Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
Deutschland, sondern auch noch in Österreich und der Schweiz. Holleradijöh!!!
Wo blieb da noch Zeit für das vielbeschworene Betongold? Außerdem keimte in mir der leise Zweifel auf: Würden meine Umsätze überhaupt auf Dauer in diesen schwindelerregenden Höhen bleiben?
Es gab doch da diesen berühmten Spruch: „Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen“. Und was war mit „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“? Das konnte ich nicht ignorieren, der Volksmund hatte schließlich seine Berechtigung.
Spröde kommentierte also ich die Vorschläge meiner Mutter: „Nix Beton, nix mit Investitionen. Das Geld bleibt, wo es ist – und ich auch.“
Dann staubte ich wieder nach unten. Denn Ahmed hatte geklingelt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Mein Kater klingelt immer ordnungsgemäß an der Haustür, wenn er herein will. Und zwar dreimal. Dazu springt er zuerst auf das Treppengeländer, um schon einmal an Höhe zu gewinnen, dann drückt er seinen stattlichen Katerkopf dreimal auf die untere Klingel, schließlich weiß er ja, wo er wohnt. Nämlich unten… Da, wo „T. + A. Sellinger“ auf dem Klingelschild steht.
Bei uns im Möbellager.
Ich sprang also die Treppe hinunter und sah schon durch die Glasbausteine, dass meine Vermutung richtig war: Ahmed!
„Ach, da bist du ja. Na, dann wollen wir doch mal sehen, was du so alles erlebt hast!“, begrüßte ich ihn und fühlte mich wirklich schon ein bisschen wie Sherlock Holmes.
Ich nahm ihm ziemlich aufgeregt und mit zitternden Fingern die Cat-Cam von seinem Halsbändchen und konnte es kaum abwarten, endlich mal zu sehen, wo sich mein Streuner so herumtrieb, wenn er nicht gerade zuhause war.
Also hängte ich die Spionagekamera, die mir Peggy von Teddy’s Tieroase so wärmstens empfohlen hatte, an das USB-Kabel und nach zwei, drei Klicks ging es auch schon los.
Es war zwar eine wackelige Sache, wie ich schnell feststellen musste (die Kameraführung meines Vierbeiners konnte man getrost als verbesserungsbedürftig bezeichnen) und die gezeigte Perspektive hatte ich wohl zuletzt in meinem ersten Lebensjahr gehabt, aber die Qualität war top, und das Ganze kam sogar mit Ton. Ein richtiger Film!!! Ich war schon schwer begeistert, bevor es überhaupt richtig losging.
Ahmed’s Lion Production s proudly presents: “A day in my life”
Er war der Hauptdarsteller und tappste als erste Maßnahme schon einmal nach nebenan. Mit Datum und Uhrzeit, alles war festgehalten. Ob das auch eine Entwicklung der NSA war?
K onnte heutzutage nicht jeder ein bisschen Holmes oder – zeitgemäßer – Ahmed B(l)ond sein?
Die erforderliche Ausrüstung war in jedem Technik-Supermarkt (wahlweise auch im Internet) frei verfügbar, dank der nahezu unbegrenzten technischen Möglichkeiten. Also, warum nicht? Was machbar ist, sollte auch gemacht werden. Alte Stasi-Weisheit. Noch immer gültig und brandaktuell.
Nun wurde es interessant, Ahmed has left the building …
Wie befürchtet, waren die Neumeiers sein angepeiltes Erst-Ziel. Doch nicht der Garten, er steuerte doch glatt die Terrassentür an und – huch! – auf einmal war er drinnen im Zahnartzhaushalt. Mitten im Wohnzimmer, das ich als langjährige Nachbarin in mehreren Jahrzehnten nicht ein einziges Mal zu sehen bekommen hatte – was aber auch kein wirklicher Verlust war…
Es roch förmlich nach siebziger und achtziger Jahren. Holz über Holz, dazu noch eine Holzdecke . War das etwa „Schöner Wohnen im Sarg“? Dagegen war es bei mir im Möbellager direkt stylish…
Und dann trabte Ahmed durch das Esszimmer, wo die Stuhlbeine schwer nach Chippendale aussahen. Wie sagte Helene Neumeier bei jeder Gelegenheit für jeden laut und deutlich hörbar? GELD IS‘ JA DAAA…
Kein Wunder, dass der Verdacht meiner Mutter, ihr Zahnarztgatte könnte vom Ruin betroffen sein, bei ihr Herzrhythmusstörungen ausgelöst haben musste.
Ein bisschen mulmig war mir schon dabei, so einfach bei „Nachbars“ zu spionieren. Doch im Grunde genommen konnte ich das so nicht betrachten, immerhin war es nicht meine eigentliche Motivation gewesen, in die Innenräume der Neumeiers zu sehen, sondern lediglich herauszufinden, was mein Stubentiger so alles trieb auf seinen Streifgängen.
Ich fand, das war eine plausible und entlastende Sichtweise. Und die Tatsache, dass es vielleicht hier und da ganz interessant sein konnte, bei anderen Leuten mal „reinzuschauen“, ohne wirklich anwesend zu sein, das hätte ich doch beim
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