Glücksregeln für den Alltag
nehme an, das kann dabei helfen, die eigenen Fähigkeiten besser zu beurteilen, zumindest, was die fachlichen Fertigkeiten, das Leistungsniveau oder das objektiv messbare Wissen betrifft.
Um seine Selbstbewusstheit - sein Gewahrsein - und die Selbsterkenntnis auf einer tieferen Ebene zu verbessern, kommt es darauf an, dass die Auffassung von sich selbst tatsächlich in der Realität wurzelt. Das Ziel muss sein, eine unverzerrte Meinung von sich selbst zu haben, eine genaue Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Merkmale.“
Ich dachte kurz darüber nach. Wieder einmal war ich erstaunt, wie sehr die Ansichten des Dalai Lama, eine Verbindung von buddhistischer Weisheit und gesundem Menschenverstand, den Erkenntnissen der westlichen Wissenschaft ähnelten. „Wissen Sie, was Sie da sagen, erinnert mich an neuere Theorien, die von einigen Forschern und Experten hinsichtlich des menschlichen Glücks aufgestellt werden. Insbesondere der Wissenschaftler Martin Seligman meint, dass man seine eigene Selbsterkenntnis verbessern kann, indem man das herausfindet, was er die .Stärken, die einen auszeichnen‘ nennt - die natürlichen guten Eigenschaften und Charakteristika, die besondere Sammlung von positiven Merkmalen, die jeder von uns hat. Daher entwickelten er und seine Kollegen einen Fragebogen, anhand dessen die Menschen ihre Stärken besser ausmachen können. In diesem sehr ausgeklügelten und detaillierten Fragebogen listete er sechs menschliche Tugenden auf, darunter Weisheit, Mut und Liebe. Dann unterteilte er diese primären Tugenden in vierundzwanzig ,Stärken, die einen auszeichnen’. Beispielsweise ist Mut in Tapferkeit, Ausdauer und Rechtschaffenheit unterteilt. Jedenfalls behauptet dieser Forscher, dass man glücklicher in der Arbeit werden kann, indem man die eigenen Stärken entdeckt und sich bemüht, sie in seinem Job einzusetzen - nach Möglichkeit jeden Tag. Er empfiehlt, eine Arbeit zu wählen, bei der man diese Stärken ganz selbstverständlich nutzen kann. Ist dies nicht möglich, dann sollte man seinen gegenwärtigen Job dahingehend modifizieren, dass man sie möglichst häufig zum Einsatz bringt.“
Ich fuhr fort: „Zu einem früheren Zeitpunkt sprachen wir darüber, dass Menschen dann glücklicher bei der Arbeit sind, wenn sie sie als Berufung betrachten. Wir waren uns einig, dass ein Weg dazu darin besteht, die eigene Einstellung zu modifizieren und zu versuchen, ein höheres Ziel oder einen höheren Sinn in seiner Arbeit zu sehen. Seligman zufolge gibt es noch einen anderen Weg, um seine Arbeit in eine Berufung zu verwandeln - indem man, wie oben geschildert, seine eigenen speziellen Stärken entdeckt und anwendet. Ich glaube, in gewisser Weise hängt das mit diesem Sich-selbst-Verstehen zusammen, von dem Sie sprechen. Zumindest auf einer konventionellen Ebene.
Wenn es darum geht, wie man seine ureigenen Stärken in der Arbeit nutzt, dann, denke ich, können Sie als gutes Beispiel dafür dienen. Ich erinnere mich, dass wir in der Vergangenheit über Ihre Rolle als Oberhaupt des tibetischen Volkes und den Erfolg gesprochen haben, den Sie hatten. Und in manchen Diskussionen erwähnten Sie zum Beispiel die Unterschiede im Führungsstil zwischen Ihnen und dem Dreizehnten Dalai Lama. So war der Dreizehnte Dalai Lama strenger, ja fast ein wenig herb. Auch wenn Ihr Stil anders ist, wird er den gegenwärtigen Bedürfnissen des tibetischen Volkes unter den heutigen Bedingungen vermutlich besser gerecht. Und Sie nannten verschiedene Wesenszüge -einer ist Ungezwungenheit, ein anderer Freimütigkeit: diese Art von Eigenschaften. Sie stellten fest, was Ihre Stärken sind und wie sie auf die Bedürfnisse Ihres Berufs angewendet werden können, der darin besteht, Oberhaupt des tibetischen Volkes zu sein — zumindest ist dies ein Feld Ihrer Tätigkeit. Dies steht im Einklang mit der Auffassung, man solle seine Stärken genau erkennen und sie in der Arbeit einsetzen. Ergibt das einen Sinn?“
„Ich weiß nicht... Ich frage mich, ob man sie besser als Stil oder als Stärke bezeichnen sollte - meine Kenntnis des Englischen ist etwas begrenzt. Aber ich habe immer gedacht, dass Dinge wie Freimütigkeit, Ungezwungenheit lediglich Wesenszüge sind. Ich weiß nicht, ob man sie als Stärken bezeichnen kann. Aber Sie wollen vielleicht sagen: Wenn die Merkmale eines Menschen sich gut in seine Tätigkeit integrieren lassen und nutzbringend sein können, werden sie zu einer Stärke. Richtig?“
„Ich denke, man
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