Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle (German Edition)
sein. Das würde eine Überraschung werden.
Ich konnte mir schon lebhaft die Gesichter meiner Brüder und ihrer ewig konkurrierenden Ehefrauen vorstellen. Naja, Erholung hatten wir bestimmt nötig, nachdem Weihnachten in diesem Jahr wieder einmal en famille sein sollte.
Dagegen war die Freitags-Mischpoke wirklich ein Abend im Sanatorium…
Aber auch dieses Weihnachten und ebenso das Silvester gi ngen vorüber. Wobei das Feuerwerk von meinem Lieblingsplatz, der Schaukel auf dem Balkon, diesmal ein grandioser Anblick war. Ich hatte niemanden eingeladen. Den ersten Jahreswechsel in meinem neuen Heim wollte ich bewusst alleine genießen.
Ahmed hatte ich mit kleinen Kügelchen aus Peggys Pharma-Panzerschrank schon vorher außer Gefecht gesetzt, da er sich von Jahr zu Jahr mehr aufregte, sobald die Schießerei los ging. So konnte er seelenruhig das neue Jahr verschlafen. Und ich stand fassungslos mit dem teuersten Champagner, den Zartkost-Marienkäfer im Sortiment hatte, im Freien und wunderte mich über mein Leben.
Was würde das kommende Jahr wohl bringen?
Dann fiel es mir wieder ein.
Zuerst einmal gingen Sellingers auf große Fahrt – danach zum Set, der erste Band meiner Trilogie wurde zurzeit in Starbesetzung verfilmt – und dann war Bestseller Nummer drei an der Reihe. Dass ich noch immer am allerersten Kapitel saß, verdrängte ich an diesem Silvesterabend.
Ich sah mich in Gedanken schon wieder im Nachthemd die neuesten Umsatzzahlen sichten. Das war mittlerweile zur liebgewonnenen Tradition geworden. Morgens erst einmal die Kontostände checken – eines meiner allerschönsten Hobbies…
*
„Willkommen auf der Antina Lux!“, ertönte es unendlich oft an diesem Morgen nach einem ziemlich langen Flug. Man spricht Deutsch! Ich war erleichtert, aber wir hatten ja auch einen deutschen Veranstalter gewählt. Heimatverbunden wie wir waren.
Meine Mutter , die schon vor dem Eintreffen am Kreuzfahrthafen im sonnigen Florida völlig fertig und damit wirklich urlaubsreif war, wollte nur noch eines: so schnell wie möglich in ihre Kabine und in die heißersehnte Horizontale – da war auch mit aufmunterndem Sekt und einem Blumenkranz aus künstlichen Edelweißblüten, wie ich ihn noch nie vorher gesehen hatte, nichts mehr zu machen gewesen.
Mir tat zwar auch alles weh, trotz der First-Class-Sitzplätze, aber ich konnte mich trotzdem an den leuchtenden Farben der Karibik und de n überschwänglichen Menschen, die uns willkommen hießen, erfreuen.
Die Masse an Kreuzfahrtschiffen, eines größer als das andere, hätte ich jedoch so nicht erwartet. Man kam sich vor, als würde man mitten in der Frankfurter Skyline stehen, so hoch erschienen einem manche dieser Dampfer. Dagegen sah unsere Antina Lux direkt mickrig aus.
Aber dafür würde sie mit Chic und Stil überzeugen, so hoffte ich. Auch wenn die Edelweißblüten nicht ganz meinem Sinn für gehobene Kreuzfahrtromantik entsprachen.
Es folgten lange Schlangen, viele Kontrollen und unzählige Begrüßungen an Bord der Antina Lux, bis wir endlich unsere Suiten beziehen konnten.
Anscheinend nutzte unser Buchungsstatus „V.I.P. Plus“ da gar nichts, durch die Schleusen mussten einfach alle. Auch ich als international erfolgreiche Bestsellerautorin… Aber es war mit Fassung zu tragen, wenn ich an all das dachte, was diese Kreuzfahrt versprochen hatte.
Ich hatte extra zwei nebeneinander liegende Gemächer rese rviert. Natürlich extra groß, die Super-Comfort-Variante mit Balkon und Room-Service.
Wie gesagt, der Banker hatte ja empfohlen, in Sachwerte zu investieren. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob Kreuzfahrten in der Karibik überhaupt zu den sogenannten Sachwerten zählten und ich normalerweise überhaupt nicht auf dessen Ratschläge hörte.
Dass einen im Schiffsinneren überall das bayerische Gesangsduo „Mariandl und ihr Sepp“ anlachte, hatte mich dann doch stutzig gemacht. Und als ich in der Informationsmappe, einer Art Bord-Tageszeitung dann las, dass diese von uns gebuchte Kreuzfahrt durch die östliche Karibik unter dem Motto „Bayerische Lebensart für Best Ager“ stand, da war mir klar, dass ich doch besser auf die persönliche Beratung im Reisebüro verzichtet hätte. Das hatte ich nun davon, dass ich bewusst an alten Traditionen festhalten wollte. Reisebüro statt Internet, man sollte es sich doch gut überlegen. Am besten vorher.
Aber die Sache mit dem Edelweiß erklärte sich jetzt.
Schon am ersten Abend war das
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