Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
einwandfreiem Zustand und bereit zur Übergabe und Abnahme – gerade so, als hätte der Limburger Bischof persönlich die Bauleitung übe rnommen.
Das war mehr als großes Heim-Kino!
Es fehlte eigentlich nur noch das Wiener Caféhausorchester oder ein Flensburger Shanty-Chor, dann wäre mir endgültig die Spucke weggeblieben.
Ich hatte es geschafft. Ich war eine gemachte Frau mit eigener Villa, Bestsellerautorin aus eigener Kraft, emporgestiegen wie Phoenix aus dem überfüllten Schriftsteller-Aschenbecher.
Give me more!!! And Moor…
Nachdem ich mit meinem kleinen Handgepäck, eigene Möbel hatte ich ja keine, dann „umgezogen“ war und Ahmed aus seinem Ferienlager abgeholt hatte, konnte ich mein Glück kaum fassen.
Die englische Bibliothek, der original antike Schreibtisch mit grüner Ledereinlage (extra aus England importiert – mit echten Gebrauchsspuren), die Gemälde, die ich mir in einer hochspezialisierten Galerie für Jagdmalereien aus dem 19. Jahrhundert ausgesucht hatte, das Parkett aus heller Eiche mit Stern-Intarsien aus Mooreiche abgesetzt, das sich in dem überdimensional großen Wohnzimmer fortsetzte, die Teppiche, feinste Ware aus dem Orient mit allen Qualitäts- und Umweltsiegeln, die auf dem Weltmarkt vorhanden waren, die italienische Designer-Polsterecke mit dem zartesten aller lieferbaren Stoffe bezogen, den Flachbildschirm in XXXL, den man ganz einfach hinter einem noch größeren Gemälde in der Wand „versenkt“ hatte und den man bei Bedarf einfach per Fernbedienung wieder freilegen konnte, begeisterten mich restlos jeden Tag aufs Neue.
Und mein neues Bett erst! Amerikanische Maße, extra hoch und extra breit, so dass es auch zu meinem Revuekörper passte. Ein Traumort für meine zukünftigen Träume. Albträume ausgeschlossen…
Und erst die Küche . Na gut, ich kam nicht gleich mit den Gerätschaften zurecht und musste mehrfach Amadeus Hoferer kontaktieren, der natürlich in Sache „Café“ per se die allererste Adresse war.
Der SPA-Bereich war aber die Krönung von allem. Feinster Carrara-Marmor überall, ein kleiner, schicker Pool mit einer Hochleistungs-Gegenstromanlage, eine original finnische Sauna, eine Infrarotkabine aus Tirol, luxuriöse Liegen und draußen ein richtig großer Jacuzzi mit allen Schikanen, den ich wahlweise unter freiem Himmel genießen konnte oder auch mit einer Markise überdachen. Eine Bar durfte natürlich nicht fehlen, die Ausstattung hatte ich auch hier Zartkost-Marienkäfer überlassen. Meine Erfahrung tendierte immer mehr hin zu Fachpersonal in allen Bereichen des Lebens…
Wenn ich dann abends auf meinen überdachten Balkon heraustrat, konnte ich über ganz Nidda schauen. Groß-Nidda, wohlgemerkt.
Alle Lich ter meines Heimatstädtchens, die angeleuchteten Kirchen, der Johanniterturm. Das Glockenläuten, das ich schon seit Kindertagen kannte. Zu Neudeutsch hätte ich jedes Mal fragen müssen: Wie geil ist DAS denn? Aber ich fand die Formulierung grauenhaft, deshalb war ich lieber still und genoss die Aussicht bei einem kleinen Gute-Nacht-Zigarillo.
Aus der unglücklichen und betrogenen Krankenschwester an der Seite des Hot Doc, über den die ganze Klinik Bescheid g ewusst hatte, war eine erfolgreiche, mit Betonung auf „reiche“ Autorin geworden, die eine Villa von Hanse-Heim ganz locker aus der Portokasse bezahlen konnte.
Das sollte mir erst einmal jemand nachmachen, fand ich.
*
Schön war auch der erste Abend mit der Freitag-Mischpoke.
Ich hatte mich extra rechtzeitig auf die Lauer gelegt. Claude und Detlef, Ellen und Thomas und auch Silke trafen wie verabredet just an diesem Abend alle gleichzeitig vor dem Haus meiner Mutter ein und steuerten lachend und sich begrüßend langsam auf die Klingel von Sellingers zu.
Ich grinste derweil im Nebengebäude vor mich hin und konnte es kaum erwarten, wie es weiterging.
Nachdem bei Sellingers aber niemand öffnete, waren sie offensichtlich etwas irritiert. Die Ratlosigkeit stand ihnen in den Gesichtern.
Gespannt hörte ich der Truppe zu. Ein paar Kommentare über das neue Haus nebenan konnte ich auch aufschnappen: „Guckt mal da, das ist ja eine Prachtvilla geworden“, „Nobel geht die Welt zugrunde“, „Na, das hat ja ‘ne schöne Stange Geld gekostet…“
Das Grinsen wich mir nicht mehr aus den Mundwinkeln.
„Sag‘ mal, ist die Thea vielleicht noch im Urlaub?“, fragte Ellen nach ausgiebiger Bewunderung meiner Hanse-Villa.
Nur Kopfschütteln bei den
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