen Schlussstrich ziehe. Kannst du das akzeptieren?» Seine Stimme war eine Spur sanfter geworden, und Ruth erkannte, dass er wirklich glaubte, was er sagte. «Ich wünschte bloß … Ach, ich weiß nicht … Ich wünschte, du wärst nicht drangegangen, als deine Assistentin vor ein paar Tagen anrief. Ich wünschte, du hättest das alles durchschauen können, hättest sehen können, wie sie dich manipulieren. Ich habe das sehr wohl gemerkt und es dir auch gesagt, aber du hast nicht auf mich gehört. Du hast meine Gedanken dazu bei deinen Überlegungen gar nicht berücksichtigt, weil es dir nur um dich ging.»
    «Das ist nicht fair, Charlie. Ich musste es einfach selbst erkennen, und jetzt weiß ich, dass ich die richtige Wahl getroffen habe.»
    «Aber es ist zu spät, Ruth. Wie gesagt, ich kann so nicht leben. Ich müsste immer damit rechnen, dass deine Stimmung von einem Tag auf den anderen wieder umschlägt.»
    Ruth fiel nichts mehr ein. Sie wusste nicht, wie sie ihn überzeugen sollte. Sein Entschluss schien unverrückbar festzustehen. Charlie wollte sie nicht mehr.
    «Und was ist mit dem Baby?», fragte sie kraftlos, mit kaum hörbarer Stimme.
    Charlie sah sie einen Moment an. Dann sagte er Worte, die ihr wie ein Messer ins Herz schnitten. «Ruth, das Kind ist ja nicht mal von mir.»

    Viel später an diesem Tag stand Ruth in ihrem Zimmer am Fenster und sah hinaus. Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie hatte nicht schlafen können, denn eine unterschwellige Panik hatte sie erfasst, und ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Charlie wollte sie nicht. Und das Baby wollte er auch nicht.
    Sie hatte ihre Karriere in den Sand gesetzt, hatte ihr Leben in LA in tausend Stücke gehauen, und das alles für eine Zukunft hier in Lakeview, die sich jetzt ebenfalls zerschlagen hatte. Sie hatte nichts mehr, sie musste wieder ganz von vorn anfangen, und das mit einem Baby am Hals.
    Sie war also selbstsüchtig. Eine launenhafte Frau, auf die man sich nicht verlassen konnte.
    Plötzlich empfand Ruth Charlie und seinen Worten gegenüber Bitterkeit. Sie liebte ihn, und sie hatte alles für ihn aufgegeben. Sie hatte immer nur an ihn und das Baby gedacht, hatte alles für die beiden getan, und was hatte ihr das gebracht?
    Ruth knirschte mit den Zähnen. Vielleicht hatte Charlie ja recht – vielleicht war sie wirklich so wie die anderen. Sie stellte sich einige Gesichter von Menschen vor, die sie in Los Angeles kannte: Chloe, Troy, Erik. Vielleicht war ihr Fehler nicht gewesen, dass sie alles für Charlie aufgegeben hatte, sondern dass sie wirklich geglaubt hatte, sie könnte ein normales Leben führen, ein ganz normaler Mensch sein – und das, nachdem sie so viel Zeit damit zugebracht hatte, als Schauspielerin in Rollen zu schlüpfen.
    Ach, was für eine Ironie des Schicksals. Wenn man überlegte, dass Ruth Seymour sich fünf

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