Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glücksregeln für den Alltag

Glücksregeln für den Alltag

Titel: Glücksregeln für den Alltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard C. Cutler Dalai Lama
Vom Netzwerk:
demoralisiert sind.
    Auch ohne die Hilfe von Sozialwissenschaftlern und Organisationspsychologen oder Experten wie Amy Wrzesniewski kam eine Freundin von mir, die als Cheflektorin in einem großen Verlag arbeitet, ganz zufällig auf ihre eigene Strategie, mit deren Hilfe sie ihre Arbeitseinstellung veränderte — eine Taktik, die sie viele Jahre lang erfolgreich angewandt hat und die sehr gut veranschaulicht, wie jeder von uns seine Arbeit in eine Berufung verwandeln könnte.
    „Bei meiner Arbeit komme ich oft an einen Punkt, wo ich das Gefühl habe, ich halte es einfach nicht mehr aus“, erklärte sie. „Was dieses ,es‘ auch immer sein mag - jede Aufgabe scheint dann eine unerträgliche Last zu sein, jede Frage eine störende Unterbrechung, jede Sitzung und Konferenz eine Zumutung. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, ich würde überall lieber als an meinem Arbeitsplatz sein - würde lieber in einer heißen, stickigen U-Bahn feststecken, in einem Tunnel ohne Klimaanlage. Wenn ich meinen Job nun einzig und allein als Karrieremöglichkeit betrachte - als etwas, mit dem ich einen guten Eindruck machen kann, oder etwas, was meine Selbstachtung hebt -, dann ist dieses Ergebnis unvermeidlich. Meiner Erfahrung nach wird man immer enttäuscht werden, wenn man sich auf etwas Äußeres verlässt, um glücklich zu sein. Nicht mein Job kann machen, dass ich mich besser fühle, das muss ich schon selbst tun. Wenn ich mich so fühle, versuche ich gar nicht erst, meine Einstellung pauschal zu ändern, mir einzureden: ,Meine Arbeit führt letzten Endes ja dazu, dass Menschen geholfen wird.’ Das funktioniert nicht. Ich muss klein anfangen. Ich muss mit dem Ärger anfangen, den ich empfinde, wenn ich die lästige Frage einer Kollegin beantworten muss. Ich muss diese Person als jemanden anerkennen, der genauso seinen Job zu versehen hat und dessen Bedürfnisse mindestens ebenso wichtig sind wie meine eigenen, wenn nicht noch wichtiger. Wenn ich somit in der Lage war, durch meinen Job zu einer Klärung beizutragen bei jemandem, der dies besonders braucht, kann ich zufrieden sein. Dann kann ich mich der vorliegenden Aufgabe zuwenden und etwa eine Marketingnotiz schreiben, um ein Buch zu positionieren. Dann kann ich darüber nachdenken, wie Menschen hier im Haus darauf reagieren werden - ob sie die Lektüre als tröstlich empfinden und ob sie das Buch vielleicht sogar einem lieben Menschen mitbringen werden, der im Krankenhaus liegt. Dann denke ich an die vielen tausend Exemplare, die in den Buchläden auf der ganzen Welt ausliegen werden und an die Menschen, die in die Läden gehen und es kaufen, es lesen, Hilfe dadurch erfahren und das Buch an jemanden weitergeben, dem möglicherweise ebenfalls damit geholfen wird, und so weiter. Somit kann ich sehen, dass das Ziel meines Jobs eigentlich darin besteht, dazu beizutragen, Leiden zu lindern. Aber es ist nicht leicht, diese Haltung zu bewahren. Ständig gleite ich in den Zustand des Burnouts ab. Es ist eine Art geistige Übung, die ich die ganze Zeit machen muss. Und wenn ich widerwillig und schlecht gelaunt bei der Arbeit bin, so ist das ein Zeichen, dass ich diese Übung erneut machen muss, immer und immer wieder, bis sich das Gefühl eines Tages ganz natürlich, spontan einstellt und ich beim Redigieren eine große Freude fühle, die aus dem Nichts kommt.“

SECHSTE KAPITEL
    SELBSTBEWUSSTHEIT UND SELBSTERKENNTNIS –
    IN DER REALITÄT WURZELN

    D er Dalai Lama war mehrere Tage durch andere Versammlungen und Verpflichtungen verhindert gewesen, und als wir unsere Diskussion wieder aufnahmen, wollte ich sie da fortsetzen, wo wir stehen geblieben waren. „Neulich sprachen wir darüber, inwiefern unsere Einstellung ein Schlüsselfaktor für die Zufriedenheit bei der Arbeit ist, und wir erörterten, wie wir unsere Haltung oder Auffassung so ändern können, dass wir unsere Arbeit als Berufung betrachten. Aber Sie erwähnten weitere Schlüsselfaktoren: Selbstbewusstheit — Gewahrsein — und Selbsterkenntnis.“
    „Das stimmt“, antwortete der Dalai Lama lebhaft.
    Anders als bei den meisten unserer Treffen, die am späten Nachmittag stattfanden, hatten wir uns diesmal am Morgen zusammengefunden. Obwohl ich eigentlich kein „Morgenmensch“ bin, genoss ich es, ihn zu diesen frühen Stunden zu treffen, in denen er immer so wach, ausgeruht und in besonders guter Stimmung war. An diesem Morgen war es genauso und er schien ebenso interessiert, unsere Gespräche wieder

Weitere Kostenlose Bücher