Glücksklee
zulasse, dass uns ein Missverständnis trennt. Allerdings möchte ich, dass du mir auch etwas versprichst: Was immer auch passiert, rede mit mir darüber – so wie früher.»
«Ja, das verspreche ich dir.»
Brian beugte sich über sie, um sie zu küssen, und Jess spürte, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte, wie sehr sie ihn und seine Unterstützung brauchte. Sie streichelte sein Gesicht.
Schweigend saß er auf ihrem Bettrand, bis sein Handy den Frieden störte. Er sah auf das Display. «Oje, das ist Nina. Ich hatte versprochen, ihr Bescheid zu sagen, wie es dir geht – hab’s einfach vergessen.»
«Die Arme, sie macht sich bestimmt furchtbare Sorgen. Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne sie gemacht hätte.»
Jess nahm Brian das Handy aus der Hand und berichtete der erleichterten und hocherfreuten Nina, dass alles in Ordnung war. «Zum Glück war es nur ein großer Schreck, und heute Abend kann ich wieder nach Hause.»
Als sie aufgelegt hatte, lächelte Brian. «Ich fand von Anfang an, dass Nina ein guter Mensch ist, eine gute Freundin», bemerkte er. «In der kurzen Zeit, die ihr euch jetzt kennt, hat sie mehr für dich getan als Frauen wie Emer und Deirdre – das weißt du hoffentlich.»
Jess nickte betrübt. Sie wusste nicht, was die Zukunft für sie und ihre Freundinnen bereithielt, aber in jedem Fall würde sie für Emer da sein, so wie seit eh und je. Darum ging es doch in einer echten Freundschaft, dass man für die Freundin da war, wenn sie einen brauchte, damit sie sich nicht ausgeschlossen und minderwertig fühlte. Aber, dachte Jess, vielleicht war sie in dieser Hinsicht selbst ihre ärgste Feindin gewesen.
«Aber es ist schön, dass unser Baby zusammen mit Ninas Baby aufwächst, findest du nicht auch?», fragte Brian. Er lächelte wieder.
Jess antwortete nicht. Nach ihrer Unterredung mit Nina neulich wusste sie, dass das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen war.
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Kapitel 35
«Bei Jess ist alles wieder in Ordnung», erklärte Nina, als sie aufgelegt hatte.
Sie saß mit Ruth und Trish in Ellas Café. Zu dritt grübelten sie über den Zeitungsartikel nach, den Trish gefunden hatte.
«Ach, das sind ja gute Nachrichten», sagte Ruth, während ihre Hand schützend auf ihren Bauch wanderte. «Sie muss furchtbare Angst gehabt haben.»
«Ja, Ende gut, alles gut», meinte Trish ungeduldig. Sie beobachtete Ella, die an einem Nachbartisch bediente. «Also, wer von uns fragt sie?»
Ruth lehnte sich zurück. «Es ist dein Projekt, deswegen finde ich, du solltest sie fragen.»
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, denn Ella trat an ihren Tisch und begrüßte sie.
«Hallo, wie geht’s euch denn so?»
Ruth lächelte. «Gut, Ella. Und dir?»
«Ach, viel zu tun, wie immer. Nina, Herzchen, lass dich nicht davon abhalten, dir eine Schürze zu schnappen …»
Nina lachte. «Eigentlich», sie warf Trish einen Blick zu, und Trish nickte, «eigentlich helfen wir Trish gerade bei dem Material für das Buch, und, na ja … wir haben da was gefunden, dazu möchten wir dir eine Frage stellen.»
«Nur los, ich will euch gerne helfen, wenn ich kann», antwortete Ella unbefangen. «Ich lebe ja schon ewig und drei Tage in dieser Stadt. Also, was kann ich euch bringen? Kaffee? Und ich habe gerade Muffins frisch aus dem Ofen geholt …»
«Also, vor allem möchten wir mit dir sprechen, über etwas, was hier passiert ist, in deinem Café.»
«Aha?» Fragend schaute Ella die Freundinnen an. Trish griff in ihre Tasche und zog eine Fotokopie des Artikels heraus. «Das ist ja merkwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, dass hier jemals etwas Interessantes –» Doch kaum hatte Ella einen Blick auf die Überschrift und das Foto von ihrem Café darunter geworfen, wurde ihr Gesicht kreideweiß. Sie erstarrte. Offenbar half der Artikel ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.
«Fehlt dir was, Ella?», fragte Ruth.
Ella schüttelte den Kopf. «Nein, nein.»
Trish drehte sich zu ihr und fragte, plötzlich ganz die Journalistin: «Ella, was kannst du uns darüber berichten? Was ist damals passiert? Wer war dafür verantwortlich?»
«Ach, es ist alles so lange her, dass ich es schon fast vergessen hatte», erwiderte Ella mit verkrampftem Lächeln.
«Ja, wirklich? Ich würde eher denken, dass man so was nicht so leicht vergisst. Es passiert doch nicht alle Tage, dass –»
«Tut mir leid, Mädels, aber ich habe wirklich keine Zeit, weiter mit euch zu plauschen. Vielleicht könnt ihr
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