Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
bleibst du dann natürlich zuhause und spielst mittags nur noch Golf. Oder du kochst was Schönes für mich, wenn ich vom anstrengenden Klinikalltag zurück ins traute Heim komme. Dann ziehen wir auch ganz raus aus Gießen. Irgendwohin, wo es noch grüner und noch ruhiger ist als bei uns am Schwanenteich.“
Das sollte mal meine vermeintliche Zukunft gewesen sein. Aber die war nun endgültig vorbei.
Meinen ganz persönlichen Plan A konnte ich also für gesche itert erklären und ad acta legen.
Irgendwann, nach ungefähr einem Vierteljahr des „Krankfeierns“, wie es die Mutter Oberin nannte, dachte ich, jetzt ist es genug, ich will und kann wieder arbeiten. Von einer Operation hatte mir mein Orthopäde Dr. Sinner eindringlich abgeraten, also schleppte ich mich – mehr schlecht als recht – wieder ins Klinikum. Den Teilzeitjob am Empfang würde ich schon schaffen! Irgendwie…
Aber dann nahm das Unglück seinen Lauf. Kündigung, krankheitsbedingt. Und schneller als ich es kapieren konnte, landete ich auf dem Arbeitsamt und bekam Unterstützung vom Staat, aber auch nur zeitlich begrenzt, denn man rechnete mir alle Krankengeldtage aus den letzten Jahren noch an. Durch meinen Autounfall hatte ich schon einmal eine längere Ausfallzeit gehabt, das rächte sich nun doppelt. Die Misere mit dem Schonvermögen hatte ja schon erwähnt.
Ich stand also da - ohne Lohn und Brot , wie man so schön sagte. Und die Buschtrommeln zwischen den Personalräten der Kliniken funktionierten anscheinend hervorragend. Jedenfalls bekam ich keinen Fuß mehr in irgendeine Krankenhaustür. Vielleicht war ich auch einfach nur zu alt für den Empfang.
E in Fall für die Besenkammer?
Mir kam es fast hoch bei dem Gedanken.
Am Boden zerstört , konnte mich nur noch mein süßer und dauerschnurrender Kater Ahmed trösten.
Der brauchte mich nämlich wirk lich: für Futter (qualitativ hochwertig, gerne auch selbst gekocht), angenehmes Katzenstreu (in kleinen Einheiten zu erwerben) und Streicheleinheiten (größtmögliche Einheiten).
Und das alles waren keine Nebenbeschäftigungen!
Nein, h ier war echter Einsatz gefragt! Soviel Plan hatte ich jetzt schon einmal.
Vo n verlockenden Sonderangeboten und Großpackungen jeglicher Art nahm ich jedoch vorerst Abstand…
Reich-Ranicki hatte recht !
Es gingen die Monate und letztendlich ein ganzes Jahr ins Land. Zu dem blöden Bandscheibenvorfall war ein neuer in der Halswirbelsäule hinzugekommen, gefolgt von einem Hörsturz erster Güte. Ich war also dauerhaft ziemlich außer Gefecht und am Boden zerstört.
Dass ich jedoch eines Morgens im Hessenboten, meiner Frühstückslektüre seit vielen Jahren, das Folgende lesen musste, machte die Sache nicht gerade besser: „Karsten Breidenbach neuer Chefarzt der Orthopädie – Generationswechsel am Vinzenz-Joseph-Klinikum in Gießen vollzogen“. Beinahe wäre mir die Kaffeetasse aus der Hand gefallen. Da hatte er es also geschafft! Vom Oberarzt zum Chefarzt – oder sollte ich besser sagen vom Oberarsch zum Chefarsch?
Der Gip fel sollte aber noch kommen, je weiter ich auf das Ende des Artikels zusteuerte: „….Doch bevor Dr. Breidenbach zum Anfang des nächsten Quartals seinen neuen Posten als Nachfolger des langjährigen Chefarztes Prof. Dr. Hülsenberg antritt, wird er noch seine Lebensgefährtin, die attraktive und junge Krankenschwester Irina Semjionowa heiraten und die gemeinsamen Flitterwochen auf den Malediven verbringen. Die zukünftige Frau Breidenbach wird ihren Dienst im Klinikum danach jedoch beenden, um sich zukünftig ganz ihren Pflichten als Ehefrau des Chefarztes widmen zu können. Der Familienplanung steht somit nichts mehr im Wege, worüber Professor Hülsenberg seine tief empfundene Freude zum Ausdruck brachte, indem er seinem Nachfolger und dessen Verlobten Frau Irina unter Tränen alles Gute wünschte. Ein bisschen Wehmut durfte also nicht fehlen an so einem emotionalen Tag. Der Generationenwechsel wurde somit mehr als harmonisch vollzogen, und die gesamte Belegschaft sowie die Klinikleitung zeigten sich zufrieden über den Wechsel. Zum Abschied erhielt Professor Hülsenberg noch eine Dankesurkunde sowie ein Abonnement für das Gießener Stadttheater. Die Zeit für seine geliebten Opernaufführungen dürfte ihm nun nicht mehr fehlen.“
Das gab mir ja gerade noch den Rest!
Mein Ex-Karsten heiratet eine seiner Schwesternschülerinnen und lässt sich feiern – als neuen Stern am Chefarzthimmel in
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