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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Veröffentlichung des Anrufmitschnittes gedroht hatte, seine Mitteilungen an sie sorgfältiger formulieren würde. Mit dieser Nachricht jedenfalls präsentierte er sich nicht gerade als liebevoller werdender Vater. Mit einem Lächeln speicherte Ruth die SMS in ihrem Handy.
    Für alle Fälle.
    Zum Schluss klickte sie in «Kontakte» auf Charlies Namen und rief ihn an. Sofort war wieder die Mailbox dran, ohne dass es auch nur einmal geklingelt hätte. Ein quälender Gedanke stieg in Ruth auf. Da stimmte etwas nicht.
    Diesmal hetzte sie aus dem Flugzeug, ohne auch nur einen Blick in den Spiegel zu werfen, so viel lag ihr daran, möglichst schnell nach Lakeview zu gelangen. In der Ankunftshalle mietete sie sich einen Wagen und jagte dann mit überhöhtem Tempo die M 50 hinunter. Ihr schwirrte der Kopf, als sie sich ihr Wiedersehen mit Charlie ausmalte. Sie war sicher, dass ihre Entscheidung ihn glücklich machen würde.
    Sie schaffte die Strecke viel schneller als sonst und war stolz auf ihre Fahrkünste und darauf, dass niemand sie wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten hatte. Etwas langsamer steuerte sie den Wagen durch die Stadt und bog in die Straße ab, an der Charlies Haus lag. Sie hatte rasendes Herzklopfen, und das Baby bekam ihre Stimmung wohl mit, denn es strampelte wie wild.
    Ruth rieb sich den Bauch und stieg aus dem Auto. «Pst, Baby», flüsterte sie. «Ich weiß, ich freue mich ja auch darauf, ihn zu sehen.»
    Langsam schritt sie auf die Haustür zu, nervös wie eine Braut. Ihr war, als läge das Leben nun vor ihr, als könne sie ihr Glück mit Händen greifen, und sie konnte es nicht erwarten, loszulegen.
    Sie besaß einen Hausschlüssel und hätte einfach aufschließen können, aber sie wollte, dass Charlie ihr die Tür öffnete. Sie wollte sein Gesicht sehen, wenn er sie zur Begrüßung in die Arme nahm. Daher klingelte sie und wartete darauf, seine Schritte zu hören. Nichts.
    Ruth drehte sich um. Sein Wagen stand in der Einfahrt, er musste also im Haus sein. Sie klopfte laut, vielleicht hatte er ja das Klingeln nicht gehört. Um kein Geräusch von drinnen zu verpassen, horchte sie so konzentriert, dass sie den Atem anhielt. Aber es war nichts zu hören.
    Schließlich griff sie in ihre Handtasche und kramte nach dem Schlüssel.
    Vorsichtig trat Ruth in den Flur und rief Charlies Namen, aber es kam keine Reaktion. Als sie zum Wohnzimmer weiterging, bemerkte sie sofort, dass sich etwas verändert hatte.
    Ihr Blick fiel auf einen Stapel mit Dingen für das Baby. Da stand eine Wiege, noch in der Verpackung, und daneben lagen Einkaufstüten aus verschiedenen Babygeschäften – alles Dinge, die sie in den letzten Wochen gemeinsam gekauft hatten. Bisher hatten sie das alles in Charlies Gästezimmer oben aufbewahrt, das nach der Geburt als Kinderzimmer dienen sollte. Ruths Herz pochte laut vor Nervosität. Warum hatte Charlie diese Sachen jetzt ordentlich hier im Wohnzimmer aufgestapelt?
    In ihrer Brust krampfte sich etwas zusammen. Sie trat wieder auf den Flur hinaus und stieg die Treppe hoch. «Charlie? Schatz, bist du da?»
    Als sie oben ankam, vernahm sie endlich Geräusche. Es klang, als liefe ganz leise der Fernseher. Die Töne schienen aus Charlies Zimmer zu kommen.
    «Charlie?», wisperte Ruth und öffnete behutsam die Tür.
    Er saß auf dem Bett und starrte mit leerem Blick auf die Mattscheibe. Vor ihm lag eine Reihe von Zeitungen ausgebreitet. Als Ruth sein Gesicht sah, so leer und so leblos, wusste sie, dass tatsächlich etwas nicht stimmte. Sie stieß die Tür ganz auf und versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    «Hey, ich bin wieder da.» Ruth rang sich ein Lächeln ab, doch als Charlie sich ihr zuwandte, wurde ihre Miene rasch wieder ernst.
    «Und?», erwiderte er kalt.
    Ruth wurde das Herz schwer. Sie konnte es ihm wohl kaum übelnehmen, wenn er noch böse auf sie war, weil sie so überstürzt abgereist war, aber … «Ich meine, ich bin wirklich zurück. Ich habe mit LA abgeschlossen.»
    «Ah ja. Für wie lange?»
    «Für immer.» Es tat gut, die Worte laut auszusprechen. «Ich habe ihnen gesagt, sie könnten sich die ganze Sache sonst wohin stecken – allen, dem Studio, meinem Agenten und sogar Chloe. Wahrscheinlich habe ich demnächst sämtliche Rechtsanwälte Hollywoods am Hals, aber was soll’s.» Ruth zuckte die Achseln, bemüht, die Situation zu verharmlosen, aber sie stellte fest, dass das angesichts dieser Mauer aus Gleichgültigkeit unmöglich war. Sie wünschte sich

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