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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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bei ihr auslösen konnten? Sie war doch keine hohlköpfige Tussi, die nichts anderes zu tun hatte, als den ganzen Tag zu shoppen. Nein, sie war eine berufstätige Frau, verrichtete eine wichtige Arbeit und leitete ein ganzes Team.
    Weil Jess bewusst wurde, dass sie im Moment wohl etwas überempfindlich war, widerstand sie dem Drang, Deirdre an ihren Job zu erinnern. «Ach nein, um so was geht es nicht», erklärte sie bemüht locker. «Nein, es hat etwas mit Emer zu tun.»
    «Aha?»
    «Also, ich war vorhin mit einem Geburtstagsgeschenk bei ihr in Lakeview und –»
    «Ach, Mist», unterbrach Deirdre sie, «ich hab ganz vergessen, dass sie heute Geburtstag hat! Wäre ja nicht weiter schlimm, aber wir haben neulich abends gerade noch darüber gesprochen, und … entschuldige, erzähl weiter.»
    Jess seufzte und berichtete Deirdre dann, was geschehen war. Sie erzählte von ihrem Angebot zum Babysitten und Emers Ablehnung bis hin zu ihrer glatten Lüge in Bezug auf ihre abendlichen Pläne und dem Besuch der Nachbarin, der die Wahrheit ans Licht brachte.
    Deirdre lauschte der Geschichte schweigend, und während Jess sich selbst beim Erzählen zuhörte, wuchs ihre Überzeugung, dass Emer wirklich unmöglich mit ihr umgesprungen war.
    «Du siehst also, ich bin nicht in erster Linie traurig, dass Emer mich praktisch ausgeladen hat, sondern es ärgert mich, dass sie gemeint hat, sie müsste mich anlügen», erklärte Jess zum Abschluss. «Und ich bin ein bisschen wütend, weil sie ja wusste, dass ich an dem Abend allein war.»
    «Ich weiß, was du meinst», antwortete Deirdre, und mit dem Gefühl, eine Fürsprecherin gefunden zu haben, ging es Jess schon gleich besser.
    «Und was denkst du dazu?», drängte sie ihre Freundin. «Habe ich nicht das Recht, jetzt total sauer zu sein?»
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. «Also … weißt du, die Situation ist ein bisschen heikel», sagte Deirdre dann. «Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich muss zugeben, dass ich Emers Position auch irgendwie nachvollziehen kann.»
    «Wirklich?» Ungläubig richtete Jess sich im Bett auf. Emers Seite? «Wie meinst du das?»
    Dann fiel ihr schlagartig etwas ein, was Deirdre eben gesagt hatte:
Wäre ja nicht weiter schlimm, aber wir haben neulich abends gerade noch darüber gesprochen …
    «Halt mal, bist du gestern Abend etwa bei ihr gewesen? Bist du auch auf der Party gewesen?»
    «Nein, nein, ich war nicht da», sagte Deirdre rasch, und Jess entspannte sich wieder ein wenig. Sie war also nicht als Einzige ausgeschlossen gewesen, und mit diesem Wissen fühlte sie sich gleich viel wohler.
    «Ich meine», fuhr ihre Freundin fort, «wir waren eingeladen, aber wir sind nicht hingefahren. Dougie hatte diese Woche ein bisschen Halsweh, da wollte ich nicht riskieren, dass er die anderen Kinder ansteckt.»
    Jess blinzelte. «Oh, dann bin ich also doch die Außenseiterin. Ihr wollt mich nicht mehr dabeihaben, weil ich keine Kinder habe.»
    «Nein, so ist das nicht», versuchte Deirdre, sie zu trösten. «Siehst du, es ist … Also, ich glaube, Emer hat gedacht, es wäre nicht so dein Ding, und Brians auch nicht. Was hättet ihr denn davon, mit uns und unserer Rasselbande zusammen zu sein?»
    «Na, hör mal! Ihr seid schließlich meine Freundinnen. Oder wenigstens wart ihr das, bevor ihr alle aufs Land gezogen seid und angefangen habt, glückliche Familie zu spielen.» Jess gab sich zwar größte Mühe, nicht bitter oder unsensibel zu klingen, aber es gelang ihr nicht.
    Deirdre seufzte in den Hörer. «Jess, wir sind nach wie vor deine Freundinnen, aber du kannst dir doch denken, wie das ist …»
    «Nein, das kann ich ehrlich gesagt nicht, also erkläre es mir bitte.» Jess hatte keine Ahnung, warum sie so gereizt reagierte – es war doch nicht Deirdres Schuld. Allerdings schien ihre Freundin ihre Theorie zu bestätigen, dass Mütter sich nicht mit kinderlosen Frauen abgeben wollen.
    «Denk mal darüber nach, Jess. Ich glaube, es geht dabei um Interessenskonflikte. Bei Emer und Dave war alles voll mit Spielzeug, Windeln und kleinen Schreihälsen, und wenn ich selbst keine Kinder hätte, fände ich das überhaupt nicht verlockend. Das ist so wie letzte Woche, als ich mit Emer in Dublin zum Einkaufen war. Wir haben uns darüber amüsiert, dass wir in letzter Zeit fast nur noch in Geschäfte mit Kindersachen gehen, und –» Deirdre brach ab, aber sie hatte zu spät erkannt, dass sie ins Fettnäpfchen getreten war.
    Jess hatte

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