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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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letztlich doch gedauert hatte.
    «Unser ödes altes Lakeview muss ein ganz schöner Kontrast zu LA sein, oder?», fragte Trish grade.
    «Och ja, allerdings», seufzte Ruth, und Nina entdeckte plötzlich einen Riss in ihrer Fassade, doch dann fügte die Schauspielerin rasch hinzu: «Ich meine, da drüben ist alles phantastisch – das Wetter, die Geschäfte, die Restaurants und so weiter –, aber weißt du, es ist auch schön, mal eine Weile woanders zu sein und dem ganzen Rummel zu entkommen.»
    Die Betonung auf dem Wort «entkommen» war nicht zu überhören.
    «Ach, das kann ich mir lebhaft vorstellen, gerade jetzt!» Trish lachte. «Wegen der Sache zwischen dir und Troy, was?», fügte sie scherzend hinzu. Nina durchbohrte ihre Freundin mit Blicken, es war doch nicht zu glauben, dass Trish so wenig Taktgefühl besaß.
    Ruths Lächeln war wie weggewischt. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie zwinkerte heftig, um die Tränen zurückzuhalten, aber es war nicht zu übersehen, dass sie total unter Stress stand.
    «Alles in Ordnung?», fragte Nina sie sanft.
    Ruth biss sich auf die Unterlippe und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Sie sah aus, als sei sie nicht sicher, was schlimmer wäre, hier vor zwei praktisch fremden Frauen zusammenzubrechen oder vor der ganzen Stadt die Nerven zu verlieren.
    Nina beschloss, umgehend zu handeln. «Trish, gibt es hier irgendwo ein Hinterzimmer?», fragte sie.
    «Wieso?» Trish war tatsächlich nichts aufgefallen. «Wenn du die Toiletten meinst …»
    «Nein, wo man ungestört ist.» Verstohlen machte sie eine Kopfbewegung zu Ruth hin, die langsam, aber sicher die Fassung verlor.
    «Ach Gott, Ruth, tut mir leid, dass ich dich gekränkt habe. Das wollte ich nicht … das sollte doch bloß ein kleiner Witz sein. Wir haben doch alle mit Männern gevögelt, die –»
    «Du meine Güte, Trish!», ächzte Nina. «Gibt’s da hinten irgendwo einen Flur oder eine Küche oder so was?» Ruth stand jetzt wirklich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
    «Doch, ja, kommt mal mit.» Trish zeigte ihnen den Weg. Endlich hatte auch sie kapiert, dass Ruth aus dem Ballsaal wegmusste. Dass sie hier vor der High Society von Lakeview zu heulen anfing, war absolut nicht angebracht.
    Während sie an Einheimischen und an Ruths Fans vorbeigingen, fiel Nina auf, dass die Schauspielerin den Kopf gesenkt hielt und sehr gekonnt so tat, als krame sie suchend in ihrem schicken Abendtäschchen. Trish führte sie einen Flur entlang, und dann bogen sie um eine Ecke, sodass sie den neugierigen Blicken entzogen waren. Als Nina hinter ihnen Geräusche hörte, wandte sie sich nach links und entdeckte eine Tür. Hoffentlich war sie nicht abgeschlossen!
    Sie hatten Glück. Nina hielt Trish und Ruth die Tür auf und winkte beide in den kleinen Raum hinein. Trish schaltete das Deckenlicht ein, und die drei schauten sich in der mit Putzutensilien vollgestopften Abstellkammer um.
    «Das erinnert mich irgendwie daran, wie wir früher in der Schule ins Kabuff vom Hausmeister geschlichen sind, wenn wir eine rauchen wollten, weißt du das noch, Ruth?», fragte Trish, und Ruth musste lächeln. «Na, und was ich da eben gesagt habe, war wirklich dumm. Ich hatte einfach vergessen –»
    «Sie will sagen, dass sie ihre guten Manieren zu Hause gelassen hat», tadelte Nina ihre Freundin gutmütig.
    «Ich habe ein paar anstrengende Tage hinter mir», bekannte Ruth mit müder Stimme.
    «Das kann ich mir vorstellen. Ich meine, allein schon dein Kater muss grässlich gewesen sein, und dann auch noch das mit deinem Schlüpfer, der was abgekriegt hat oder den du gar nicht anhattest –»
    «Verdammt noch mal, Trish!» Fassungslos knuffte Nina ihre Freundin in den Arm. «Hältst du jetzt bitte endlich den Mund?» Doch Ruth liefen schon die Tränen über die Wangen. «Ach, komm, meine Liebe, wein doch nicht», beruhigte Nina sie. «Du verdirbst dir noch dein schönes Make-up.»
    «Es tut mir … so … leid», schluchzte Ruth. «Ich bin einfach total kaputt. Die letzten paar Tage waren entsetzlich – die Fragen und die Vorwürfe, und dauernd waren sie mit Kameras hinter mir her. Alle behandeln mich, als wäre ich eine gewöhnliche Nutte, und das bin ich doch gar nicht! Sie haben einfach kein Recht, so scheußliche Sachen über mich zu sagen!» Ruth steigerte sich immer weiter in ihre Erregung hinein. Sie mussten versuchen, die Schauspielerin zu beruhigen. Schließlich konnte man nie wissen, wer vielleicht an der Tür horchte oder

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