Glücksklee
konnte, dann musste sie eben damit leben.
«Weißt du, du brauchst nicht hierzubleiben», sagte Jess zögernd. «Du hast ja gehört, was der Arzt gesagt hat – ich darf nach Hause. Ich bin im Nu wieder auf den Beinen.»
«Aber natürlich bleibe ich hier. Wo soll ich denn sonst hin?»
«Na ja, dahin, wo du in den letzten Tagen auch gewesen bist …»
«Jess, ich …» Brian fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Gleich würde er sagen, er käme nicht damit klar, Vater zu werden, er habe das nicht geplant – all die Worte, die ihm sicherlich auf der Zunge lagen.
«Es ist in Ordnung, ganz ehrlich», kam Jess ihm zuvor. «Ich verstehe dich. Du hast das Kind nicht gewollt. Ich habe das im Alleingang entschieden, und da ist es dein gutes Recht, mir böse zu sein.»
«Das ist es gar nicht … Ja, ich war natürlich aufgebracht, dass du mich nicht einbezogen hast, aber …»
«Aber was?»
«Jess, ich muss dir beichten, dass ich bis heute überzeugt war, du hättest … Also, auf dem Gartenfest … Ich will ehrlich sein, ich habe wirklich geglaubt, du hättest dir das alles bloß ausgedacht.»
«Was soll ich mir ausgedacht haben?», fragte Jess stirnrunzelnd.
Brian blickte auf ihren Bauch. «Na ja, das Baby … die ganze Geschichte mit der Schwangerschaft.»
Vollkommen verblüfft sah Jess ihren Mann an. «Du hast gedacht, ich hätte nur so getan, als wäre ich schwanger?»
Er nickte.
«Ach, Brian, so was könnte sich doch nur eine Psychopathin ausdenken, oder? Ich kann gar nicht glauben, dass du –»
«Komm, beruhige dich … ich weiß, dass das hirnverbrannt war, aber ich dachte, du hättest dich einfach in etwas verrannt und dann nicht mehr gewusst, wie du es rückgängig machen solltest.» Brian sah aus, als täte es ihm leid, dass er das Thema überhaupt angesprochen hatte, aber Jess war wie vor den Kopf geschlagen. Deswegen hatte er sie also immer wieder gedrängt, ihm reinen Wein einzuschenken und die Wahrheit zu sagen.
«Aber wie bist du nur darauf gekommen, dass ich so was …?» Sie schüttelte den Kopf. «Ich weiß ja, dass ich eine lebhafte Phantasie habe, aber … ich kann einfach nicht fassen, dass du mir so was unterstellen konntest.»
«Ich weiß es selbst nicht. Es tut mir leid … Da kam Verschiedenes zusammen. Offen gesagt, ich war sauer. Ich war sauer, weil du so dickköpfig warst und anscheinend nur noch eins im Sinn hattest. Und ich war sauer über die Art, wie du deine Schwangerschaft verkündet hast. Jess, ich wusste doch gar nichts davon. Und der Moment, als ich es erfuhr, hatte überhaupt nichts Privates, nichts Besonderes. Dabei ging es doch erst mal eigentlich nur uns beide etwas an, und wir hätten es gemeinsam entdecken sollen.»
Jess nickte. Wieder einmal schämte sie sich.
«Du musst verstehen, dass ich gekränkt war. Du hast dir mehr Gedanken über deine Freundinnen und deren Meinung gemacht als über unser gemeinsames Leben.»
Jess war fassungslos. Kein Wunder, dass Brian sich in den vergangenen Wochen nicht auf sie eingelassen hatte, dass er so distanziert und merkwürdig gewesen war. Aber selbst wenn sie ihm nicht gleich verzeihen konnte, dass er so schlecht von ihr gedacht hatte, war sie doch froh, dass es immerhin eine Erklärung für sein Verhalten gab.
«Aber wie hast du dir das denn vorgestellt? Was hätte ich dann am Entbindungstermin machen sollen? Ein Baby klauen oder was?»
Brian zuckte die Achseln. «Keine Ahnung. Eine Weile hast du ja viel von Nina erzählt, dass sie ihr Kind vielleicht weggeben will, und da habe ich überlegt, ob …»
Jess kriegte den Mund nicht wieder zu. «Du hast ernsthaft gedacht, ich würde mit dem Gedanken spielen, Ninas Kind anzunehmen? Und da sagst du,
ich
hätte eine blühende Phantasie?»
Jetzt wirkte Brian beschämt. «Ich weiß, ich war blöd, und als ich dich vorhin in der Blutlache gefunden habe, hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen», fügte er mit einem Kopfschütteln hinzu. Er holte tief Luft und griff nach ihrer Hand. «Aber jetzt weiß ich ja, dass du dir die Schwangerschaft nicht ausgedacht hast. Jetzt ist alles … gut, und ich muss mich an den Gedanken gewöhnen, dass wir Eltern werden.» Brian lächelte. «Kannst du dir das vorstellen? Ich als Papa?»
Jess fiel ein Stein vom Herzen. «Du wirst ein ganz toller Papa», sagte sie und drückte seine Hand. «Wenn du willst, meine ich.»
«Natürlich will ich, und ich verspreche dir, dass ich nie wieder abhaue – und dass ich außerdem nie wieder
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