Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
konnten. Ungünstige Liegeplätze, falsches Katzenstreu, penetrante Gerüche und was sie sonst noch an Katzenpsychofakten herausfinden konnte. Aber ihre Antwort war negativ. Also, im Prinzip positiv. Das ist ja manchmal dasselbe.
„Nein, hier ist alles soweit in Ordnung. Ich kann das nicht nachvollziehen. Vielleicht hat er wirklich eine Freundin… Das kommt gar nicht so selten vor – auch bei Kastraten.“
Kastraten , wie sich das anhörte. Man denkt automatisch an… Aber lassen wir das. Diese Katzenleute hatten schon eine merkwürdige Fachsprache entwickelt.
„Also ich bin mit meinem Latein am Ende , ich kann keine Störfaktoren ausmachen.“ Die namenlose Tierheimleiterin kapitulierte. Ihr gefiel es aber trotz fehlender Störfaktoren so gut bei mir, dass sie noch für einen Riesenpott Tee geblieben war.
„Gemütlich hier. Und die alten Möbel sind auch viel gesünder für Katzen…“, gab sie unumwunden zu.
„Joh…“, mehr fiel mir nicht ein. Außer, dass diese alten Möbel meiner Urgroßeltern und Großeltern wahrscheinlich nicht mehr so ganz mit den Summen auf meinem stets wachsenden Bankkonto korrespondierten. Es passte irgendwie nicht mehr zusammen. Da das dicke Vermögen, das sich vermehrte wie die berühmten Karnickel und dort das bescheidene Leben im Keller des Elternhauses.
Mittelfristig würde ich da mal was ändern müssen. Aber momentan war ich noch zu sehr in meinem neuen Stoff gefangen.
Natürlich ging es um die Fortsetzung der niemals enden wollenden Liebesgeschichte von Lena und Arne – also Band 2 von „Sahneschnitte mit Schinkenspeck“.
Allerdings hatte Hannes Fehr schon angemahnt, dass man da noch mal über dieses oder jenes reden müsste. Um es kurz zu machen, er hatte eine ganze Menge an meiner Story auszusetzen und – zu allem Überfluss – auch noch konkrete Forderungen gestellt.
Wie ungehörig!
Doch ich war voll im Kreativ-Prozess und wollte mich nicht über Gebühr mit diesem Unsympathen auseinandersetzen. Dieser Sezierer meiner Texte, der Verzehrer meiner Worte. Irgendetwas an ihm erinnerte mich an einen Vampir, einen Blutsauger. Er konnte den Hals nicht voll genug kriegen von meinen Manuskripten. Und wenn er abgefüllt war mit Wörtern, dann spuckte er kleine Gemeinheiten aus und sendete sie mir per Email.
„Die Figur der Lena erscheint mir in Kapitel XX nicht mehr stimmig, Sie sollten dies nochmals überarbeiten im Hinblick auf…“
So oder so ähnlich klang das Ganze. Und ich musste „auf Zuruf“ meine eigenen Texte überarbeiten, damit es diesem Verlagsangestellten mit Spint und Stechkarte gefällig war.
Alter Meckerhannes!
So ein verschrobener Typ mit Pullunder überm Hemd und Glasbausteinen auf der Nase. Wahrscheinlich hatte er sein Lebtag keine Disco von innen gesehen. Aber Haare auf den Zähnen!
Insgeheim nannte ich ihn nur noch Hannibal Lektor …
Doch das war nicht mein einziges Problem. Mein anderes hieß noch immer Ahmed. Und zwar Ahmed on tour …
Also beschloss ich, das Thema bei meinem nächsten Besuch in Teddy’s Tieroase mit examiniertem Fachpersonal zu besprechen.
„Dein Kater büxt also aus?“, wollte Peggy von Teddy’s mit entsprechendem Schildchen auf ihrem Kittel von mir wissen und duzte mich gleich beim Erstkontakt.
„Ja, also. Wissen Sie…“, fing ich an und wurde gleich wieder unterbrochen.
„Weißt DU, wir duzen uns hier alle – das ist einfach persönlicher, gell?“, meinte Peggy von Teddy’s und strahlte mich an als wäre es ihre ureigene Idee gewesen, dies in der Teddy’s-Gruppe einzuführen…
„Also gut. Weißt DU“, bemühte ich mich um Anpassung, „zuerst blieb er nur mal ein, zwei Stunden weg. Aber jetzt wird es immer länger, und manchmal rufe ich fast die ganze Nacht nach ihm und raschele immer mit dem Trockenfutter, in der Hoffnung, dass er gleich um die Ecke biegt. Aber meistens habe ich kein Glück. Es kommt mir fast schon so vor, als würde er noch woanders wohnen. Hört sich blöd an, ich weiß.“
„Aber das ist doch nicht blöd, das ist total normal. Fast jeder Freigänger hat noch hier und da eine Adresse, wo es auch ein schönes Plätzchen gibt oder wo man sich ein bisschen durchfre ssen kann. Woanders schmeckt’s doch immer besser, das hat schon meine Mutter gesagt, wenn wir pappsatt von unseren Freundinnen kamen.“
„ Aha! Also, Sie meinen, da müsste ich mir gar keine Sorgen machen? Das wäre sozusagen normal bei Katzen?“
„DU, wir sagen doch DU…“, warf sie
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