Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Frankfurter Würstchen eine mega-dicke Fleischwurst zaubert.“
„Ja, so ein Oberarzttitel öffnet schnell mal einen Kittel, gell?“
„Nicht nur den Kittel. Der legt es aber auch echt drauf an. Dass der überhaupt noch operieren kann, wo er doch solche Stielaugen hat…“
„Woher weißt du das eigentlich mit dem dünnen Frankfurter Würstchen in seiner Hose?“, fragte die eine die andere. Schade, die Antwort hätte mich auch brennend interessiert. Aber mehr als ein „Von I…“ konnte ich nicht mehr aufschnappen.
Dummerweise fiel dann nämlich ein Besen um. Es machte laut bumm-bumm…
Aber ich tröstete mich damit, dass das nicht das Schlimmste war, was einem in einer Besenkammer passieren konnte. Das Wichtigste hatte ich jedenfalls mitgekriegt. Sie nannten meinen Lebensabschnittsgefährten, mein Sahneschnittchen, das er damals noch war, tatsächlich „Hot Doc“. Inhaltlich natürlich eine Katastrophe, aber kreativ wertvoll. Die Lernschwestern waren nicht gerade auf den Mund gefallen.
Aber ich war erst einmal am Boden zerstört.
Damit hatte ich dann doch nicht gerechnet.
Ich dachte immer, er würde nur gucken, aber nichts anfassen. Wie oft hatte ich ihm den Spruch „Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten“ an den Kopf gehauen, scherzhaft, wenn er mal wieder Stielaugen gekriegt hatte beim Anblick einer vorbeischwebenden 90-60-90-Schönheit. Nicht wissend, dass so viel Wahrheit in meiner Annahme lag. Früher schon.
Und heute? Was war heute?
M it diesem Wissen im Kopf konnte ich das Bild von meinem Karsten, den ich schon seit seinen wilden Studienzeiten kannte, nicht weiter aufrecht erhalten. Die Ikone hatte einen fetten Riss bekommen. Von diesem Moment an konnte ich den Kosenamen „Sahneschnittchen“ nicht mal mehr denken.
In meinem Kopf dröhnte es mantra-artig nur noch Hot Doc, Hot Doc, Hot Doc …
An diesem Tag musste ich jedoch irgendwie weitermachen. Ständig klingelte das Telefon, Besucher kamen und fragten mir Löcher in den Bauch. Aber in meinem Kopf ratterte es nur so vor sich hin. Karsten, der Kittelschürzenjäger vom Dienst! Die größte Liebe meines bisherigen Lebens, nichts als ein Hot Doc …
Dass er jüngeren Schwestern mal nachguckte? Bislang kein Problem. Dass die jungen Dinger aber offen darüber spekulie rten, wen er rumkriegen könnte und welche ihm (demnächst?) auf den promovierten Leim gehen würde, das war ein starkes Stück Realität zu viel für mich gewesen.
Es konnte nicht so weitergehen wie bisher.
Also hatte ich mir vorgenommen, ihn abends zur Rede zu stellen. Und so kam es dann auch…
„Du gehst fremd, Karsten.“ Ich machte eine kleine dramaturgische Pause, das hatte ich mir aus dem Kino so abgeguckt.
„ Ich weiß es.“ Ein großes Drumherum vermied ich bewusst, ich preschte also nach vorne. So lautete meine Regieanweisung.
„Woher?“, fragte er knapp und schmierte sich scheinbar ungerührt die Butter aufs deutsche Abendbrot, in diesem Fall ein französisches Baguette.
In diesem Moment hatte sich der Boden unter meinen Füßen angefangen zu drehen…
„Ich weiß es einfach. So eine Klinik ist auch nur ein großer Waschsalon.“
„Stimmt!“
Dann machte er eine Kunstpause, obwohl er doch gar nicht so oft im Kino war wie ich… (und meist nur in SciFi –Filmen).
Ich konnte es nicht fassen, war das ALLES, was er dazu zu sagen hatte?
Nach fast zwanzig Jahren Beziehungskiste gab er unumwunden zu, mich zu betrügen und reagierte wie Mr. Coolman persönlich in Höchstform.
Aber ich wollte auch cool sein und preschte ein weiteres Mal nach vorne. Irgendwie wollte ich ihn wohl herausfordern, also schaute ich ihn so kalt an wie ich nur konnte und sagte mit gleichgültiger Stimme: „Es wird wohl das Beste, ich ziehe erst mal zu meiner Mutter.“
Auf eine gewisse Art und Weise war ich in diesem Moment sogar erstaunt darüber, was ich da gerade angezettelt hatte. Aber aus irgendeinem Film, wahrscheinlich waren es sogar mehrere, musste sich das so in mein cineastisches Unterbewusstsein eingefräst haben.
Gespannt wie ein Flitzebogen wartete ich auf seine Reaktion. Sicherlich würde er sich gleich auf den Boden werfen und mich um Verzeihung bitten, oder besser noch: mir endlich einen verzweifelten Heiratsantrag machen, nachdem wir doch auch ohne Trauschein fast schon auf die silberne Lotterhochzeit zusteuerten. Doch Totenstille, nichts dergleichen.
E r war noch immer ausgesprochen intensiv mit seinem Abendbrot
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